Akt 11:

Antworten in schlaflosen Nächten:

 

Teilnehmende Abenteurer:

Garoth MacThorne (Midgard, Mensch, Alba, Hexenjäger, Grobschmied) mit Heldengeist Fair Cousat,

Lucius Verus Duber geb. Doran MacConuilh (Myrkgard, Nordlande-Herena, Mensch, Krieger, Büchsenbauer),

Armadia (Midgard, Mensch, Alba, Wildläuferin, Jägerin)

 

Ljosgard: Es war Abend und Garoth versuchte vorsichtig und aus sicherer Distanz die vor ihm schwebende goldene Schriftrolle mit einem Erkennungszauber zu analysieren. Doch leider vergebens. Dann übermannte ihn seine Neugierde und er griff nach ihr. Sofort ertönte eine Stimme in seinem Kopf und fragte ihn nach seinem größten Wunsch, den er sich schon immer sehnlichst erhofft hatte. Darüber hatte Garoth sich allerdings noch nie Gedanken gemacht, sodass er nicht antworten konnte. Dann bemerkte er etwas Schockierendes. Er konnte die Schriftrolle nicht mehr loslassen! Als die Buchstaben und Zeichen auf dem Pergament begannen sich in der Mitte des Blattes zu konzentrieren, bekam er es mit der Angst zu tun und hielt das Pergament hastig über sein Schmiedefeuer. Aber die Flammen verzehrten dieses nicht, doch sie drohten ihm seine Hände zu verbrennen. Er wich zurück. Dann erhob die Stimme in seinem Kopf abermals das Wort. Sie erklärte ihm, dass er nun von IHM auserwählt wurde, um an einem Duell der Magier teilzunehmen, wie es es schon seit Jahrtausenden nicht mehr gegeben hätte. Dem Sieger dieses Duells würde ER einen Wunsch erfüllen. Er müsste IHM zuvor nur noch ein passendes Opfer darbieten, damit er von IHM seinen zur Verfügung stehenden Heldengeist erhielt. Dieser würde ihm bei den kommenden Kämpfen zur Seite stehen. Garoth war verwirrt. Er selbst war zwar in die Fußstapfen seines Großvaters getreten und Hexenjäger geworden, aber er war kein Magier. Dann verstummte die Stimme und die Buchstaben auf dem goldenen Blatt sortierten sich zu einem Namen an: Feir Cousat. Das Pergament entglitt daraufhin seinen Händen und segelte zu Boden, wo es sich von selbst zusammenrollte.

Unterdessen war Amadia mit ihrem mittlerweile genesenen Wolfsjungen in den Wald gegangen. Dort wollte sie ihn wieder an die Natur und an die Freiheit gewöhnen. Amadia rannte los und der Wolf folgte ihr immer schneller und schneller. Sein Spieltrieb war geweckt. Dann stoppte Amadia plötzlich, denn das was sie vor sich sah, war ihr nicht bekannt. Vor ihr lag eine neue Waldlichtung mit einem Durchmesser von bestimmt vierzig Metern. Der Boden war rabenschwarz verkohlt und noch immer warm. Die zerborstenen Überreste von vielen Dutzenden Bäumen lagen auf dem Boden verstreut. Das rote Licht der untergehenden Abendsonne fiel auf ein surreales Gebilde direkt im Zentrum der Lichtung. Es war ein riesiger Knochenhaufen, bestimmt menschenhoch aufgetürmt und auf ihm thronte sitzend eine weibliche Gestalt mit dunklen herunterhängenden Flügeln. Amadia wollte kein Risiko eingehen. Sie spannte ihren Bogen und zielte genau. Als sich der Schuss löste, schnellte der Pfeil genau auf die Gestalt zu und traf ihren Kopf. Die Frauengestalt kippte daraufhin leblos vornüber. Die Jägerin näherte sich dem knöchernen Gebilde. Es waren die skelettierten Überreste von mehr als fünfzig Menschen! Sie wiesen kein Fleisch mehr auf und waren auf merkwürdige Weise miteinander verwachsen. Amadia legte ihren Bogen fort und zückte ein Messer. Dann schlug sie der Frau mit einem einzigen Hieb den Kopf ab und nahm diesen an sich. Da sie befürchtete dies könnte eine Vampirin sein, hob sie ein Loch an einer nahen Waldkreuzung aus und vergrub ihn darin. Der durch die vielen Tritte von Reisenden verdichtete Boden würde diese untote Kreatur auf jeden Fall vom Wiederauferstehen abhalten. Dann begab sie sich schleunigst zurück ins Dorf.

Sledge arbeitete ebenfalls in seiner eigenen Schmiede und schaute mehrfach zu Lilly hinüber. Er fand es verdächtig, dass dieses Mädchen ungefähr zeitgleich mit dem dämonischen falschen Engel im Dorf auftauchte. Er beschloss Lilly daher im Auge zu behalten. Nach getanem Tageswerk begleitete er darum seinen Lehrling Luis und seine Freundin Lilly nach hause. Dort angekommen verabschiedeten sie sich. Doch anstatt zur Haustüre zu gehen ging Luis mit Lilly stattdessen um das Haus herum und verschwanden im Garten. Auch wenn Sledge beschlossen hatte sie im Auge zu behalten, so wollte er den zwei Kindern nicht dorthin folgen. Für die anderen Anwohner würde das nämlich bestimmt seltsam aussehen, wenn er Kindern in den Abendstunden durch die Hinterhöfe verfolgte. Das würde seinem Ansehen auf jedem Fall schaden.

Garoth ließ die Sache mit dem goldenen Pergament einfach keine Ruhe. Darum wälzte er im Notizbuch seines Großvaters nach entsprechenden Aufzeichnungen und wurde schließlich fündig. In einem Absatz hieß es, dass sogenannte goldene Ankorale zur Namensbeschwörung verwendet wurden und sie äußerst selten waren. Allein ihre Herstellung würde Unmengen an magischen Utensilien benötigen und dem Erschaffer sehr viel Zeit und Arbeit abverlangen. Durfte er solch ein Ankoral etwa nun sein Eigen nennen? Die Notizen stimmten jedenfalls mit den Worten der Stimme, die er vorhin in seinem Kopf vernommen hatte, überein.

Amadia kam im Dorf an und stieß die Flügeltüren der Kirche auf. Im Inneren war die Feuerpriesterin des Xans, Marie-Ann, gerade dabei den Altar aufgrund des Vorfalls mit dem Dämonen neu zu segnen. Lucius unterstützte sie dabei. Außer Puste nahm sich die Jägerin ein Blatt Papier und eine Schreibfeder von einem Pult und beschrieb ihnen schriftlich von ihrer Entdeckung im Wald. Sowohl Lucius als auch Marie-Ann waren entsetzt zu hören, dass nun abermals und innerhalb kürzester Zeit ein weiterer Dämon nahe ihres Dorfes erschienen war. Sie mussten schleunigst handeln, obwohl die Sonne gerade im Begriff war hinter dem Horizont zu verschwinden. In aller Eile trommelten sie einige mutige Recken zusammen, die sich mit Mistgabeln, Fackeln und Sensen ausrüsteten, um den beschwerlichen Weg durch das Unterholz zu dieser Lichtung anzutreten. Der Mob, der diese Aufgabe in Angriff nahm bestand aus Amadia, Lucius, Marie-Ann, zwei Mönchen, sowie zwei Feldarbeitern.

Nach einer knappen Stunde kam der Trupp in der Dunkelheit der Nacht am Rande der Lichtung an. Zum Glück war in wenigen Nächten Vollmond und es herrschte eine sternenklare Nacht, sodass sie sich nicht allein auf den Lichtschein ihrer Fackeln und Lucius Laterne verlassen mussten. Im Mondlicht erschien ihnen der weiße Skeletthaufen noch mysteriöser und eine unheimliche Stille umgab sie. Als Lucius die Silhouette der Knochen vom Rande aus betrachtete erinnerten sie ihn sofort an einen Knochendrachen, eine Beschwörung der Dunklen Meister auf Myrkgard. Als er dann auch noch die Seemeister in der Gegenwart der Herrschaftspriesterin erwähnte, wurde Marie-Ann schon beinahe hysterisch. Sie musste auf alle Fälle den Obersten der Kirgh hiervon Bericht erstatten, damit sie ihnen Ordensmänner schickten. Morgen schon wollte sie ein Schreiben für diese aufsetzen und es mit einer Brieftaube versenden und danach persönlich nochmals hierher zurück kehren, um diesen unheiligen Ort hier niederzubrennen. Amadia hatte sich währenddessen von der Gruppe gelöst, um mit Lucius Laterne die nahe Umgebung abzusuchen. Aber außerhalb der Lichtung fand sie lediglich ihre eigenen Spuren, weshalb sie annahm, dass dieser von Lucius erwähnte Knochendrache, als auch die beflügelte Frau vom Himmel aus hier in den Wald abstürzten. Marie-Ann wurde derweil noch nervöser. Sie hatte erst vor nicht all zu langer Zeit ihr Studium beendet und die Priesterweihe erhalten und nachdem ihr Mentor durch die Twyneddin den Tod gefunden hatte, konnte sie sich an keine vertraute Person mehr wenden. Die ganze Situation drohte ihr über den Kopf zu wachsen. Was sie nun am dringendsten brauchten wäre die Unterstützung von Ordenskriegern. Diese könnten mit einer Inquisition die Schuldigen im Dorf mit Sicherheit ausfindig machen und sie ihrer gerechten Strafe zuführen. Die Worte der Priesterin beunruhigten Lucius zutiefst. Verzweifelt versuchte er daher Marie-Ann dieses Vorhaben auszureden, doch ohne Erfolg. Seine Argumente erreichten sie in ihrem Wahn einfach nicht mehr.

Als sich alle wieder etwas beruhigt hatten, da es nach einer kurzen Begehung so ausschaute, als ob von diesem Ort vorerst keine unmittelbare Gefahr mehr ausging, begab sich der Trupp auf den Weg zurück nach Goldmoor. Unterwegs machte sich Lucius so seine Gedanken und geriet dabei beinahe in eine tiefe Glaubenskrise. Er war, obwohl er auf Myrkgard aufgewachsen war, immer treu zu den albischen Göttern gewesen. Aber sollte die Kirgh wirklich in diese Sache eingeweiht werden? Er hatte schon einige Geschichten darüber gehört, dass sich die Politik von Glaubensgemeinschaften und der herrschenden Klasse aufgrund von Interessenskonflikten gegenüber standen und sich teils heftige Wortgefechte, beinahe schon Streitgespräche, daraus entwickelten. Doch was würde dies für Konsequenzen für das Dorf und den hiesigen Fürsten mit sich ziehen? Trotz seiner Gottestreue hielt er nichts von der Inquisition, denn im Gegensatz zu Göttern machten Menschen Fehler. Und wie würde Fürst Regis MacTuric reagieren, wenn sich Ordensleute in die Verwaltung seiner Ländereien einmischten? Dann kam ihm ein Einfall, als ihm wieder die Seemeister durch den Kopf gingen. War das weibliche Wesen auf dem Knochendrachen vielleicht chryseischen Ursprungs? Doch leider kannte er sich mit der Mythologie und Sagenwelt Chryseias nicht so gut aus, um seine Idee zu bestätigen. Voller Gedanken ließ er sich später in sein Bett in dem ihm vom Dorfsprecher zugewiesenen und leerstehenden Haus in Goldmoor fallen.

Die Sonne ging auf. Garoth wollte nun mit allen Mitteln das Geheimnis des goldenen Pergaments lüften und hatte dafür den Entschluss gefasst dem Ankoral ein großes Opfer darzubringen. Schweren Herzens nahm er das Notizbuch seines Großvaters und verabschiedete sich innerlich von diesem geliebten Andenken. Dann warf er es in die Feuer seines Schmiedeofens. Nachdem das Buch Seite für Seite vor seinen Augen verbrannte löste sich das Ankoral auf. Neben ihm erschien zeitgleich die durchsichtige Gestalt eines Mannes. Seine Kleidung wies Ähnlichkeiten mit denen eines Schmiedes, doch zugleich auch denen eines Magiers auf. Er gab sich als Feir Cousat zu erkennen, sein Heldengeist. Feir versicherte ihm ihn in den kommenden Herausforderungen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Allerdings benötigte er wohl noch ein paar Tage, um physisch in der Welt agieren zu können. Garoth wusste nicht, wie er reagieren sollte und beschloss vorerst nichts davon seinen Kameraden zu erzählen.

Etwas später trafen sich Garoth, Lucius und Amadia vor Goldmoor und marschierten zur Burg des Fürsten. Dort wurden sie bereits von den Wachen am Burgtor erwartet, da Lucius vom dortigen Schreiber für den Vormittag eingeladen worden war. Eine Wache führte sie zur Schreibstube. Marius begrüßte sie dort herzlichst und nahm sie in Empfang. Dann ließ er für alle von einer Bediensteten ein reichhaltiges Frühstück auftischen. Während des Mahls erzählte Marius ihnen, dass er im Archiv auf der Suche nach den Namen von Gerard und Alesia MacConuilth, Lucius Eltern, im entsprechenden Abteil auf Aufzeichnungen des ehemaligen Hofmagiers Nasser stieß. Dieses Buch hätte eigentlich nicht dort zu finden sein dürfen.

Dann begann er zu erzählen, was darin zu lesen war: Vor etwa zwanzig Jahren stießen Bergleute in der Tiefe der dortigen Goldmine beim Anlegen eines neuen Schachtes auf eine teils verschüttete unterirdische Anlage. Nachdem sie einen ersten der Räume freigelegt hatten, in der Hoffnung dort auf Wertvolles zu stoßen, gingen sie ihrer gewohnten Tätigkeit wieder nach, denn sie fanden nichts. Wenige Tage später bemerkte einer der Minenarbeiter, dass in diesem Raum plötzlich und ohne vorherige Anzeichen ein mysteriöses metallenes Tor auftauchte, dessen Inneres mit einer Art Wasser ausgefüllt war. Das Metall, aus dem dieses bestand, kannte niemand und so ließ der Vorarbeiter nach Nasser und einigen hochrangigen Angestellten der Burg rufen. Doch selbst diesem mächtigen Magier war es nicht möglich gewesen dieses Tor, welches er als Weltentor klassifizierte, zu zerstören oder zumindest den Weltentorzauber zu neutralisieren. Die darin schlummernde Magie war einfach zu machtvoll. Der damalige Fürst befahl eine Expedition zusammen zu stellen, die durch das Tor auf die andere Seite gehen und dort eine Möglichkeit finden sollte den Zauber zu brechen. Danach sollten sie zurück kehren. Lucius Eltern, die immer treu zu ihrem Vormund und Fürsten standen meldeten sich freiwillig dazu sich dieser Expedition anzuschließen. Da die beiden aber niemandem ihren noch jungen Sohn anvertrauen wollten, nahmen sie ihn mit. So kam es, dass die Expedition durch das Tor startete und die Adligen warteten gespannt auf die Rückkehr der Freiwilligen. Aber selbst nach einigen Tagen kehrte keiner der Expeditionsteilnehmer zurück.

Lucius sagte an dieser Stelle, dass er sich noch erinnerte, dass seine Eltern und die anderen kurz nach der Durchquerung des Tores von Soldaten des dortigen Valianischen Imperiums ergriffen und wenig später ermordet wurden. Marius sprach ihm sein Beileid aus. Dann wies er ihnen das Buch. Genau ab dieser Stelle hatte Nasser nämlich seine Aufzeichnungen in einer ihm unbekannten Geheimschrift fortgesetzt. Der Text bestand aus über einhundert verschiedenen Zeichen, was eine Dechiffrierung nahezu unmöglich machte. In den offiziellen Büchern neben diesem Buch hieß es, dass Alesia und Gerard MacConuilth eines natürlichen Todes gestorben und bei den Gräbern vor der Fürstengruft beigesetzt worden waren. Diese Tatsache fanden alle recht merkwürdig, da sie weder dem Adel angehörten, noch jemals zurückgekehrt waren. Zudem hätte sich Nasser vermutlich etwas dabei gedacht seine Aufzeichnungen genau dort im Archiv zu verstecken. Es schien beinahe so, als ob der Magier damals gewusst hätte, dass irgendjemand irgendwann nach diesen beiden Namen suchen würde. Dies war auch für Lucius klar. Irgendetwas musste der Magier in dem Grab seiner Eltern versteckt haben. So fragte er seinen Gegenüber, ob er die Erlaubnis erhielt zum Grab seiner Eltern gehen zu dürfen. Sie erhofften sich nämlich im Grab die Dechiffrierungsliste zu finden. Marius konnte niemandem verbieten die Gräber seiner Vorfahren zu besuchen und erteilte ihm die Erlaubnis. Marius nahm an, dass der geheime Inhalt des Buches womöglich etwas mit dem Weltentor zu tun hatte. Er, der Fürst und jeder Hochrangige auf der Burg wüssten mittlerweile darüber Bescheid, da am gestrigen Tage Lathana, die fürstliche Botin, hier war und sie über alle Geschehnisse genauestens informiert hatte. Die Goldmine, von der bisher niemand etwas wusste, könnte nämlich alle Probleme von Fürst Regis MacTuric auf einmal lösen. Sowohl die Finanzierung der Grenzbefestigungen im Norden, als auch den Freikauf seiner geliebten Tochter und die Fehde mit den MacRathgars. Der Fürst hatte befohlen alle ihm zur Verfügung stehenden Truppen zu mobilisieren, um die Sicherheit der Mine zu gewährleisten. Er musste schließlich davon ausgehen, dass König Berian von Herena diese Mine nicht kampflos hergeben würde. Um einen Konflikt mit den freundlich gesinnten Bewohnern zu verhindern, gab ihm Lucius das mit dem Widerstand vereinbarte Passwort beim Passieren des Tores weiter. Da Lathana bereits alles offengelegt hatte, wollten die drei Gefährten auch keine neuen Geheimnisse vor Marius haben. So berichteten sie ihm anschaulich von dem gefundenen Knochenkonstrukt und der darauf thronenden toten Dämonin im Wald und der vermeintlichen Einmischung der Seemeister. Amadia konnte ihm sogar die genaue Position der Lichtung auf einer Karte dieses Gebietes aufzeigen. Zudem erwähnten sie, dass die Priesterin Marie-Ann vorhatte den Klerus davon Bericht zu erstatten, damit sie Ordensleute in das Dorf entsenden. Der Plan der Priesterin beunruhigte Marius, denn seine Meinung von den weltlichen Mitgliedern der Kirgh war nicht gerade positiv. In seinen Augen waren Ordenskrieger nämlich nichts weiteres als verblendete Personen, die jeden Sinn für die Realität verloren hatten. Amadia hatte aber einen rettenden Einfall, wie sie den Brief, den Marie-Ann mit einer Brieftaube fortschicken wollte, abfangen konnten, ohne den Verdacht auf sie zu lenken. Aber dafür bräuchten sie einen abgerichteten Falken. Marius erahnte ihren Plan und verwies sie an Randolph, der sich im Nordturm um die Verschläge kümmerte. Dann verabschiedeten sie sich vorerst vom Schreiber.

Oben in der Spitze des Nordturmes der Burg machten sie dann Bekanntschaft mit Randolph. Schnell hatten sie den Eindruck, dass dieser wohl nicht der Hellste war. Zudem wurde die gegenseitige Kommunikation mit ihm durch sein schweres Stottern und seine Verwirrtheit erschwert. Neben den Taubenverschlägen und den Käfigen mit ausgewachsenen Falken entdeckte Amadia dann eine Kiste mit kürzlich geschlüpften Falkenjungen und durfte eines von ihnen an sich nehmen. Aber die Frage, ob sie sich einen der ausgewachsenen Falken für eine dringende Aufgabe nehmen konnten, verneinte Randoph bestimmend. Er durfte schlichtweg diese Tiere nicht hergeben und ignorierte vehement die Argumente der ihm fremden Gruppe. Nach einigem Hin und Her erlaubte er ihnen aber einen Falken von hier aus zu entsenden, aber er müsste immer bis zum Einbruch der Nacht zurück bei ihm sein. Amadia, welche sich bestens mit Tieren auskannte, ging zu einem großen Exemplar herüber und gab diesem zu verstehen, alle Vögel bei Goldmoor zu erjagen (20), um die von Marie-Ann losgeschickte Brieftaube zu erwischen. Der Falke breitete daraufhin seine mächtigen Schwingen aus und erhob sich in die Lüfte geradewegs in Richtung des Dorfes. Als sie gingen dachte Lucius über die Verwirrtheit Randolphs nach. Höchst wahrscheinlich war er krank, da er sich dauerhaft zwischen den Vögeln und ihren Exkrementen aufhielt.

Die Gruppe folgte schon seit beinahe einer Stunde dem schmalen Waldweg, der zu den Gräbern bei der Fürstengruft führte, als ihnen zehn Männer in grauen Mänteln entgegen kamen. Einer der Grauen gab sich ihnen als der Kommandant der Grauen Garde zu erkennen, die offizielle Assassinengilde der albischen Clans und des Königshauses. Sie waren auf der Suche nach fünf flüchtigen Personen gewesen, die sich laut ihren Informationen in Goldmoor aufhielten und wies ihnen fünf Fahndungsblätter. Darauf war eine Frau mit einem Schmiedehammer, eine Ritterin aus den Küstenstaaten, eine Elfe in einem langen Kleid, eine fremdländische Frau mit Fuchsohren, sowie ein Junge abgebildet. Als Garoth ihn nach den begangenen Verbrechen dieser Gruppe fragte, entgegnete er ihm, dass sie des Mordes und der Auslöschung eines ganzen Kleinclans bezichtigt wurden und sie von Zeugen bei ihrer Tat beobachtet worden waren. Garoth war sowohl erstaunt, als auch schockiert zugleich. Wie konnten nur fünf Personen solch eine Tat gelingen? Daraufhin beschrieb der gesetzestreue Garoth ihnen den genauen Weg nach Goldmoor und wo sich die Gesuchten dort zurzeit aufhielten. Im Zeltlager am Waldrand. Die Männer in grau bedankten sich bei den Abenteurern und setzten ihren Weg augenblicklich fort.

Dann endlich verließen sie den Wald und blickten auf ein kleines Tal mit einer blühenden Blumenwiese. Weit hinten war der Eingang zur Gruft der Fürsten zu erkennen und davor waren im Blütenmeer einige Steinplatten zu sehen. Während Garoth und Lucius nach dem Grab von Lucius Eltern suchten, blieb Amadia vorerst am Waldrand zurück, um sich einen genaueren Überblick zu verschaffen. Nach kurzer Suche fand Lucius das Grab seiner Eltern. Es war das einzige deren Namen nicht mit einem Adelstitel oder Wappen gekennzeichnet war. Er hielt kurz inne und gedachte seiner Eltern, von denen er schon so früh Abschied nehmen musste. Danach schob er zusammen mit Garoth die schwere steinerne Verschlussplatte zur Seite. Tatsächlich befand sich im Inneren kein Sarg, sondern ein vom Zahn der Zeit unangetastetes Buch und nahmen es an sich.

Amadia hörte auf einmal hinter sich eine leise, aber durchdringende und etwas erzürnte Stimme. „Schon wieder Zeugen“, und blickte hinter sich. Nicht einmal einen Meter von ihr entfernt stand eine Frau in einem schmuckvoll mit Rüschen verziertem rosafarbenen Kleid mit Kopfhaube. Sie hatte eisblau leuchtende Augen und schulterlanges, farbwechselndes Haar. Amadia spürte von dieser Frau eine unheilvolle Gefahr ausgehen und pfiff laut nach ihren Kameraden. Die Frau ließ ihren Kopf sacken und flüsterte, dass sie eigentlich nur in Ruhe Leichen suchen wollte. Dann schnellte sie urplötzlich vor und attackierte ohne zu zögern die sich erschreckende Amadia mit ihren wie Klingen hervorspringenden langen Fingernägeln und durchbohrte ihren rechten Arm. Unterwegs zogen ihre Kameraden eiligst ihre Waffen. Garoth wirkte zudem den Spruch „Erkennen der Aura“ und blickte dadurch in eine solche Finsternis, wie er sie noch nie zuvor wahrgenommen hatte, dass er kurz einen Schock erlitt. Lucius richtete, als er den Waldrand erreichte, seine Pistolen auf die Frau und drückte ab. Leider verfehlten die Schüsse ihr Ziel. Als sich wegen des Knalls der Pistolen die Frau erschrak, wirbelte sie herum, sodass Lucius kurz unter ihren Rock blicken konnte. Dabei fiel sein Blick auf ein Tattoo, welches sie an einem Oberschenkel trug und wie eine stilisierte Eule aussah. Nun griff auch Garoth in das Geschehen ein, holte mit seinem Hammer aus und schwang diesen machtvoll in ihr Gesicht. Volltreffer! Jedoch schien sie keine bleibenden Verletzungen davon getragen zu haben. Vielmehr äußerte sie ihren Frust darüber nun schmutzig geworden zu sein. Jetzt hatte sie aber keine Lust mehr auf dieses Spielchen. In nur einem Wimpernschlag entwuchsen ihr große, schwarze Schwingen und erhob sich mit einem Schlag ihrer Flügel in die Luft empor. Nun bemerkte auch Amadia das Tattoo. Garoth wollte diese Frau aber nicht einfach so ziehen lassen und warf seinen Streithammer nach ihr. Doch zu Garoths Entsetzen fing ihn auf (20). „Ich bin mal gespannt, was diese Waffe so über dich verrät“, murmelte sie leise vor sich hin und flog davon. Sowohl Amadia, als auch Lucius kannten dieses Zeichen. Jeder der beiden hatte aufgrund einer Geschichte schon einmal davon gehört. Es war das Zeichen der zwölf Kinder Samiels, des Grünen Jägers, wie der von den Albai gefürchtete Erzteufel auch genannt wurde. Nachdem sie sich um Amadias Verletzungen gekümmert hatten, verschlossen sie das zuvor geöffnete Grab wieder und begaben sich auf den Rückweg.

Unterwegs äußerte Lucius seinen Kameraden, dass er vermutlich unrecht hatte, was den Klerus anbelangte. Vielleicht wäre es doch besser, wenn sie den Brief Marie-Anns nicht abfingen, damit dieser mit einem Hilfegesuch bei der Kirgh ankäme. Im Kampf gegen ein Kind Samiels könnten kampferprobte Ordenskrieger ihnen bestimmt einen nützlichen Zweck erfüllen. Seine Kameraden schwiegen dazu. Als sie an der Burg ankamen, verabschiedete sich Garoth von ihnen, da er angeblich noch einer dringlichen Arbeit in seiner Schmiede nachkommen müsste.

Auf dem Nachhauseweg machte sich Garoth sehr große Sorgen. Er erinnerte sich wieder an eine Geschichte seines Großvaters, der ihm vor Jahren von Magiern erzählte, die über die Fähigkeiten verfügt hätten nur mittels eines einfachen Gegenstandes etwas über dessen wahren Besitzer herauszufinden. Was wäre wenn diese Dämonin nun mit seinem Hammer in seiner Vergangenheit lesen würde, wie in einem offenen Buch? Dann hätte er nicht nur sich und seine Freunde, sondern gar alle ihm nahe stehenden Personen in Gefahr gebracht. Er brauchte dringend eine neue Waffe, mit der er selbst gegen einen solch machtvollen Gegner bestehen konnte.

Schreiber Marius hatte bereits auf die Rückkehrer gewartet und begrüßte sie mit Rotwein. Allerdings wich seine Freude darüber panischer Angst, als er von dem Zwischenfall mit einem Kind des Erzteufels erfuhr. Doch so recht wollte er ihnen diese Geschichte nicht glauben. Erst als Amadia mit ihrem künstlerischen Talent anfing sowohl das Tattoo, als auch die Frau zu skizzieren, wurde ihm bewusst, wie ernst die Angelegenheit war. Er warnte sie eindringlichst davor den Namen des Grünen Jägers zu nennen, da man ihn damit versehentlich rufen könnte und verließ die Schreibstube, um den fürstlichen Berater Syphael zu holen. Er würde sich mit Sicherheit besser in diesen Dingen auskennen. In der Zwischenzeit sahen sich Lucius und Amadia das im Grab gefundene Buch an. Bis auf eine Doppelseite war dieses Buch gänzlich leer gewesen. Die zwei beschriebenen Seiten wiesen eine große Tabelle auf, die jedem Buchstaben des valianischen Alphabeths fünf verschiedene Zeichen zuwies. Darum waren also so viele unterschiedliche Symbole in der geheimen Notiz von Nasser gewesen. Die Türe zur Schreibstube wurde geöffnet und Marius betrat mit Syphael den Raum. Dieser stellte sich den zwei Abenteurern erst einmal in aller Förmlichkeit vor, bevor er am Tisch Platz nahm. Ohne weitere Umschweife schaute sich der Elf Amadias Zeichnungen an und meinte, dass er bereits vor sehr langer Zeit von diesem Kind Samiels hörte. Sie hieße Remilia und war weitaus älter als er selbst. Über achthundert Jahre. Seit Jahrhunderten hätte sie sich nicht mehr auf Ljosgard gezeigt, weshalb man bisher davon ausgegangen war, dass sie das Interesse an der Welt der Menschen verloren hätte. Das war wohl ein Irrtum. Lucius fragte noch einmal nach dem Wohlbefinden des Fürsten, woraufhin Syphael ihm erklärte, dass alles in bester Ordnung wäre. Jetzt mit der Goldmine könnte er seine Schulden bei den MacRathgars begleichen und seine Tochter zurück bekommen. Dann unterbrach ihn Marius, da er mittlerweile mithilfe der Chiffre Nassers Nachricht übersetzen konnte.

Demzufolge kehrten die Teilnehmer der Expedition nicht mehr zurück. Da nun auch die Bergarbeiter Angst hatten ihre Arbeiten in den Stollen fortzusetzen, ließ der Fürst den freigelegten Raum mit dem Tor zumauern. Weitere Tage vergingen aber Nasser setzte seine Nachforschungen unbeirrt fort. So fand er heraus, dass es an dem Ort, an dem heute Goldmoor lag, in der Zeit kurz vor dem ersten Kataklysmus eine Kultstätte gab, die extra für die Durchführung eines großen Rituals angelegt wurde. Um was für ein Ritual es sich dabei genau handelte, konnte selbst Nasser damals nicht herausfinden, obwohl er für sein großes und weitreichendes Wissen selbst über die Landesgrenze hinaus bekannt war. Bei seinen weiteren Forschungen stieß er dabei auf sieben im „Nichts“ verborgene Siegel, die in irgendeiner Weise mit diesem Ritual in Verbindung standen. Diese waren das Erlöschen der Sterne, der Zusammenbruch der Weltenbarriere, die Öffnung der Büchse des Schicksals, das Auftauchen der Schwarzen Sonne, das Einsetzen des Erdrumorens, die Öffnung der Tore zur Totenwelt und das Einsetzen der Götterkriege. Vor allem das zweite Siegel, der Zusammenbruch der Weltenbarriere, beunruhigte ihn zutiefst. Daraufhin überzeugte er Fürst Beaumont MacTuric, den Vater des heutigen Fürsten, die Mine zu versiegeln und alle Zeugnisse, die von ihrer Existenz berichteten, zu vernichten. Die Mine mitsamt des Tores sollte in Verges-senheit geraten, damit niemals jemand mithilfe des Tores auf diese Siegel stieße und sie gegebenenfalls versehentlich zerstörte.

Nasser hatte wohl dieses Buch versteckt für den Fall, dass dieser Moment eintreten sollte. So könnten spätere Generationen von seinem gesammelten Wissen profitieren, um einen Weg zu finden, das drohende Unheil noch einmal abzuwenden. Marius war sich sicher, dass man mit diesen neuen Informationen in einer der großen Bibliotheken etwas genaueres herausfinden könnte. Die Büchersammlung des mittlerweile durch den Angriff der twyneddischen Horde zerstörten Klosters „Gnade des reinigenden Feuers“, war die größte Bibliothek hier im Norden gewesen. Vielleicht hätten sogar einige Teile ihrer Büchersammlung die dortige Zerstörung überstanden? Andernfalls müsste man bis nach Deorsted reisen und die dortige Magiergilde aufsuchen. Aber das wäre eine mehrtägige Reise von hundertfünfzig Kilometern. Amadia geriet ins Grübeln. Die zwei Welten Ljosgard und Myrkgard waren zurzeit durch das Weltentor miteinander verbunden. Existierten dann die gleichen Siegeln auf beiden Welten und falls ja, was geschah wenn ein Siegel zum Beispiel auf Myrkgard gebrochen werden würde. Würde dann zeitgleich auch das auf Ljosgard für das Ritual als gebrochen gelten? Sie konnten sich unmöglich im Klaren darüber sein, welche Siegel bereits über die vergangenen Jahrhunderte brachen, denn dafür kannten sie sich noch zu wenig in der Geschichte Myrkgards aus. Sie kannten schließlich nicht einmal die Geschichte aller Länder in ihrer Heimatwelt. Amadia bekam Kopfschmerzen, je mehr sie sich darüber Gedanken machte. Lucius fragte Marius dann, was vor Goldmoor an diesem Ort existierte. Marius wusste aber lediglich, dass das Dorf vor etwa fünfhundert Jahren auf Geheiß eines Adligen gegründet wurde, um den Arbeitern der umliegenden Bergwerke eine Heimat zu bieten. Während sie so miteinander sprachen korrigierte Syphael jedwede Unstimmigkeit und hatte scheinbar ein großes Gefallen daran anderen ins Wort zu fallen. Syphaels herablassende Art gefiel Lucius ganz und gar nicht und fragte ihn was ihn überhaupt dazu bewegt hatte hier in den Norden zu gehen. Diese Frage beantwortete ihm der Elf natürlich sehr gerne. Als der hiesige Fürst neulich von der Besprechung mit Aldwyn MacRathgar mit seinem Gefolge zurück kehrte traf er ihn zufällig unterwegs. Er bot dem Fürsten an ihm aufgrund seines Alters und der damit einhergehenden Erfahrung als Berater zu dienen und verlangte im Gegenzug lediglich eine Bleibe. Fürst Regis willigte ein. Er selbst stammte aus einem weit entfernten Land und da sein ehemaliger Herr aufgrund einer Erkrankung verstarb, war er gezwungen sich nach jemand Neues umzusehen, dem er dienen konnte. Lucius konnte den Elfen einfach nicht durchschauen. Aber er war sich gewiss, dass Syphael etwas verheimlichte und vielleicht von den anderen Elfen verstoßen worden war.

Garoth war derweil zu seiner Schmiede zurück gekehrt und rief seinen Heldengeist. Sofort erschien ihm Feir Cousat. Er konnte sich noch immer nicht manifestieren, da sich sein Geist in dieser neuen Welt noch nicht verfestigt hatte. In spätestens zwei Tagen, so nahm er an, könnte er sich körperlich manifestieren. Bis dahin könnte er ihm nur mit seinem Wissen zur Verfügung stehen. Das aber reichte Garoth bereits. Sie unterhielten sich lange und freundeten sich an. Es war wie eine Seelenverwandtschaft. Dann kam Garoth zum Punkt. Er brauchte dringend eine neue Waffe, mit der er gegen mächtige Dämonen ankommen könnte. Einen neuen Hammer. Das war ein Leichtes für Feir, der zu seinen Lebzeiten in einer anderen Welt ein Schmiedemeister gewesen war. Während Feir in anleitete, begann Garoth mit dem ihm in seiner Schmiede zur Verfügung stehenden Materialien eine neuartige Legierung zu bilden (20). Feir erkannte darin die Möglichkeit die Durchschlagskraft dieser Waffe magisch zu steigern. Der Heldengeist war von den Schmiedekünsten seines neuen Meisters beeindruckt und bot ihn an, ihn auch zu einem Schmiedemeister auszubilden. Doch obwohl dies ein harter und steiniger Weg werden würde, stimmte dies Garoth freudig und motivierte ihn, die ganze Nacht hindurch hart zu arbeiten.

Am darauffolgenden Morgen erwachte Amadia in ihrer Jagdhütte im Wald und ging nach draußen. Als sie so durch das Blattwerk in den Himmel blickte sah sie, wie hoch oben ein Falke eine Taube angriff und erlegte. War dies etwa die Brieftaube von Marie-Ann gewesen?

Laute Hufschläge rissen kurz darauf viele der Bewohner Goldmoors unsanft aus ihrem Schlaf. Drei Reiter des Fürsten waren gekommen und forderten die Menschen auf auf dem großen Dorfplatz vor der Taverne anzutreten. Viele kamen herbei geeilt. Dann verkündete der Ausrufer unter den drei Herrschaften die kurzfristige Mobilmachung der Truppen des Fürsten. Wer sich dem Heer freiwillig anschloss und damit sein Leben für die Freiheit und die Einhaltung von Recht und Ordnung zur Verfügung stellte, der sollte zwei Goldstücke pro Tag erhalten. Bereits am morgigen Tage sollten sich die Freiwilligen zur Heeresschau auf den Wiesen vor Goldmoor versammeln. Danach ritten die Reiter fort zum nächsten Dorf. Schnell fanden sich viele Freiwillige im Dorf, denn zwei Goldstücke pro Tag waren das vierfache von dem, was ein normaler Bürger auf dem Land an einem Tag verdiente.

Garoth war vollkommen übermüdet und erschöpft, da er nun bereits die zweite Nacht in Folge ohne Schlaf war und ging nach draußen, um sich ein wenig die Füße zu vertreten. Sein Kreislauf musste bis zur baldigen Versammlung unbedingt wieder in Schwung kommen. Etwa zeitgleich betrat Lucius die Kirche, denn er hatte sich mit Marie-Ann und einigen Mönchen verabredet, um ihnen bei den Vorbereitungen für die heutige Dorfversammlung zu helfen. Dort segnete Marie-Ann ohne Unterlass das Wasser, welches die anderen Helfer ihr in Eimern herbeischaffte. Sie hofften zwar, dass sie dieses Weihwasser nicht benötigten, doch sicher ist sicher. Derweil kniete sich Amadia etwas abseits des Dorfes in den Wald und zeichnete eine Art Gebet für die Waldgeister in den feuchten Boden. Egal was auch kommen mochte, die Geister sollten ihre schützende Hand über ihr zuhause halten.

Etwa zur Mittagszeit eilten die Bewohner abermals zu Dorfplatz, denn die angekündigte Dorfversammlung stand an. Amadia, Lucius und Garoth stellten sich vor die versammelte Mannschaft, als ein Mönch zu ihnen kam. Er erklärte ihnen, dass sich Lyra entschuldigen ließ. Sie hatte eine gottgegebene Vorsehung erhalten und benötigte nun Zeit, um einen klaren Kopf zu bekommen und ihre Erinnerungen zu sortieren. Leider erschien auch der Dorfsprecher Thorandor nicht, sodass sich Lucius kurzerhand dazu bereit erklärte, die Ansprache zu halten. Er bedankte sich zu Beginn für die vielen Helfer, die bei der Beseitigung des getöteten Dämons, der sich als Engel ausgegeben hatte, geholfen hatten. Leider mussten sie aufgrund Garoths Annahme davon ausgehen, dass der Dämon noch nicht tot war und gegebenenfalls in einen neuen Wirt gefahren sein könnte. Der Jubel der Dorfbewohner verstummte und wich flüsternden Vermutungen. Aber Lucius beruhigte sie. Sie hätten bereits einen Plan, wie man diesen Dämon ausfindig machen würde. Der Dämon hatte nämlich energisch auf geweihtes Wasser reagiert. Er erhob seine Hand als Zeichen, woraufhin Marie-Ann und die Mönche damit begannen unter angestimmten Gebeten die Menge mit Weihwasser zu benetzen. Unterdessen überprüfte Garoth die Menschen mit seinen Aufspürungszaubern. Dabei erkannte er von Belimone, Kizuna, Jocelynn, Salina, Marie-Ann, eine der Angestellten aus Thorandors Taverne, welche sie zuvor von Herena gerettet hatten, bei einem Fremden, Luis, Lilly, Minda und bei dem Mann, den Lucius und Shaw am Waldrand bei der Goldmine fanden, eine Magie ausgehend. Doch um welche Art von Magie es sich jeweils bei den elf Personen handelte, konnte er nicht bestimmen. Dafür war er aufgrund der schlaflosen Nächte und durch das ständige Wirkung seiner Zauber bereits zu erschöpft gewesen. Aber das Hauptaugenmerk der Abenteurer fiel auf zwei Personen, die sich anscheinend dem Benetztwerden durch das Weihwasser entzogen und versuchten sich heimlich davon zu stehlen. Es war der Fremde und zu ihrer Überraschung die Heilerin Minda. Schnell eilte Lucius Minda hinterher, während Amadia dem Fremden folgte.

Abseits der versammelten Dorfgemeinschaft stellte Lucius Minda zur Rede. Sie entschuldige sich dafür, dass sie die Versammlung verlassen hatte. Aber da die Götter sicherlich schlecht über sie denken würden, weil sie absichtlich gegen die Gebote der Kirgh verstoßen hatte, wollte sie keine Segnung. Sie hatte nämlich in der Vergangenheit verbotenerweise die Körper von Verstorbenen geöffnet, um mehr über die Anatomie zu erfahren. Sie erhoffte sich dadurch neue Behandlungs-methoden zu entwickeln, um verletzten oder kranken Menschen in Zukunft besser helfen zu können. Aus diesem Grund hätte sie sowohl die Gnade, als auch die Segnung im Namen der albischen Götter nicht verdient. Lucius misstraute Minda, nahm insgeheim eine Ampulle mit Weihwasser aus einer seiner Taschen und schüttete dieses in Richtung der Heilerin. Sie wich dem geschickt aus und senkte daraufhin ihren Kopf. Mit leiser und missmutiger Stimme sagte sie ihm, dass sie bereits so viel Gutes für das Dorf und deren Bewohnern getan hatte und sich in den letzten Wochen immerzu um die Kranken gekümmert hatte. Hatte sie sich durch ihr Handeln etwa nicht in das Dorfleben eingebunden? Sie fühlte sich diskriminiert und wandte Lucius den Rücken zu. Sie würde nun auch Goldmoor, der zweiten Heimat, die sie lieben gelernt hatte, hinter sich lassen und woanders ein neues Leben beginnen. Man sollte ihr nicht folgen. Lucius zog rasch seine Pistolen und gab einen Warnschuss ab. Da erschien plötzlich Remilia zwischen ihm und ihr.

Amadia stellte sich dem Fremden entgegen, der sich gerade durch die letzte Reihe Dorfbewohner hindurch gezwängt hatte. Sofort packte sie ihn mit ihrem festen Griff. Doch der fremde Mann war stärker als sie es aufgrund seines Äußeren erwartete. Garoth bemerkte dieses Aufeinandertreffen aus der Ferne und rief Marie-Ann zu ihm schnell zu Hilfe zu eilen. Aber im Gewirr der Menschen ging sein Rufen unter. Als sich die beiden Widersacher ein waffenloses Kräftemessen lieferten, verstreuten sich die Menschen, da sie davon ausgingen, dass der Dämon von dem Fremden Besitz ergriffen hatte. Der Mann gab etwas nach und bot ihr an an einem anderen Ort ihren Streit zu klären. Er wollte hier und jetzt keinen Unbeteiligten verletzen. Amadia ging auf seinen Vorschlag ein und führte ihn zur Kirche. Unbemerkt von ihm goss sich Amadia etwas Weihwasser auf ihre Hände, um in dem drohenden Duell einen Vorteil zu haben. Auf dem Weg zur Kirche wuchs der Fremde etwas an, bis er die Jägerin ein kleines Stück überragte. Seine angespannten Muskeln rissen sogar die Ärmel seines Hemdes auf. Unterwegs erzählte er ihr seine Geschichte. Er hatte es in diesem Dorf lediglich auf zwei Personen abgesehen. Auf Shaw und Lyra. Diese beiden hätten die chryseische Hölle, seine Heimat, mit der Zerstörung der Büchse des Schicksals ins Chaos gestürzt. Nun wüteten dort die personifizierten Sünden und lieferten sich teils heftige Gefechte mit deren Bewohnern. Aus diesem Grund hatte Daimon, der Herr der Hölle, ihn und einige andere damit beauftragt die zwei Schuldigen zu finden, um sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Es war schon irgendwie seltsam. Amadia war zwar stumm, doch sie konnte sich problemlos mit diesem Dämonen verständigen. War er wirklich die finstere Macht gewesen, die sie noch immer hier im Dorf vermuteten? In ihren Gedanken philosophierte sie ein wenig vor sich hin. Waren wirklich alle Dämonen den Menschen gegenüber feindlich gesinnt und böse? Ihrem Kenntnisstand nach kamen nur böse Menschen in die Hölle, wo ihre Seelen geläutert werden sollten. Dies war der Wille der Götter! Würden dann nicht automatisch auch die Dämonen der Hölle das Werk der Götter verrichten? War nun dieser Dämon deswegen gut oder immer noch schlecht einzustufen? Gut und Böse lagen wohl tatsächlich im Auge des Betrachters.

Lucius stand nun nicht mehr nur allein Minda, sondern auch noch dem Kind des Erzteufels gegenüber. Zudem waren sie abseits des Dorfplatzes, sodass niemand ihn sehen oder ihm schnell zur Hilfe eilen konnte. Er steckte in Schwierigkeiten. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Minda erhob ihren rechten Arm und rief „Samaria erscheine!“. Wie aus dem Nichts manifestierte sich nun auch noch vor ihm eine grässliche und erschreckende Gestalt, eine Frau mit einem Unterkörper, der an einen Oktopus erinnerte. Ihre zwölf Fangarme oder Tentakeln glichen jedoch eher riesigen Nacktschnecken. Ihre blau geschuppte Haut war gänzlich haarlos und triefte nur so von einer schleimigen, weißen Substanz. Der schwere Gestank von Eiter drang in seine Nase. Samaria wies ihm ihre rechte Hand, in deren Handinnenfläche sich ein Klauen bewehrtes Maul befand. Nun stand Lucius mit nur noch einer einzigen geladenen Kugel sowohl Minda, Remilia, als auch Samaria gegenüber. Dann erschien vor ihm eine goldene Schriftrolle. Das Schicksal hatte schon einen ganz eigenen Sinn für Humor.

 

Myrkgard: In der unterseeischen Zeremonienhalle von Lantia versammelten sich die Weisen des Meervolkes, Meermenschen mit dem Unterkörper von Fischen, und berieten sich über die derzeitige Situation. Das Licht von Ammu leuchtete nur noch schwach. Wenn nicht bald die erstgeborene Prinzessin, die leibhaftige Personifizierung der Fruchtbarkeit ihrer Rasse, gefunden und zum Licht zurückgebracht werden würde, dann würde das Licht endgültig erlöschen und mit ihm ihre erleuchtete Göttin. Dies würde das endgültige Ende ihrer Rasse bedeuten. Die Fischmenschen waren zwar ihre erklärten Feinde, doch wie konnten sie ihnen nur so etwas drastisches antun?

 

Myrkgard: Zwei Tage zuvor erwachte eine andere Amadia auf dem leergefegten Marktplatz von Herena-Stadt. Ihr war noch ein wenig schwindelig von ihren Erlebnissen der letzten Tage. Doch sie lebte und hielt noch immer das zerrissene und blutige ehemals weiße Kleid ihrer Feindin in Händen. In Ruhe blickte sie sich um. Viele der Gebäuden rings herum waren beschädigt von der Belagerung der Truppen König Berians. Doch dies kam ihr bekannt vor. Schließlich hatte sie all dies schon einmal erlebt.

Dann bewegte sie ihre Lippen und tatsächlich gelang es ihr einige Laute auszustoßen. Wieder und wieder tat sie es und bei jedem Versuch gelangen ihr mehr Töne, bis sie schließlich ein ganzes Wort heraus brachte. Sie sprang vor Freude in die Luft und jubelte. Sie hatte es sich nach solch langer Zeit endlich selbst bewiesen keine Angst mehr zu haben, ein Wort auszusprechen. Sie war nun eine andere!

Dann schwang ihre Stimmung um, als sie sich an die vergangenen Tage erinnerte. Sie und ihre Freunde hatten herausgefunden, was es mit den plötzlich auftauchenden Weltentoren und den goldenen Ankoralen auf sich hatte. Aber gleichzeitig brach die Welt für sie immer weiter zusammen. Fürst Regis MacTuric hatte seine Tochter mit Gewalt befreien lassen und adoptierte gleichzeitig den Jungen Wallace. Doch mit diesem neuen Familienglück hatte er sich die beiden größten albischen Clans zum Feind gemacht: die MacBeorns und die MacRathgars. Aber egal mit welchen Argumenten die zwei Clans Regis begegneten, er war nicht bereit auch nur eines seiner beiden Kinder fortzugeben. So kam es, dass der König aufgrund von steigendem Druck des Hochadels ein vereintes albisches Heer aufstellte und gegen das mittlerweile durch die finanziellen Mitteln der Goldmine gestärkte Clangebiet der MacTurics zog. Auf der anderen Seite des Weltentores zog derweil das Valianische Imperium gegen das aufbegehrende Herena. Die Person, die all diese Probleme erst hervorgerufen hatte und von den Abenteurern um Amadia einfach nur „die Feindin“ genannt wurde, geriet dadurch in Zugzwang. Denn die beiden angreifenden Heere könnten zufällig auf die alte Anlage unter Goldmoor stoßen und das Ritual, wie bereits einmal in der Vergangenheit geschehen, unterbrechen. Die Feindin öffnete das Weltentor zwischen Goldmoor und Herena auf die maximale Größe, sodass sowohl das albische Heer, als auch die Truppen des Valianischen Imperiums sich waffenstarrend gegenüber standen. Als die zwei Heere mit aller Gewalt übereinander herfielen, startete auch der geheime Krieg der Magier, denn alle Überlebenden mit den goldenen Ankoralen waren ebenfalls vor Ort. Fußtruppen und Reiterei, Beschwörungen, Dämonen und Elementare metzelten sich gegenseitig nieder, während von hoch oben Schwarze Galeeren das Feuer eröffneten. Von überall her donnerten die Kanonenschläge von Geschützen und anderem Belagerungsgerät. Und inmitten des Gefechts kämpften die Heldengeister gegeneinander. Die Schlachten auf einer Frontlinie von mehreren Kilometern dauerten nun bereits ganze drei Tage. Überall dominierten Zerstörung und Tod. Schwer verletzt schleppte sich Amadia, die letzte Überlebende ihrer Gruppe, über den verkohlten und mit Leichen übersäten Boden. Staub und Ruß behinderte ihre Sicht. Da entdeckte sie vor sich ihre weiß gekleidete Feindin, welche sie ebenfalls bemerkte. Als sie sich gegenüberstanden erschien über ihnen der materielle goldene Kelch. Das war das Zeichen dafür, dass sie beide die letzten Auserwählten dieses Kriegs der Magier waren. Die Feindin legte ihr Kleid beiseite und beide zogen ihre Waffen. Die zwei Kontrahentinnen hatten bereits ihre Heldengeister verloren und waren zudem zu erschöpft, um Magie zu verwenden. Wer auch immer von ihnen siegte, würde den Kelch in seinen Händen halten und einen Wunsch gewährt bekommen. Die Feindin rannte wutentbrannt auf Amadia zu, doch sie konnte mit ihrem Schild, den ihr Garoth vor über zwei Jahren neu geschmiedet hatte, den ersten Angriff erfolgreich parieren. Es folgte ein heftiger Schlagabtausch. Doch am Ende rammte ihr Amadia den Schild schwungvoll gegen den Kehlkopf, sodass ihre Feindin, ihrem Endziel so nah, vor ihr niederfiel und verstarb. Die Jägerin nahm das Kleid ihrer Feindin als Trophäe an sich. Langsam sank der Kelch in die erhobenen Hände Amadias, der letzten Überlebenden. Voller Tränen brach sie zusammen, denn nun hatte sie die Möglichkeit alles Ungeschehen zu machen. Von Herzen wünschte sie sich, dass alles so wird, wie es vor diesem Gralskrieg war, mit dem Unterschied, dass sie nun keine Angst mehr hätte sprechen zu müssen. Sie wollte unbedingt ihre Kameraden vor diesem drohenden Schicksal schützen. Der goldene Kelch verschwand daraufhin und die Welt um sie herum verschwamm.

Amadia stand vom Boden des Marktplatzes auf und wischte sich die letzten Tränen von ihrer Wange. Sie verschwendete keine Zeit der Trauer an ihre toten Freunde, denn sie war sich gewiss, dass sie in dieser neuen Zeitlinie noch lebten. Jetzt müsste sie ihre Gefährten nur noch finden und sie von der Abkehr ihres Weges überzeugen, bevor es für sie auch in dieser Zeit kein Zurück mehr gäbe. Allerdings hatte sie noch zwei Probleme, die sie aus der Welt schaffen musste. Zum einen musste sie ihr Ich in dieser Welt töten, um irgendwelchen Paradoxa entgegen zu wirken und zum anderen musste sie Garoth von der Aktivierung seines goldenen Ankorals abhalten. Notfalls müsste sie mit ihren neuen Fähigkeiten auch seinen Heldengeist töten, um ihn aus dem Spiel zu nehmen. Immerhin kannte sie all die Stärken und Schwächen von Fair Cousat, da sie lange Zeit Seite an Seite mit ihm gekämpft hatte. Aber womöglich würde sie dafür etwas Verstärkung benötigen.

So wandte sie sich einer der vielen Seitengassen zu und ging zielstrebig zu einer ihr sehr bekannten Kneipe namens „Jäger“. Als sie die Eingangstüre öffnete atmete sie einmal tief durch. Den Geruch von Wein, Bier, Whisky und Zigarren hatte sie schon seit Ewigkeiten vermisst. Hier war sie richtig, um Verbündete zu finden, denn irgendwann wird sie den Flügel in der Bibliothek besiegt haben und dann von den Auftragsjägern hier den Platinorden verliehen bekommen. Noch dachten die anderen Gäste, dass sie es mit einem blutigen Anfänger zu tun hatten, bis zu jenem Augenblick, als Amadia auf einen Tisch sprang und ihren Orden präsentierte. Die Gäste verstummten beim Anblick dieser Heldin, wenn auch keiner der Anwesenden sie kannte. Womöglich aber hatte sie sich diesen Orden in einer anderen Filiale im Ausland verdient. So erhob Amadia das Wort und bat die Stärksten unter ihnen ihr bei einer kommenden Jagd zur Seite zu stehen. Nur vier Leute willigten ein, denn die meisten trauten sich aufgrund ihrer Fähigkeiten die Unterstützung des Hilfegesuchs eines Platinjägers nicht zu. Die Freiwilligen waren Bernd der Große, ein hochgewachsener Kahlkopf mit einer doppelblättrigen Axt. Dann Finniel, ein Bogenschütze und Parcourläufer. Zudem Camilla, eine Vampirin, welche sich von ihrem Herrn löste und aufgrund der roten Sonne in der Lage war auch im Tageslicht zu agieren. Zu guter Letzt noch Mandrahir ben Iben ben Mahmed. Er war ein mächtiger Magier und Totenbeschwörer, der selbst über viele Jahre hinweg dem feindlichen Imperium diente. Mit dieser schlagkräftigen Gruppe war sich Amadia siegesgewiss, falls sich ihre alten Gefährten nicht für sie sondern für ihre Amadia entscheiden sollten.

Bald schon würden ihre alten Freunde in die Stadt kommen und versuchen König Berian zu stürzen. Damals gingen sie vom Gutshof aus die Hauptstraße entlang. So sollten sie sich dann in drei Tagen gegenüberstehen.

 

Ljosgard: Ein Jahr vor Beginn dieser Geschichte segelte der Pirat Bresh´Tak´Nor mit seiner Flotte über das Meer der Fünf Winde. Er war ein Arracht, eines der ältesten Wesen dieser Welt. Dann vernahm er ein ihm wohlbekanntes Gefühl. Bald würde der Kelch wieder erwachen. Er kannte ihn nur zu gut, denn er war persönlich vor Äonen dabei gewesen, als dieser erschaffen wurde. Er hatte noch genügend Zeit sich vorzubereiten, bis der Kelch zu rufen begann und anfing Würdige auszuwählen, denen er dann die Macht der Heldengeister schenkte. Aber diese Heldengeister verkörperten nur die Ideale ihrer Meister. Und die Menschen dieser Zeit, die diese Welt Ljosgard dominierten, hatten schwache Ideale. Zudem würden sie niemals den Sinn und Zweck der Katalysatoren bei diesen Beschwörungen verstehen. Aber nur er allein wusste durch seine tausendjährige Erfahrung, wo sich der Schlüssel zur Allwissenden Bibliothek befand, der ultimativen Opfergabe! Er ließ seine Generäle herbeirufen und erklärte ihnen seinen Plan.

 

Akt 12:

Sckicksale:

 

Abenteurer (keine Spieler):

Salina Ameris aus dem Drachenthal (Ljosgard, Mensch, Küstenstaaten, Ordenskriegerin der Priorei des Goldenen Drachen von Monteverdine, Untersuchungsbeamtin),

Jocelynn MacKenzie, Schmiedin vom Kupferberg (Ljosgard, Mensch, Alba, Schmiedemeisterin, Waffenschmiedin),

Belimone Tinnúviel (Ljosgard, Elfe, Broceliande/Alba, Heilerin, Musikantin),

Kizuna (Ljosgard/Grüne Hügel, Fuchsgeist, TsaiChen-Tal, Musikmeisterin und LüMuSchih, Tänzerin),

Semiramis (Ljosgard, Aran, ???, ???)

 

Anmerkung: Der Anfang von Akt 12 spielt parallel zum Ende von Akt 11. Dieser Akt wurde nie gespielt. Er dient lediglich dazu aufzuzeigen, was die Folgen diverser Handlungen waren und um den Spielern neue Handlungsstränge in dieser Sandbox aufzuzeigen.

 

Traumwelt: Kizuna meditierte direkt nach der Dorfversammlung und versetzte ihren Geist, wie schon so oft zuvor, in die andere Welt. Die gläsernen Fassaden der Himmelstürme, wie sie sie nannte, waren immer noch schön anzusehen. Doch heute waren nicht all zu viele Menschen auf den Wegen und Plätzen unterwegs, wie die letzten Male. Von irgendwoher ertönte ein Trommeln weit in der Ferne. Ihre Ohren zuckten und drehten sich zu den Trommelschlägen hin. Dann vernahm sie Serenayas Stimme „Folge der großen Straße hinaus aus der Stadt. In den umgebenen Wiesen wirst du mich finden“.

Sofort ging sie eiligen Schrittes los. Nach einer Weile gelangte sie am Stadtrand an und sie erstarrte. Nicht vor Schreck, sondern vor Begeisterung. Das saftige Grün der Wiesen und Wälder, die vor ihr lagen, erinnerte sie an die Grünen Hügeln, ihre eigentliche Heimatwelt. Tausende von Menschen saßen auf den Wiesen, aßen und unterhielten sich in teils prächtigen Gewändern gekleidet. Ein haupter Pfad führte aus der Stadt hinaus bis hin zu einer großen Waldbühne. Der Pfad war zu beiden Seiten gesäumt von langen Pfählen, an denen farbenprächtige Fahnen und papierne Windspiele wehten. Ein Matsuri, ein Fest. Ihre Augen strahlten.

Langsam schritt sie vorwärts, doch im Gegensatz zu den Besuchen zuvor schienen die Menschen sie zu registrieren und grüßten sie. An der Waldbühne wurde sie von einem Mann freundlich empfangen und wies ihr den Weg zu Serenaya. Dieser saß in der vordersten Reihe mit einigen anderen Personen zusammen und trank. Sie setzte sich dazu, erhielt sofort einige Getränke und wurde den anderen vorgestellt. Sie hießen Daniel (englisch ausgesprochen), Katharine und Tori. Serenaya entschuldige sich dafür, dass er in den vergangenen Tagen wohl für Kizuna nicht anzutreffen war. Er hatte leider privat viel um die Ohren. Kizuna hatte dafür Verständnis und fragte nach dem Anlass dieses Festes. Lustigerweise gab es nichts bewegendes zu feiern. Den Leuten hier war einfach danach. Sie blickte auf die Bühne, wo der Kommentator nun die nächste Tanzgruppe heraufbat. Lauter Jubel ertönte. Serenaya wandte sich noch einmal Kizuna zu und überreichte ihr ein schmuckes Medaillon. Eine kleine Wiedergutmachung für seine Abwesenheit neulich. Es sollte ihr Glück bringen.

Ljosgard: Einige Stunden später erwachte sie wieder aus ihrer Trance am Waldrand von Goldmoor unter einem mächtigen Baum. Schnell bemerkte sie, dass sie etwas in ihrer rechten Hand hielt, was zuvor nicht dagewesen war. Sie öffnete die Hand und darin befand sich das Medaillon. Sie war doch gar nicht körperlich in der anderen Welt, dachte sie. Sie stand auf und spürte, wie wackelig sie auf ihren Beinen war. Ihr Blick verzerrte sich auch leicht, als sie ihren Kopf bewegte, um woanders hin zu schauen. Sie war vollkommen betrunken. Sie war doch nur geistig dort, doch wie konnten ihre Taten dort Einfluss auf ihren richtigen Körper in Ljosgard haben? Oder näherten sich diese beiden Welten etwa durch ihre häufigen Besuche langsam an? Vorsichtig tastete sie sich von einem Baum zum nächsten, um zurück ins Zeltlager zu gelangen. Ihr wurde etwas schlecht. Dann packte sie jemand unsanft von hinten und warf sie auf den Boden. Noch ehe sie sich versah, wurden ihr ihre Arme auf dem Rücken fest zusammen gebunden und ihr ein Messer an die Kehle gesetzt. Sie durfte sich nicht rühren!

Etwa zeitgleich schlich eine Gruppe von zehn Männern in grauen Mänteln um das kleine Zeltlager herum, um die Clanmörder zu ergreifen. Zwei schlitzten das große Zelt auf und krochen hinein. Belimone, die dort gemeinsam mit Wallace einen Mittagsschlaf hielt, konnte sich nicht gegen diesen plötzlichen Angriff wehren. Ihr Hilfeschrei alarmierte jedoch Salina und Jocelynn, die sofort mit gezogenen Waffen zu ihr stürmten. Leider realisierten sie die komplizierte Situation. Die zehn Männer hatten Wallace und ihre beiden Begleiterrinnen gefesselt und richteten ihre Dolche auf ihre Kehlen. Salina und Jocelynn wollten ihre Gefährten keinesfalls gefährden und ließen auch ihre Waffen zu Boden sinken. Da trat Semiramis aus dem Wald heraus, um sich über den Lärm zu beschweren. Doch zu ihrem Schrecken wurde auch sie von den Männern in grau in Windeseile überrumpelt.

Die Männer legten jedem ihrer sechs Gefangenen massive und schwere Halsringe um, die sie an der Ausübung von Magie hinderten und führten sie gefesselt durch den Wald hinter sich her. Die Stimme Entomas sprach zu ihrer Herrin Semiramis, warum sie sich nicht zur Wehr gesetzt habe. In ihren Gedanken entgegnete Semiramis ihr, dass sie versuchte ihre wahre Identität vor ihrer Gruppe geheim zu halten. Zudem wollte sie ihren neuen Körper nicht gefährden.

Nach ein paar Stunden Fußmarsch erreichten sie ein in aller Schnelle erbautes und mit Palisaden umsäumtes Fort am Fuße eines Berges. Im Inneren war reges Treiben. Neben ihren Angreifern, der Grauen Garde, waren noch zehn königliche Ritter in Vollmontur mit dem Wappen der MacBeorns, einiges an Fußvolk, sowie zwei Dutzend königlich albische Waldläufer zu sehen. Ihre Peiniger lösten ihre Fesseln und warfen sie in einen mit Heu ausgelegten Gefangenenwagen, der an allen Wänden mit einem dicken Metallgitter versehen war. Wallace weinte immerzu, doch selbst Belimone vollbrachte es diesmal nicht ihn zu trösten.

Nach einiger Zeit wurden einer nach dem anderen aus dem Wagen gezerrt und in ein Zelt verfrachtet. An einen Stuhl gefesselt und ohne Kleidung mussten sie dort in einem Verhör dem königlichen Hauptmann Andrew MacBeorn Rede und Antwort stehen. Warum hatten sie das Attentat auf die Familie von Laird MacKeith begangen? Wer waren ihre Auftraggeber? Wer war noch in diese Sache involviert? Kizuna versuchte es mit der Wahrheit, bevor Andrew noch Wallace diesem Verhör unterzog. So erzählte sie ihm bis ins kleinste Detail vom Angriff der fliegenden schwarzen Galeere auf die Höhburg. Der Hauptmann kam sich aufgrund dieser unglaubwürdigen Geschichte verarscht vor, zückte ein Messer und hielt es dem Fuchsmädchen ans linke Ohr. „Verarsch mich nicht, du Dämon!“ schrie er. Als sie ihm versicherte, dass dies die Wahrheit war, schnitt er ihr mit einem Rutsch das Ohr ab. Kizuna schrie vor Schmerzen und Blut rann an ihr herunter. Andrew erklärte ihr, dass er morgen das Verhör mit ihr fortsetzen werde. Falls sie dann nicht mit der Wahrheit herausrückte, würde er ihr auch ihren Schwanz abschneiden. Er ließ sie daraufhin wieder in den Wagen werfen, wo sie sich in einer Ecke verkroch und sich schluchzend ihre verstümmelte Ohrmuschel hielt. Alle Gefangenen waren absolut still.

Kizunas Schmerzen hatten mittlerweile nachgelassen und so machte sie sich Gedanken darüber, wie sie von hier fliehen konnten. Zauber konnten sie wegen der Halsringe nicht einsetzen und auch ihre Kleidung samt Ausrüstung war ihnen genommen worden. Sowohl Jocelynn, als auch Salina waren bis jetzt immer noch der festen Meinung gewesen, dass sie die Ankläger von der Unschuld aller in einem richtigen Verhör überzeugen könnten. Doch als sie Kizunas geschundenes Ohr sahen, verflogen allmählich ihre Hoffnungen. Falls sie nichts unternahmen, dann würden sie wohl den Tod finden. Kizuna blickte nachdenklich immer wieder abwechselnd auf den strahlenden Mond über ihnen und auf das massive Vorhängeschloss am Wagen. Dann kam ihr die rettende Idee. Wenn sie ein Medaillon und auch ihren Blutalkohol von der Traumwelt hierher bringen konnte, dann würde ihr dies bestimmt auch mit anderen Dingen gelingen.

Sie versuchte ihre Gedanken um ihr verlorenes Ohr auszublenden und bat ihre Mitgefangenen darum sie keinesfalls zu stören. Dann atmete sie tief durch und ging in sich. Sie hatte erhebliche Probleme sich in dieser Situation zu konzentrieren. Sie lauschte den Geräuschen des Waldes, dem Duft der Natur und dem Rauschen der Blätter im seichten Wind. Meditation war keine Form der Magie. Ihr musste es einfach gelingen ihren Geist in die andere Welt zu versetzen.

Traumwelt: Der Geruch änderte sich und so öffnete sie in der Gewissheit auf Rettung ihre Augen. Sie hatte es in die andere Welt geschafft, doch alles war anders. Die Himmelstürme lagen in Trümmern und von den gläsernen Oberflächen war kaum noch etwas zu erkennen. Keine Menschenseele war zu sehen. Beißender Ruß lag in der trüben Luft und raubte ihr beinahe den Atem. Zu ihrem Entsetzen war sie noch immer nackt und verletzt. Von Serenaya, der ihre Präsenz hier immer sofort spürte, war auch keine Spur zu sehen. War ihre letzte Hoffnung nun doch verloren? Sie kämpfte sich durch die meterhohen am Boden liegenden Trümmer. Sie schniefte und fing an Tränen zu vergießen.

In einiger Entfernung erblickte sie ein kuppelförmiges Gebäude, welches noch weitgehend intakt wirkte und wandte sich dort hin. Hinter der zerborstenen Eingangstüre erwartete sie ein großer runder Raum mit einer hohen Decke. Die Wände waren übervoll behangen mit Bildern mit glücklichen Erinnerungen. Lachende Menschen, Feste, die Natur und Tiere waren darauf zu erkennen. Waren es seine Träume und Wünsche oder tatsächliche Begebenheiten gewesen? Viele der Bilder waren aber zersplittert und eingetrübt. Da erblickte sie ein Bild von sich und Serenaya, welches sie bei dem Fest vor nicht einmal einem Tag zeigte. Mit einem leichten Schmunzeln nahm sie es von der Wand und eine leuchtende Erscheinung erschien in der Luft. Es war wie eine lebendig gewordene Erinnerung, wie sie zwei die Tanzaufführungen verschiedener Gruppen anschauten und dabei voller Freude gemeinsam mit Getränken anstießen. Als die Szene vorbei war verschwand sie wieder.

Auf einer Empore erspähte sie dann eine Gestalt, die ihr den Rücken zuwendete. Es war Serenaya, der das Wort mit getrübter Stimme an sie richtete. Er hatte nicht mit einem solch baldigen Wiedersehen gerechnet, da zwischen ihren Treffen bisher immer mehrere Tage vergangen waren. Alles was sie hier sah, die Bilder an den Wänden, waren tatsächlich nichts weiter als Bilder in seinem Kopf. Er entschuldigte sich bei ihr, da er ihr immerzu etwas vorgemacht hatte. Seine eigentliche Welt, aus der er stammte, lag politisch in Trümmern. Um dem Stress, seinem alltäglichen Trott und seinen Problemen aus dem Weg zu gehen hatte er gelernt luzid zu träumen und erschuf somit Nacht für Nacht diese Welt. Hier war es ihm möglich Neues auszuprobieren und Abenteuer zu erleben. Diese Welt sollte seine Ideale und Wünsche widerspiegeln. Eine perfekte Welt, in der jeder Bewohner dieselben Rechte und Freiheiten besaß, um sein volles Potenzial ausschöpfen zu können. Doch an manchen ereignisreichen Tagen holten ihn in der Wirklichkeit seine depressiven Gedanken ein. Dann würden ihm seine Depression schlechte Nächte bescheren, was dazu führte, dass auch seine Traumwelt zu zerfallen drohte. Aber nichts hiervon war echt und nur eine Sache hier hatte er nicht erträumt – Kizuna. Er war sich jedoch nicht sicher, ob sie vielleicht doch nicht nur eines seiner Hirngespinste war, welches sein Unterbewusstsein erschaffen hatte. Kizuna ging, während er ununterbrochen redete, die gewundene Treppe zur Empore hinauf. Sie packte ihn vorsichtig an einer Schulter und drehte ihn zu sich um, sodass sie ihn direkt in die Augen blicken konnte. Dann küsste sie ihn zärtlich und umarmte ihn mit den Worten „Fühlt sich so etwa ein Hirngespinst an?“, „Nein“ erwiderte er und schloss sie fest in seine Arme. Mit einem Mal erschien über ihnen ein riesiges neues Bild in goldenem Rahmen an der Wand. Es zeigte sie beide in einer gemeinsamen Umarmung.

Jetzt erst realisierte er ihren geschundenen Körper und machte sich große Sorgen. Sie fing abermals zu weinen an und erzählte ihre Geschichte. Als er sie hörte tröstete er sie und legte ihr einen der Festumhänge vom vergangenen Matsuri um, um ihre Blöße zu verdecken. Wenn er nur könnte, dann würde er sie auf jeden Fall in ihre Welt begleiten. Doch zu seinem Bedauern war dies für ihn unmöglich. Allerdings hatte er einen Einfall und überreichte ihr als Abschiedsgeschenk einen Bund Dietriche. Mögen sie ihr zu Nutzen sein.

Ljosgard: Eine wundervolle Frau mit spitzen Ohren und Augen, weit wie die See, gekleidet in einem langen weißen Kleid und weitaus schöner als es selbst eine Elfe jemals sein könnte, stand am Waldrand zum Fort hin. Hoch über ihr auf einem Ast stand ein Elf und berichtete ihr detailgetreu, was er dort sah. Sein Blick war auf den Gefangenenwagen gerichtet, in dem eine entkleidete Elfe, Belimone, ihr Dasein fristete. Allem Anschein nach wurden auch hier in dieser Welt die Elfen von den Menschen verfolgt und eingesperrt. Doch jetzt würden sie zur Tat schreiten.

Kizuna erwachte und trug noch immer das Festgewand aus der Traumwelt. Ihre Kameraden schliefen vor Erschöpfung und hatten nichts davon mitbekommen. In ihrer Rechten hielt sie den Bund mit Dietrichen, den Ausweg aus ihrer misslichen Lage. Doch da war noch etwas anderes. In einer Seitentasche ihres Gewandes befand sich das zusammengefaltete Bild von sich und Serenaya. Wenn er nur hier bei ihr sein könnte, wünschte sie sich von ganzem Herzen. Kaum hatte sie diesen Wunsch geäußert, da tauchte plötzlich aus dem Nichts vor ihr eine golden leuchtende Schriftrolle auf. Doch dieses Leuchten nahmen ihre Wachen auf den Palisaden und am nahen Lagerfeuer wohl nicht wahr. War sie etwa nur für sie sichtbar? Ein zusätzliches Geschenk von Serenaya etwa? Sie ergriff sie und hörte direkt eine Stimme in ihren Kopf, die zu ihr sprach. Was wäre sie bereit für ihren Wunsch zu geben und welchem Heldenideal würde sie folgen? Sofort dachte sie an Serenaya. Einfach alles würde sie geben, selbst wenn es ihren Tod bedeuten würde. Die Stimme hakte nach. Falls sie in dem kommenden Duell der Magier siegen sollte, würde sie unweigerlich sterben. Das war Kizuna jedoch egal. Selbst eine kurze und glückliche Zeit mit ihm wäre hundert Male besser als ein unerfülltes und langes Leben. Die Stimme haderte, denn die Person an die sie dachte, war kein Held. „Aber er könnte einer werden!“ rief sie innerlich. Die Schriftrolle verschwand und nebulös erschien daraufhin Serenaya neben ihr. Abermals blickten sie sich tief in ihre Augen. Auch er war sichtlich glücklich über ihr Wiedersehen, denn bis zu seinem Tode in seiner Welt hatte er immerzu und in jedem Augenblick nur von ihr geträumt. Jetzt würde alles gut werden.

 

Myrkgard: Das Oberhaupt Jul ging in ihrer Alltagskleidung zu einem der großen Fenster des Stadtpalastes hin und blickte auf ihre Stadt. Die weiß verkalkten Türme strahlten im Glanz der aufgehenden Morgensonne. Schon seit Jahren versuchte sie eine neue Gesellschaft aufzubauen, die jedem Bürger ihres kleinen Landes die gleichen Rechte einräumte. Es war kein leichtes Unterfangen gewesen das Gesetz zum Verbot von Sklavenhaltung durchzusetzen. Und damit hatte sie sich vor allem in der Oberschicht auch keine Freunde gemacht. Sicherlich beriet der Adel bereits darüber, wie man sie absetzen könnte. Doch ihr treuer Freund und oberster Ritter stärkte ihr den Rücken. Aber ihr Hauptaugenmerk fiel nun auf zwei Gebäude der Stadt: Einerseits den Schwarzen Turm des Imperiums, der wie ein finsteres Schandmal schon seit Jahrzehnten die weißen Türme in ihrer Stadt dominierte und ein Schandfleck und Ärgernis in den Augen vieler war. Ein Zeichen dafür, dass sie zwar weitgehend frei aber dennoch den Valianern tributpflichtig und unterwürfig sein mussten. Andererseits das Gefängnis der Fischmenschen für politischen Insassen. Am liebsten würde sie dieses niederreißen lassen und die dortigen Gefangenen begnadigen. Aber dies würde ein Bruch mit den Langzeitverträgen ihres Vorgängers bedeuten und zwangsläufig zu einem Krieg oder zumindest zu Problemen im Außenhandel führen. Es bräuchte schon eine fremde Macht, um sie von diesem Gefängnis zu erlösen, damit keine Schuld auf sie fallen würde. Wo waren die Abenteurer, wenn man sie mal braucht? Auch wenn dieses Gebäude „versehentlich“ einem Brandanschlag zum Opfer fallen würde, hätte sie damit keine Probleme. Die Brandwachen würden sofort Alarm schlagen und die Bevölkerung der angrenzenden Häuser evakuieren. Die neue staatliche Versicherung für Brandschäden, die viel von der Oberschicht aufgrund der hohen Kosten kritisiert wurde, würde den Menschen dann über ihre verlorene Habe und Behausungen hinweghelfen. Gleichzeitig würden die anderen Adligen damit in den Augen des Volkes geschwächt werden, da sie gegen diese staatliche Versicherung gewesen waren und somit ihren eigenen Einfluss weiter stärken. Der Weg für weitere Reformen wäre dann frei.

Die Nordlande waren in fünf Provinzen unterteilt, die vom Imperium verwaltet wurden. Die Provinz Dûnatha bildete das Kernland der Nordlande und wurde durch den todlosen Dunklen Meister, Strategen und Governande Myrasar regiert. Kerguan im Norden war die kleinste Provinz, welche vom weißhaarigen Dunklen Meister Decimores Dyras als valianischen Statthalter unter Kontrolle gehalten wurde. Der nordwestliche Teil war die Provinz Askiar und zugleich mit dessen Hauptstadt Helugar der Stammsitz der Dunklen Meisterin Rementiu. Der südliche Teil war die Provinz Fâlbean, der von Governande Noctubal Gorvianes, Enkel des Zelotys Gorvianes, regiert wurde. Dieser war auch der eigentliche Verwalter von Julista und seinem Wort musste sich selbst das hiesige Oberhaupt Jul beugen. Wer jedoch die fünfte und letzte Provinz Ardêru im Süden zu Chryseia hin regierte, war offiziell nicht bekannt und selbst Valian schwieg dazu.

 

Akt 13:

Die Clanmörder der MacKeith:

 

Abenteurer:

Lucius Verus Duber geb. Doran MacConuilh (Myrkgard, Nordlande-Herena, Mensch, Krieger, Büchsenbauer) mit Heldengeist Alucard,

Amadia (Ljosgard, Mensch, Alba, Wildläuferin, Jägerin),

Dean Corfus (Ljosgard, Mensch, Alba, grauer Hexer),

Lyra, die rote Priesterin (Midgard, Alba, Priesterin, Rechtsgelehrte) [offplay],

Salina Ameris aus dem Drachenthal (Ljosgard, Mensch, Küstenstaaten, Ordenskriegerin der Priorei des Goldenen Drachen von Monteverdine, Untersuchungsbeamtin),

Jocelynn MacKenzie, Schmiedin vom Kupferberg (Ljosgard, Mensch, Alba, Schmiedemeisterin, Waffenschmiedin),

Belimone Tinnúviel (Ljosgard, Elfe, Broceliande/Alba, Heilerin, Musikantin),

Kizuna (Ljosgard/Grüne Hügel, Fuchsgeist, TsaiChen-Tal, Musikmeisterin und LüMuSchih, Tänzerin),

Semiramis (Ljosgard, Aran, ???, ???)

 

Anmerkung: Akt 13 sowie 14, 15, 16 und 17 spielen parallel, sodass es sehr viele Überschneidungen gibt.

 

Ljosgard: Lucius stand noch alleine auf weiter Flur. Ihm gegenüber drei Frauen, die ihm wohl spielend den Garaus machen konnten. Er entschied sich dafür seine Pistolen einzustecken und packte die Schriftrolle. Von dieser hatten die drei Damen wohl gar nichts mitbekommen. Minda verstand seine Geste, denn auch sie hatte keine Motivation jetzt und hier am helllichten Tag eine Konfrontation zu suchen. Da sie sich in den vergangenen Wochen bestens verstanden hatten, streckte sie ihm ihre rechte Hand aus. Falls er sich dafür entscheiden sollte ihr einen Tropfen seines Blutes zu schenken, dann dürfte er mit ihr gehen und sie würde über die Tatsache hinwegsehen, dass er sie mit einer Waffe bedroht hatte. Aber Lucius lehnte ab. Niemals könnte er mit Dämonen paktieren, da dies gegen seinen Glauben verstießen. So wandten sich die drei Frauen von ihm ab und zogen fort.

Zur gleichen Zeit führte Amadia den Feuerdämon zur Kirche und vergewisserte sich unterwegs noch einmal, ob ihre Übereinkunft noch gelte. Wenn er Lyra und Shaw bekam, dann würde er dieses Dorf fortan in Ruhe lassen. Um die Bevölkerung zu schützen war das Leben von zwei Personen ein geringer Preis, den sie zu zahlen bereit war. Wenn auch schweren Herzens. Zum Glück waren die Einheimischen noch auf dem Marktplatz versammelt und hörten den beruhigenden Worten des Dorfsprechers aufmerksam zu, sodass niemand sie bemerkte. So öffnete sie ihm schließlich die Pforte zur Kirche und er betrat diese ohne irgendwelche Auswirkungen seitens der Götter zu spüren. Er schaute sich um, doch Lyra war nicht hier. Niemand war hier. Er ging zurück und packte wütend Amadia am Halse und hob sie hoch. Er befahl ihr eindringlich ihn zu rufen, wenn sie auch nur einen der beiden Gesuchten fände und warf sie dann in hohem Bogen auf den Boden des Gotteshauses. Als sie sich wieder aufrappelte war von dem chryseischen Dämon keine Spur mehr zu sehen. Aber wie sollte sie ihn denn rufen, wenn sie einst geschworen hatte kein Wort mehr zu sagen? Da fiel ihr ein, wo sie die Feuerpriesterin Lyra finden könnte. Die Kleriker waren nämlich nach der Sache mit dem falschen Engel in eines der Häuser am Rande des Dorfes gezogen. In das ehemalige Gehöft von Brandon MacBeorn und Marilyn MacManson. Vielleicht war sie da zu finden.

Ein junger Mann namens Dean Corfus kam auf seiner Reise zufällig am Rande von Goldmoor vorbei, als er den chaotischen Lärm aus dem Dorf vernahm. Interessiert ging er diesem nach und vernahm schon erzürnte Rufe aus dem Ortskern. Rufe wie "Lasst sie uns umbringen und vertreiben!", und "Erst stehlen sie unsere Kinder und jetzt das!", hörte er. Als er sich näherte erblickte er einen fremdartig gekleideten Mann, Lucius. Auch Lucius erspähte ihn. Da sich hierher nur sehr selten Fremde verirrten nahm Lucius an, dass dieser einer der neuen Einwohner aus Myrkgard wäre, wie er. Aber es stellte sich heraus, dass er ein Albai war. Dean, der sich anfangs noch als Reisender ausgab eröffnete ihm dann die Wahrheit. Er kam hierher, da er die Präsenz eines oder mehrerer Dämonen gespürt hatte. Doch die Antwort auf die Frage warum er diese Dämonen ausfindig machen wollte, blieb er ihm schuldig. Da Lucius sich noch etwas erholen wollte und gerade keinen Nerv für ein tiefgründiges Gespräch hatte, bat er den Reisenden in die Taverne zu gehen.

Amadia kam am Wohnhaus der Kleriker an und lugte durch ein offenes Fenster. Tatsächlich schien es so, als ob Lyra alleine zuhause war. Da sie nicht auf Klopfen reagierte betrat sie einfach das Haus. Die Feuerpriesterin saß in ihrem Zimmer an einem kleinen Schreibpult und kritzelte hastig auf die Blätter. Sie musste schreiben, um jeden Preis. Nichts durfte sie vergessen! Für Amadia schien es, als war sie einem religiösen Wahn verfallen. Nur auf mehrfaches Nachfragen, was ein Dämon von ihr wollte, gab sie ihr nur zusammenhanglose Antworten. Irgendetwas brannte. Es war hinter ihr her. Hinter ihnen dreien. Die verlassene Kirche. Sie hatte sie doch gereinigt. Die hunderte von Leichen verbrannt. Leichengolem. Amadia ließ von ihr ab, denn in diesem Zustand konnte sie weder mit ihr sprechen, noch auf eine richtige Antwort hoffen. Nun brauchte sie Zeit für sich. Daher ging sie in den Wald, um zu meditieren. Vielleicht sagte ihr dabei auch der Leuchtwolf, was sie nun tun sollte.

Derweil ging Lucius zu seiner Hütte, in der er es sich kürzlich etwas gemütlich machte und zückte die goldene Schriftrolle. Zeichen verschiedener Schriftarten blitzten auf deren Oberfläche auf, nur um kurze Zeit später wieder zu verschwinden. Manchmal meinte er ein Wort herauslesen zu können. Alucard. Als er dieses Wort nannte, vermutlich ein Name, da hörte er eine Stimme in seinem Kopf, die ihn nach seinen persönlichen Zielen fragte. Natürlich wollte er die Seemeister besiegen, die seine Eltern töteten und somit Myrkgard die Freiheit schenken. Das wäre kein Problem, versprach ihm die Stimme. Doch was wäre er bereit dafür zu opfern? Sein eigenes Blut! Lucius zückte seinen Dolch und schnitt sich in seine linke Handinnenfläche. Das herausfließende Blut tropfte, doch erreichte niemals den Boden. Es verschwand einfach. Genau wie die goldene Schriftrolle. Dafür erschien vor ihm aber eine geisterhafte Gestalt eines Kriegers mit finsterer Mine, die sich ihm als Alucard vorstellte. Er war sehr interessiert an seinem neuen Meister, gab ihm aber auch zu verstehen, dass er sicherlich nicht jedem Befehl befolgen würde. Bis er tatsächlich in die materielle Welt eingreifen könnte, dürfte es jedoch bis zu drei Tagen dauern. Nachdem sie sich bekannt gemacht hatten ging er zum Wirtshaus, da er sich mit diesem Neuankömmling Dean noch ein wenig unterhalten wollte.

Die Sonne war mittlerweile hinter dem Horizont verschwunden als Amadia ihre Meditation vorzeitig beendete, da sie ein Geräusch vernahm. Irgendetwas oder irgendjemand näherte sich ihr hastig durch das Unterholz. Es sah auch wie eine große Echse. Sie sprang auf und zog ihre Waffe, als diese Wesenheit durch das Gebüsch vor ihr sprang und vor ihr Halt machte. Sie staunte nicht schlecht, was sie dann sah und legte ihre Waffe zurück. Es war ein schwarzer Kater, der auf einem Hausdrachen ritt. Und diesen Drachen kannte sie. Es war der Begleiter von Salina Ameris gewesen, der Ordenskriegerin der Priorei des Goldenen Drachen von Monteverdine, die mit ihren Gefährten bereits seit geraumer Zeit am Waldrand ihr Lager aufgeschlagen hatten. Der Kater sprang vom Rücken des Drachen, richtete sich aufrecht auf seine Hinterläufe und erhob das Wort. Sein Name lautete Archibald und er brauchte dringend ihre Hilfe. Die Freundinnen von Paolina, dem Zwergdrachen, hatten es sich zur Aufgabe gemacht den Jungen Wallace MacKeith zu beschützen, da dessen Familie ermordet wurde. Leider war es nun so, dass sie heute alle durch die Mitglieder der Grauen Garde entführt wurden, die ihnen die Schuld an der Ermordung der MacKeith gaben. Amadia hatte es sich einst geschworen Unschuldige zu beschützen, daher bat sie Archibald hier zu warten, bis sie mit Unterstützern zurückkäme. Dann hastete sie ins Dorf. Erschreckenderweise schockierte sie dieser sprechende Kater überhaupt nicht, weil sie in den letzten Wochen bereits abgedrehtere Dinge erlebte

Die Lage im Ort hatte sich zwischenzeitlich normalisiert, doch war die Stimmung im Wirtshaus noch immer gereizt. So viele Schwierigkeiten, wie in den letzten Wochen, hatten sie hier noch nie. Und jetzt war der Punkt erreicht, an dem ein Großteil der Bewohner bereit war zu den Waffen zu greifen. Thorandor war heute nicht anwesend, sondern überließ sein Geschäft zwei seiner drei Angestellten. Nur Miranda blieb ihrer Arbeit aus unerfindlichem Grund fern. Gerade waren Lucius und Dean dabei ihre Krüge zu erheben, da stürmte Amadia hinein. Mit ihren Gesten beschrieb sie ihnen, dass sie Hilfe benötigte, da abermals Leute aus dem Dorf von Fremden entführt wurden. Sofort erklärten sich einige bereit ihr bei dieser Rettungsmission unter die Arme zu greifen. Dazu gehörten Dean, Hunold Blacksmith, ein Schmied, der hier eigentlich ein ruhiges neues Leben beginnen wollte, Jonathan, der mittlerweile gelernt hatte erste albische Worte zu sprechen und Lucius. Letzterer verlangte scherzhalber von ihr für seine Hilfe die kommenden zwei Abende in der Taverne zu bezahlen. Sofort exten die Freiwilligen ihre Krüge und wollten sich nachdem sie sich vorbereiteten vor dem Wirtshaus einfinden.

Die Zwischenzeit nutzte Amadia um noch einmal zum Wohnhaus der Kleriker zurück zu gehen. Im Inneren brannte noch Licht. Lyra hatte sich scheinbar von ihrem Schreibwahn erholt und schien wieder bei Sinnen zu sein, denn sie las hochkonzentriert ihre bis vorhin verfassten Aufzeichnungen durch. Auch wenn sie nicht alleine war und auch die anderen Mönche im Haus ihrer Arbeit nachgingen, so war dies trotzdem der perfekte Zeitpunkt zuzuschlagen. Sie pfiff laut in Richtung des Waldes und nur kurz darauf kam der Dämon auf sie zu. Er bedankte sich bei ihr Lyra ausfindig gemacht zu haben und stampfte zielstrebig auf das Gebäude zu. Mit einem Tritt zerschmetterte er die Eingangstüre und verschaffte sich somit Zutritt. Panik brach im Inneren aus. Dann trat der Dämon aus dem Haus heraus und schleifte die Feuerpriesterin an ihren langen Haaren hinter sich her, welche sich unentwegt wehrte und um Hilfe schrie. Doch schon war der Dämon mit ihr im Wald verschwunden und auch Amadia suchte das Weite, um nicht von alarmierten Bewohnern gesehen zu werden.

Als sie zurück zum Wirtshaus ging hatten sich davor bereits die Freiwilligen eingefunden. Jonathan hatte sich mit einem kleinen Speer bewaffnet. Hunold wiederum kleidete sich mit einer alten und schäbigen Lederrüstung und hielt eine große Axt mit mannshohem Stiel in seinen Händen.

Sie führte diese bunt zusammen gewürfelte Gruppe aus Goldmoor hinaus, bis sie die Lichtung im Wald erreichte, wo bereits Archibald mit dem Zwergdrachen wartete. Als sich auch ihnen Archibald zu erkennen gab staunten sie nicht schlecht. Ein sprechender Kater! Lediglich Jonathan schien nicht überrascht zu sein. Archibald wollte ihnen die ganze Sache unterwegs erklären, denn sie hatten bereits zu viel Zeit verloren und hatten noch einen anstrengenden etwa zwanzig Kilometer langen Weg vor sich.

Unterwegs durch die Tiefen des dunklen Waldes erklärte ihnen der Kater, dass die fünf Frauen und der Junge durch die offizielle Assassinen- und Söldnergilde der Grauen Garde entführt wurden. Amadia war schockiert zu erfahren, dass dies eine offizielle Organisation des Königshauses war und machte ihm schwere Vorwürfe, dies nicht schon früher erwähnt zu haben. Der Kater war sich aber sicher gewesen, dass er kaum Freiwillige gefunden hätte, wenn er dies zu Beginn erwähnt hätte. Doch es war zu spät, um umzukehren. Wenigstens spendete ihnen der Mond genügend Licht, um sicher durch den Wald zu schreiten. Morgen wird Vollmond sein. Von Paolina hatte Archie erfahren, dass ihnen die Ermordung eines albischen Kleinclans vorgeworfen wurde. Alle stellten sich daraufhin die Frage, wie ein einzelnes kleines Kind dies bewerkstelligt haben sollte. Selbst mit Mitverschwörern wäre dies ein nur schwer zu bewerkstelligendes Unterfangen. Oder steckte etwa mehr dahinter? Vielleicht wollte der Kommandant der Grauen Garde auch einfach nur Erfolge sehen und hatte hierfür Beweise gefälscht? Lucius brannte aber noch eine andere dringende Frage auf dem Herzen: Warum konnte der Kater sprechen? Archie amüsierte die Frage. Sein Vater Weißzahn, der Herr von Corran, brachte ihm die albische Sprache einst bei. Im Übrigen konnte auch seine Schwester, die er seit Jahrzehnten nicht mehr getroffen hatte, sprechen. Für das Aussehen eines Katers hatte er sich freiwillig entschieden, da dies ausgesprochen viele Vorteile hätte. Lucius meinte nun in ihm einen hochrangigen Magier zu sehen, verkniff sich jedoch weitere Fragen.

Nach fast vier Stunden erreichten sie eine Anhöhe und löschten ihre Laternen und Fackeln. Von hier aus konnten sie sich einen Überblick auf ihr Ziel verschaffen. Es war ein schwer bewachtes Fort, umgeben mit einem Palisadenwall und mit drei Toren, vor denen jeweils zwei Wachposten stationiert waren. Auf vier kleinen Aussichtstürmen waren Bogenschützen, die die Umgebung stets im Auge hielten. Im Zentrum des Lagers und umringt von Zelten, in denen sie noch mehr Truppen vermuteten, stand ein Wagen für Gefangene. Dieser war mit Eisenstäben gesichert hinter denen sechs Personen kauerten. Insgesamt mussten hier wohl fünf bis sechs Dutzend Personen der Grauen Garde, Ritter, königlich albische Waldläufer und Fußsoldaten stationiert sein. Eine wahre Herausforderung!

Das Fort der Grauen Garde
Das Fort der Grauen Garde

Dean rief seine Eule herbei, die er dann mit dem Spruch "Binden des Vertrauten" belegte und zum Wagen fliegen ließ. Durch ihre Augen konnte sich der Hexer unbemerkt vor Ort einen besseren Eindruck verschaffen. Der Wagen war rund herum vergittert und das Holz der Decke und des Bodens war äußerst massiv. Um die Gefangenen zu befreien musste man schon das Schloss der Türe knacken. Eine der Gefangenen war nur noch mit einem dünnen Überwurf bekleidet. Sie war kein Mensch, sondern hatte Merkmale eines Fuchses, inklusive des Schwanzes. Eines ihrer langen, behaarten Ohre war kürzlich abgeschnitten worden, denn es blutete noch.

Auf der Anhöhe bat Lucius Alucard herbei, der das Fort sofort einschätzte. Es war eiligst errichtet worden und daher beim genaueren Hinsehen in einem schlechten Zustand. Es war wohl nur zum kurzzeitigen Bestehen für diesen einen Zweck der Überwachung von Gefangenen erbaut worden. Wenn die Truppen darin wirklich der Annahme waren, dass diese sechs Personen einen Clan ausgelöscht hatten, dann war klar, warum so viele Wachen ins Feld geführt wurden. Sie wollten wohl auf Nummer sicher gehen. Lucius unterbreitete den Vorschlag Alucard als Geist dort auftauchen zu lassen, um für Ablenkung zu sorgen. Dann blickte er auf Archibald. Ein schwarzer Kater könnte sich sicherlich auch unauffällig hinein schleichen und die Gefangenen über ihren Plan in Kenntnis setzen. Auch wenn er nicht gerade begeistert von diesem Vorschlag war, gab Archibald dieser Bitte nach und schlich zum Fort.

Dann bemerkte Amadia etwas in den Bäumen am nordwestlichen Waldrand. Eine Bewegung! Irgendjemand tänzelte dort von einem Ast zum anderen und überblickte ebenfalls das Lager. Als er dies seinen Kameraden mitteilte war Dean bereits verschwunden.

Eine Formel murmelnd ging Dean nämlich auf direktem Weg auf das ihnen am nächst gelegene Tor zu. Als die zwei Wachen am Tor ihn registrierten, wurden auch die zwei Bogenschützen auf den angrenzenden Türmen auf ihn aufmerksam. Sie forderten ihn auf stehen zu bleiben und sich zu ergeben. Dieser Bitte kam Dean nach und hob die Hände. Doch es war bereits zu spät, denn er hatte die Formel für "Macht über Menschen" bereits vollständig ausgesprochen (20) und nun diese vier Krieger unter seine geistige Kontrolle gebracht.

Im Lager kam Archie bei den Gefangenen an und informierte sie über die kommende Befreiung. Auf eine solche Gelegenheit hatte Kizuna nur gewartet und weckte vorsichtig die anderen. Dann zückte sie einen Dietrich hervor und begann ihre Freunde von den schweren Halsringen zu befreien. Semiramis brannte schon jetzt auf Rache und flüsterte leise Todesflüche vor sich her.

Als Amadia bemerkte, dass die andere Gestalt in den Bäumen ihre Gruppe ebenfalls bemerkt hatte, wirkte sie "Wundersame Tarnung", um sich vor ihren Augen zu verstecken. Doch ein Pfeil landete nur Zentimeter von ihrem Fuß entfernt und störte ihre Konzentration. Vor ihnen traten nun vier Elfen hervor und gaben sich ihnen zu erkennen. Es waren der Robe nach zu urteilen ein Magier, eine Elfe mit langem dunkelgrünem Cape und zwei Dolchen, Ein Bogenschütze und eine Dame in einem langem weißen Kleid, deren Schönheit selbst für das Volk der Elfen ungewöhnlich war. Ihre Augen waren so tief, wie der Ozean, dass man sich gar bei ihrem Blickkontakt darin verlieren konnte. Selbst von ihrer Stimme ging eine Macht aus, der man sich kaum entziehen konnte. Archibald kehrte zurück und war erstaunt diese Gruppe von Elfen hier anzutreffen, deren genaue Zugehörigkeit er gar nicht kannte. Aufgrund Archis Kommentar vermutete Lucius, dass mindestens zwei der Elfen von Myrkgard kamen. Doch falls dies der Wahrheit entsprechen sollte, dann stünden sie nun wahren Menschenhassern gegenüber, da sie in den vergangenen Jahrhunderten immerzu vom Imperium verfolgt wurden. Nur bei der Elfe im blauen Kleid und bei dem Magier war er sich ihrer Herkunft ungewiss. Vor allem da dieser Elfenzauberer eine solch bleiche Hautfarbe hatte, wie er sie noch niemals zuvor bei einem Mitglied des Elfenvolkes sah. Bevor sie sich noch weiter gegenseitig anstarrten fragte er die Elfen, ob sie hier waren, um die Elfe zu befreien. Die wunderschöne Elfe im weißen Kleid ergriff das Wort und stellte sich ihnen als Valamarin, die höchste Sternenprinzessin von Realtaíleann, vor. Sie meinte, dass es in jeder Welt das Gleiche war und die Nachkommen ihres Volkes von den Menschen gedemütigt werden würde. Das würde sie nun ändern und schlug ihnen vor gemeinsam die Menschen im inneren des Forts abzuschlachten. Nun war sich Lucius sicher, dass Valamarin die Situation auf Myrkgard kannte. Amadia kam die Elfe mit dem Cape von irgendwoher bekannt vor und musterte sie genauer. Dabei bemerkte sie, dass ihre Elfenohren so gekürzt worden waren, dass sie aussahen, wie die eines Menschen. Dann erkannte sie sie als Miranda wieder, eine der Schankdamen aus Thorandors Wirtshaus, die sie damals aus der Sklavenjägergilde gerettet hatten. Der Elfe missfiel diese Musterung und zog ohne Worte die Kapuze ihres Capes tief ins Gesicht. Hatte sie sich etwa selbst die Ohren abgeschnitten, um als Mensch den Elfenjägern in ihrer Heimatwelt zu entgehen?

Dean hatte derweil die vier Wachen, welche unter seiner Kontrolle standen, in das Lager geschickt. Dort griffen sie den Wagen und begannen ihn auf das Tor zuzurollen. Dies erregte natürlich die Aufmerksamkeit der patrouillierenden Wachmannschaft, die daraufhin sofort laut Alarm schlugen.

Valamarin grinste die Abenteurer an und spottete leicht über ihr missglücktes Vorhaben. Im Lager umstellten die heraneilenden Wachen die vier Deserteure. Als diese schließlich nicht der Aufforderung nachkamen von ihrer Tat abzulassen, wurden sie von ihren eigenen Kameraden niedergestreckt. Lucius nutzte diese Ablenkung und rannte wie ein Blitz durch das offene Tor hindurch zwischen die Zelte. Dort verteilte er seinen Vorrat Lampenöl über ein Zelt und über den Fuß eines der Wachtürme, nahm sich eine der aufgestellten Fackeln und legte ein Feuer. Zu guter Letzt warf er diese noch auf ein zweites Zelt, verfehlte es jedoch. Während ein Choas unter der Belegschaft wegen dem Feuer ausbrach, bereitete Amadia schleunigst eine Schlingfalle am Tor vor. Alle anderen zogen ihre Waffen und machten sich bereit für den folgenden Kampf. Da nun die übrigen Soldaten aus ihrem Schlaf erwachten und aus ihren Zelten strömten, befand sich Lucius in der Klemme. Überall waren nun Soldaten. Zugleich hatte er ein schlechtes Gewissen. Hatten die Elfen womöglich einen besseren Plan gehabt, den sie nun mit ihrer Aktion vereitelt hatten? Daran durfte er jetzt nicht denken sondern musste dringend eine Möglichkeit finden von hier zu verschwinden, ehe ihn noch jemand bemerkte. Dann rief er ein weiteres Mal Alucard, der die Aufmerksamkeit der Wachen erregte, sodass er durch das Tor zu seinen Kameraden laufen konnte. Aber seine Flucht wurde bemerkt und eine ganze Flut an Soldaten folgte ihm hinterher. Direkt als er das Tor erreichte, trat hinter ihm einer der Krieger in Amadias Seilfalle, sodass er nun kopfüber am Tor baumelte. Lucius wandte sich um und schlug mit seinem Schwert auf diese Piñata ein, bis sie aufhörte zu zappeln. Am Wagen erschien neben Alucard noch ein zweiter Geist. Zudem prasselte ein wahres Feuerwerk aus "Feuerlanzen" und "Blitze schleudern" auf der anderen Seite des Lagers auf die verängstigten Wachen ein. Weiter verunsichert wurden die Wachen noch durch zwei fliegende Wesenheiten, welche sie aus der Luft mit Flammenhauch malträtierten, ein Insektenwesen, welches durch die Zelte streifte und der Tatsache, dass Ranken aus den Palisaden heraus nach ihnen griffen, sie in Dornen zogen und aufspießten. Als einige Krieger flüchteten rannte Amadia vor zum Wagen. Rückendeckung erhielt sie sowohl durch den elfischen Bogenschützen, als auch durch Lucius mit seinen Pistolen, welche etwaige Personen in ihrem Weg erschossen. Sie packte den Wagen mit einer schier unmenschlichen Stärke (St krit.) und zog ihn zum Tor hin. Die Gefangenen im Inneren hatten sich mittlerweile von ihren Halsringen befreit und neuen Lebensmut gefasst, sodass sie sich mit ihrem Dietrich am Schloss zu schaffen machten. Dann erblickten die Abenteurer sowohl den Kommandanten der Grauen Garde, als auch den Hauptmann dieser Garnison. Und der Hauptmann war kein Unbekannter, sondern Andrew MacBeorn höchstpersönlich, der dem Königshaus direkt unterstellt war. Der Kommandant rannte mit gezogener Waffe auf Amadia zu und griff sie wie im Berserkerwahn mit seiner Nagelkeule an. Dann gelang es Salina und Kizuna das Tor des Wagens zu öffnen, sodass alle ihr Gefängnis verlassen konnten. Somit stand sich plötzlich der Kommandant der Grauen Garde allein einer ganzen Gruppe von Widersachern gegenüber, die ihn mit vereinten Kräften zu Boden prügelten. Als dieser schwer verletzt am Boden lag sprang Kizuna, die den Wagen erklettert hatte, von oben auf ihn drauf und zerbiss ihm die Kehle. Damit war die Moral der Wachmannschaft vorerst gebrochen und zogen sich panisch vor den Angreifern zurück in das hintere Teil des Lagers.

Diese Chance nutzte die Gruppe um aus dem Fort heraus den Rückzug in den Wald anzutreten. Selbst weit entfernt hörten sie noch die Schreie von Hauptmann Andrew MacBeorn, der verzweifelt versuchte seine Truppe zur Wiederaufnahme der Kampfhandlungen anzuspornen. Er schwor bei seinen Göttern und allem, was ihm heilig war, blutige Rache. Diese Tat würde er den Angreifern niemals vergessen lassen!

Auf ihrem Marsch durch den Wald überreichte Lucius Kizuna seinen Mantel, da sie noch immer nur den dünnen Überwurf über ihren Schultern trug und die Temperaturen ziemlich gesunken waren. Lucius nahm an, dass der Hauptmann ihr nicht nur das eine Ohr abgeschnitten hatte, sondern sie womöglich auch noch vergewaltigte. Kizuna wich der Frage jedoch aus.

Sie gingen abseits der befestigten Wege, um es etwaigen Verfolgern zu erschweren. Als sie eine Wiese erreichten meinte Amadia, dass dies nicht reichte. Ihre Gruppe war groß und die Spuren, die sie hinterließen, könnten dennoch von geübten Spurenlesern entdeckt werden. Für Valamarin stellte dies aber kein Problem dar. Sie schnippte einmal mit den Fingern und das Gras richtete sich hinter ihnen wieder auf und abgeknickte Äste in den Gebüschen verwuchsen miteinander. Es sah nun so aus, als wäre hier niemals jemand entlang gekommen. Valamarin blieb stehen und verkündete den Abenteurern, dass sie sie jetzt verlassen würden. Sie bat Belimone mit ihnen zu kommen, doch Belimone lehnte ab. Sie wollte bei ihren Freundinnen bleiben und musste sich schließlich noch um Wallace kümmern. Amadia trat der Sternenprinzessin entgegen, ging auf die Knie und bedankte sich recht herzlich bei ihr für ihre Mithilfe bei der Befreiung der Gefangenen. Valamarin war etwas irritiert und bedankte sich daraufhin ebenfalls bei ihr für ihre Geste. Wenigstens ein Mensch, der ihr mit dem gebührenden Respekt begegnete. Als die vier Elfen gingen wünschte ihnen Valamarin noch einen schönen Lebensabend. Dann verschwanden sie im Schutze der dunklen Nacht.

Lucius äußerte seine Bedenken, dass sie sich noch nicht in Sicherheit wiegen dürften. Der Hauptmann würde sicherlich seinen Auftrag trotz seiner Niederlage beenden wollen und hatte ihnen allen Rache geschworen. Zudem wüsste er wohin sie wollten, nach Goldmoor. Und falls er sich stattdessen dazu entschieden sollte sie vorerst nicht weiter zu verfolgen und zurück zum Königshaus zu kehren, dann hätten sie es in Kürze mit einer weitaus größeren und besser ausgerüsteten Gruppe zu tun, die mit magischen Waffen ausgestattet und Magiern oder Priestern als Geleit auch ihren Heldengeistern gefährlich werden könnten. Daher müsste der Hauptmann heute noch sterben! Kizuna beruhigte ihn, denn um diesen würde sich bereits jemand kümmern. Der Hauptmann würde das erste Licht der Morgensonne sicherlich nicht mehr erleben.

Unterwegs fragten die Abenteurer was der genaue Anlass für ihre Verfolgung war und Kizuna legte mit dem Einverständnis ihrer Kameradinnen alle Karten offen. Sie war vor einiger Zeit auf Reisen durch Alba gewesen und kam dabei auch durch das Gebiet der MacKeiths. Um ihren Aufenthalt in einem Weiler dort zu finanzieren tanzte und musizierte sie und lebte von den Spenden begeisterter Menschen, die ihre Kunst bewunderten. Der dortige Fürst und Vater von Wallace hörte von ihr und lud sie für eine Vorführung auf den Festlichkeiten zum Felsenlauf auf seine an einer Klippe über einer Bucht gelegene Burg ein. Den Fürst lernte sie dort als einen weltoffenen Menschen kennen, der an fremden Kulturen überaus großes Interesse hatte. Noch während den Festlichkeiten wurde die Burg aber plötzlich von einer fremden Heerschar angegriffen, die mit einer fliegenden schwarzen Galeere mit Doppelbug über das Meer kamen. Es war das reinste Gemetzel! Ihr gelang es lediglich Wallace, den Fürstensohn, vor den Angreifern zu retten, die nach etwas bestimmten auf der Burg suchten. Unterstützung erhielt sie auf ihrer Flucht durch die elfische Heilerin Belimone. Einige Tage später trafen sie dann auf Salina und Jocelynn, die sich ihnen anschlossen, nachdem sie von Wallace Schicksal erfuhren. Leider war keiner von Wallace entfernten Verwandten bereit ihn aufzunehmen. Als sie dann noch erfuhren, dass vermutlich Beweise gefälscht wurden und die Obrigkeit ihnen die Schuld für diesen Angriff gab, wurden sie gejagt. Um ihren Häschern zu entkommen haben sie sich dann hier hoch in den Norden geschlagen, da der Arm des Königs hier nur schwach war und wollten warten, bis sich die Lage beruhigt hatte. Das war ihre Geschichte.

Lucius fragte sie, ob es nicht besser wäre, wenn der Junge dann das Kämpfen erlernte, um sich verteidigen zu können. Kizuna fand jedoch, dass er dafür zu jung war, obwohl er schon manchmal mit der Ordenskriegerin Jocelynn trainierte. Aber vielleicht wäre es nicht schlecht einen zweiten Lehrmeister zu haben? Wahrscheinlich wäre es für ihre Gruppe auch vorteilhafter in eines der leer stehenden im Ort zu ziehen, anstatt weiterhin in ihren Zelten zu nächtigen. Dafür sollten sie sich am besten an den Dorfsprecher Thorandor wenden, der sicherlich ein offenes Ohr für sie hätte.

Der Morgen graute bereits, als sie Goldmoor erreichten. Doch zu ihrem Erstaunen hatte sich vieles geändert. Eine Hundertschaft an Personen versammelte sich dort in einem Heerlager auf den umgebenen Wiesen. Zudem planierte eine Schar an Arbeitern den Weg in Richtung der Goldmine. Viel Material wurde auf Fuhrwerken herbei geschafft, sowie drei Karrenballisten. Am Rande des Lagers war ein ganzer Trupp Ritter mit ihren Rössern untergebracht und im Zentrum stand das pompöse Zelt, dessen Banner die Farbe der MacTurics zeigten. Insgesamt rund 500 Mann! Allem Anschein nach machte der Fürst nun ernst, denn er wollte sowohl die Goldmine in seinen Besitz bringen, als auch weiteres Eingreifen König Berians von der anderen Seite des Tores verhindern.

 

Ljosgard: Hauptmann Andrew MacBeorn war es gelungen wieder Ordnung in seine Truppen zu bringen trotz der Demoralisierung durch den Tod von fünfundzwanzig seiner Männer. Manchmal musste man den Verweigerern auch einfach mit dem Kriegsgericht und dem Galgen drohen. Die Männer durchkämmten mit Fackeln den Wald nach Spuren, doch die Geflüchteten hatten anscheinend gar keine hinterlassen. Dann schritt in der Ferne langsam eine geisterhafte Gestalt auf sie zu und stoppte vor den Truppen, die ihre Waffen auf ihn richteten. Serenaya, Kizunas Vertrauter, erhob das Wort. Er würde nun über denjenigen richten, der es gewagt hatte Kizuna zu verletzen. Der Hauptmann lachte ihn aus, denn seine Waffe war magisch und konnte somit einen Geist in seine Schranken weisen. Serenaya war sich im Klarem, dass er, da er noch keine feste Form annehmen konnte, nicht direkt in die materielle Welt eingreifen konnte. Doch er als Weltenschreiber hatte andere Möglichkeiten. Mit seinen Händen malte er schnell die leuchtenden Umrisse eines großen Hundes in die Luft. Als er nach wenigen Augenblicken mit seinem Kunstwerk fertig war, erwachte der Hund aus Licht zu Leben und rannte durch die Reihen der Wachen hindurch und zerriss den Hauptmann vor allen Anwesenden. Der Großteil seiner Männer ließ die Waffen fallen und suchte das Weite, doch Serenaya war noch nicht fertig. Zeit etwas Neues auszuprobieren. Da ein Vertrag auch einseitig und mündlich sein konnte, rief er ihnen nach, dass sie, sollten sie auch nur die Idee haben hiervon zu berichten, sofort in das Karst gezogen würden. Kaum hatte er dies ausgesprochen, da verschwanden so gut wie alle Überlebenden gleichzeitig. Nur ein einziger Mann war nicht verschwunden und blieb wimmernd und verstört auf seinen Knien sitzen. Der Überlebende versprach ihm bei seiner Familie und bei seinen Göttern, dass er die Wahrheit auf ewig verheimlichen werde. Auf dem Weg zu ihrem Ziel wären sie von einer Schar Twyneddin angegriffen worden. Deren Oberhaupt schenkte ihm das Leben, um davon zu berichten. Serenaya war damit einverstanden und verschwand, nachdem er sich innerlich bei Semiramis für den Vorschlag mit dem Karst bedankte.

 

Ljosgard: Adalar, der Sohn von Aethel und Schweinebauer Marek, lief zusammen mit seiner Begleiterin durch den Wald. Es war nun schon drei Jahre her, seitdem er seine Heimat Goldmoor verlassen hatte. Damals träumte er von der großen Stadt und verließ darum sein Elternhaus, um nach Beornabourgh zu reisen und sich dort ein besseres Leben im Dienste des Sonnenordens aufzubauen. Doch dort fand er aufgrund seines niederen sozialen Standes keine Aufnahme. Betrübt ging er zurück in seine Heimat. Aber seither ließ er sich weder im Dorf, noch bei seinen Eltern blicken, um sich vor niemanden die Blöße als Versager zu geben. Stattdessen lebte er fortan als einsamer Eremit in den Wäldern um Goldmoor. Unter Wanderern und fahrenden Händlern war er nur bekannt als „der einsame Wanderer“. Seit Kurzem hatte er jedoch eine etwas schroffe und eitle Gefährtin, eine Hexe mit Namen Artemisia, welche von seiner Lebensweise überhaupt nicht angetan war.

Um sich abzulenken sprach sie immerzu nur über ihre vergangene Liebe und dass sie diesen bis zu ihrem Tode nur noch ein einziges Mal sehen konnte. Damals wartete sie jahrelang sehnsuchtsvoll auf die Rückkehr ihres Geliebten an jenem Ort, einer Felsenklippe. Doch er kam nicht und so wandelte sich ihre Sehnsucht schließlich in Hass auf alles Lebende und begann damit an der Zeit zu experimentieren. So brachte sie ein dunkles Zeitalter über ihre Welt, in der sie das höchste Wesen war und von allen angebetet wurde. Doch dann erschien ihr Liebhaber eines Tages in ihrem Schloss, doch er erkannte sie nicht wieder. So kam es, dass sie von ihm getötet wurde, damit die dortigen Menschen ihre Freiheit zurück erhielten. Dadurch wurde die Zeitachse geändert, sodass ihr jüngeres Ich in der Vergangenheit mit ihrem Geliebten glücklich werden konnte. Auch wenn ihr jüngeres Ich dies erlebte hatte, so besaß sie dennoch die Erinnerungen daran. Sie griff an den Anhänger ihrer Halskette, der ein löwenartiges Geschöpf zeigte. Erinnerungen...

Artemisia machte Adalar auf die starke Magie aufmerksam, die sie aus dem Inneren der ehemaligen Goldmine spürte. Da drinnen wäre der perfekte Ort, um für sie beide ein sicheres Refugium zu erschaffen. Als im Außenbereich die große Heerschau begann und das Truppenaufgebot durch das freigelegte Tor ging wirkte sie einen Dimensionszauber, sodass sie ungesehen von der anderen Seite des Berges aus durch das feste Gestein in die Goldmine eindringen konnten.

Die unterirdische Anlage war unbewacht und so fanden sie auf ihrer Suche hinter einem eingestürzten Zugang eine steinerne Türe mit magischen Prüfungen, welche so stark gesichert war, dass nur die Weisesten sie öffnen könnten. Aber mithilfe ihrer Zauberei durchschritten sie einfach die Pforte und konnten so die Prüfungen getrost ignorieren. In einem großen Saal erkannten sie einen Text an einer Wand, den Artemisia entzifferte. Diese Anlage wurde in frühester Zeit als geheimer Standort für ein Ritual errichtet, um dem Anarchen den Sieg gegen seine Widersacher zu bringen. Aber es schien, als ob dieses Ritual niemals beendet wurde, sondern aufgrund unbekannter externer Faktoren vorzeitig abgebrochen wurde. Ein neuerer Text berichtete vom wiederentdeckten Fund der Anlage irgendwann nach dem Krieg der Magier durch die „Bruderschaft der Fünfzehn“. Diese setzten sie wieder instand, aber erkannten die von ihr ausgehende Gefahr für das Weltengefüge, weshalb sie deren Existenz vor der Außenwelt weiterhin geheim hielten. Danach gab es keine Notizen mehr, so, als ob diese Bruderschaft in den Wirren des letzten Jahrhunderts plötzlich verschwand.

Artemisia wollte nun einen Dimensionsraum erschaffen, um ihr schwebendes Schloss in einem weiten und offenen Raum zu beschwören, welcher in diesem kleinen Bereich zwischen dem Zugang und den dahinter liegenden Räumen eine begrenzte neue Welt erschuf. Allein schon die Vorstellung daran gefiel Adalar, denn somit hätte er dennoch etwas Großes in seinem Leben erreicht, nachdem er zuvor immer nur seine Klappe aufgerissen hatte und nie etwas zu Ende brachte. Dann könnte er auch endlich wieder seinen Eltern unter die Augen treten.

Plötzlich und wie aus dem Nichts sausten zwei junge Frauen heran und zerfetzten Adalar. Aufgrund des Todes ihres Meisters ging Artemisia umgehend entkräftet zu Boden und schnappte nach Luft. Die zwei Vampirschwestern, lebendige Vucub, lebten bereits seit einigen Jahren hier in Sicherheit und versetzten sich lediglich auf der Suche nach Nahrung nach draußen. In all den Jahren hier hatten sie alle Aufzeichnungen an den Wänden genauestens studiert und kannten darum alle Einzelheiten um das Ritual, die Siegel, den Heiligen Gral und um die Heldengeister der Auserwählten. Auch waren sie im Besitz eines Dolchs, der die Eigenschaft besaß das Schicksal und die Gesetze der Welt in kleinem Umfang verändern zu können und neue Gesetzmäßigkeiten zu erschaffen. Sie waren schon lange an der Teilnahme dieses Rituals interessiert, um wieder richtige Menschen zu werden. Sie wollten unter allen Umständen das Band an Camasotz lösen und den lebenslangen Namenspakt, der sie an einen der Vucubfürsten band, brechen. Dann wären sie endlich frei. Aber um in diesem Ritual der Magier zu siegen und ihren Wunsch dem Heiligen Gral vorzubringen, mussten sie jedoch zu aller erst in den Besitz eines Heldengeistes gelangen. Eine von ihnen zückte den „Dolch des Schicksals“, streckte ihn Artemisia entgegen und fragten sie, ob sie sie als neue Meister akzeptierte. Da Artemisia schreckliche Angst vor ihrem zweiten Tode hatte und befürchtete ihren Geliebten niemals wieder zu sehen, stimmte sie zu. Alle drei wurden in ein gleißendes Licht getaucht und aufgrund der dem Cheaterdolch inne wohnenden Magie glückte die Übertragung des Heldengeistes Artemisia in die Hände von Aria und Ophelia. Der Dolch brannte daraufhin wegen der Überbeanspruchung dieses Regelbruchs gegen den Heiligen Gral für mehrere Jahre aus. Artemisia kam wieder zu Kräften und sprach ihren beiden neuen Meisterinnen ihre Loyalität aus. Daraufhin forderten die Vampirschwestern sie auf mit ihrem Plan ihr Schloss hier in den Tiefen dieses Berges zu beschwören weiter zu machen, wie sie es zuvor auch ihrem alten Meister Adalar versprochen hatte.

Kap von Goodhope: Eine gewaltige, pulsierende Magie wurde befreit, als ein gewaltiger offener Raum unter einem schwarzen schier endlosem Himmel erschien. Von der Felsenklippe aus, auf der sie plötzlich standen, fiel ihr Blick auf ein gigantisches schwebendes Schloss auf einem Felsen, welches mit riesigen Ketten an dem umliegenden Gelände befestigt war, sodass es seine Position beibehielt. Hoch über dem Schloss erstrahlte ein ewiger Vollmond, der diese Szenerie in ein geheimnisvolles Licht tauchte. Falls es jemandem von außen gelingen sollte sich Zutritt zu diesem geheimen Bereich der Anlage zu verschaffen, so musste dieser zuerst durch das Innere des Schlosses und an ihnen vorbei gelangen, ehe er in die Ritualräume des Grals vorstieß, in denen sich die Wandtexte befanden. Ein lebensgefährliches Unterfangen für Eindringlinge.

Die Vampirschwestern waren begeistert über ihr neues Zuhause. Aber Artemisia empfand dies als noch nicht ausreichend, denn ein solches Domizil benötigte auch Heerscharen an Untergebenen und Dienern. Sofort machte sie sich an die dafür notwendigen Beschwörungen ohne auch nur im entferntesten an Adalar zu denken. Ihr alter Meister war wohl einfach zu schwach gewesen, um in diesem Wettstreit zu gewinnen.

 

Myrkgard: Anna-Marie und Kirito kamen auf der anderen Seite des Tores heraus und fanden sich in einer übelriechenden Kanalisation wieder, in dessen Schlick sie zu ihrem Entsetzen nun knöchelhoch standen. Anna war aufgebracht, doch Kirito beruhigte sie, dass es nicht schlimm wäre in eine andere Welt einzutauchen, selbst wenn sie dort mit neuen Gefahren konfrontiert werden würden. Er versprach in einer solchen Situation auf jeden Fall auf sie aufzupassen. Dass die Magie hier sehr stark war spürte Kirito sofort und womöglich gäbe es hier auch eine Möglichkeit Anna von dem Fluchmal, welches seit Generationen auf ihrer Familie lastete, zu befreien. Aber der schattenartige Dämon folgte ihnen durch das Tor und bäumte sich vor ihnen auf. Sofort zog Kirito seine beiden Schwerter und stürmte auf den Dämon zu, während sich Anna hinter einer Stützsäule versteckte. Nach einem kurzen aber heftigen Schlagabtausch löste sich der Dämon auf. Anna fragte ihren Beschützer, ob der Spuk nun endlich vorbei wäre, doch Kirito verneinte dies. Der Dämon hatte sich nur zurück gezogen, um seine Kräfte zu regenerieren. Solange sie verflucht war könnte dieser Dämon womöglich gar nicht endgültig vernichtet werden. Anna-Marie geriet dann in Panik, aber nicht wegen dem, was Kirito sagte, sondern da sie erst jetzt bemerkte, dass die Säule, gegen die sie sich angelehnt hatte verschmutzt und nun ihre Bluse mit dem Schlick der Kanalisation beschmiert war. Lautes anhaltendes Donnergrollen drang von oben und mit jedem Schlag rieselte Staub und Dreck von der Decke herab. Sie mussten unbedingt einen Weg nach oben finden, bevor diese Tunnel einstürzten.

 

Akt 14:

Das blaue Kleid:

 

Abenteurer:

Mason Uluja (Ljosgard, Mensch, Küstenstaaten, Hexer/Spitzbube, Gaukler),

Fafnir Goldzahn jetzt Drachengold (Ljosgard, Zwerg, Zwergenreich Durheim, Söldner/Thaumaturg, Kaufmann)

 

Anmerkung: Akt 13 sowie 14, 15, 16 und 17 spielen parallel, sodass es sehr viele Überschneidungen gibt.

 

Ljosgard: Etwas in der Vergangenheit. Direkt nach der etwas außer Kontrolle geratenen Dorfversammlung wandten sich Mason und Fafnir von der Menschenmenge ab und gingen zum einzigen Wirtshaus des Ortes. Zurzeit herrschte hier zu viel Aufsehen, als dass sich ein Diebstahl am helllichten Tag lohnen würde. Aus diesem Grund wollten sie diese Situation bei dem ein oder anderem kühlen Bier erst einmal aussetzen. Auf ihrem Weg dorthin trug Fafnir sich selbst und seinem Begleiter sein neu gelerntes Schutzzeichen gegen Feuermagie auf, welches er selbst liebevoll "Lyragramm" nannte, als Hommage an die gleichnamige Feuerpriesterin, die ihnen beim ersten Besuch in Goldmoor einen unwillkommenen Empfang bereitet hatte.

Doch als sie das Wirtshaus erreichten war dieses geschlossen. Den Zwergen Fafnir stieß dies sauer auf, da er sich bereits sehnsüchtig auf einen Absacker freute. Mason wollte sich gerade an der Türe zu schaffen machen, als eine junge Frau sie unverhofft ansprach, was sie dort machten. Mason wandte sich zu ihr um und erklärte, dass sie durstig waren und fragte sie, wann denn der hiesige Inhaber die Schänke öffnete. Die junge Frau gab sich als eine der Bediensteten des Inhabers Thorandors zu erkennen. Doch leider war ihr Arbeitgeber zurzeit sehr im Dorf beschäftigt, sodass die Schänke heute geschlossen bliebe. Mittels des Zaubers "Beeinflussen" gelang es Mason die Angestellte zu überzeugen ihren Arbeitgeber zu holen. Mit der Bitte um einen Augenblick Geduld verabschiedete sie sich, um Thorandor zu suchen.

Mason nutzte die Gunst der Stunde und gab seinem Vertrauten, einem Frettchen mit Namen Lucky, den Auftrag das Haus zu umrunden und einen weiteren Zugang ins Innere zu suchen. Während Lucky sich auf der Suche befand blickte Mason dauerhaft durch dessen Augen und erspähte schließlich eine Luke auf der der Straße abgewandten Seite des Hauses. Womöglich so etwas wie eine Art Lieferanteneingang, dachte er sich. Leider waren beide Seiten der Flügeltüre durch einen einfachen Holzpflock verschlossen, der im Riegel steckte. Lucky konnte, so sehr er sich auch bemühte, ihn einfach nicht aufstemmen. Doch für einen Hexer wie Mason stellte dies kein Problem dar. Durch die Augen seines Vertrauten wirkte er den Zauber "Heranholen" und zog den Pflock aus dem Riegel, sodass sich Lucky durch die jetzt losen Lukentüren hindurchzwängen konnte. Lucky stolperte einige steile Stufen in den Keller hinab, der reich mit Fässern mit Weinen und Bieren gefüllt war. An einer Seite erblickte er schließlich eine gut gearbeitete Truhe mit Metallbeschlägen, welche mit einem großen schmiedeeisernen Schloss gesichert war. Von der Machart her musste diese Truhe aus dem Besitz des Fürsten stammen. Doch was machte sie hier? Da anscheinend niemand sie beäugte umrundeten sie das Haus und schlichen in den Keller hinab zur Truhe. Mit Hilfe des Spruchs "Zauberschloss" öffneten sie diese ohne Spuren zu hinterlassen und nahmen die darin befindlichen 300 Goldstücke an sich. Danach verschlossen sie die Truhe und verließen den Keller wieder im Ursprungszustand. Tatsächlich war diese Truhe aus dem Besitz des Fürsten gewesen. Vor einiger Zeit ließ Regis diese Truhe dem neu gewählten Dorfsprecher zukommen, um damit Investitionen und Instandhaltungsarbeiten in Goldmoor zu finanzieren, was Thorandor jedoch bis zum heutigen Tage nicht tat. Bevor sie das Dorf verließen wurden sie noch Zeuge davon, wie Thorandor seine Angestellte wegen ihrer dauerhaften Bitte die Schänke zu öffnen in aller Öffentlichkeit zusammenstauchte.

Beide begaben sich auf ihren Wagen und fuhren gemächlich zur Burg von Regis, um ihrem Auftraggeber Syphael Bericht zu erstatten. Unterwegs erklärte Fafnir seinem Freund, dass er sich fortan umbenennen würde. Der Nachname Drachengold würde ihn mehr rühmen, als Goldzahn.

Den Vorplatz zur Burg fanden sie vollkommen verändert vor, als sie ihn in Erinnerung hatten. Etwa 200 Mann lagerten hier und waren damit beschäftigt Waren, Waffen und Proviant herbei zu schaffen. In der Mitte dieses Lagers standen einige Dutzend Planwaren, sowie drei große mit Planen abgedeckte Leiterwagen, unter denen sich irgendetwas Großes befand. Scheinbar stand eine Schlacht bevor. Doch dafür hatten sie jetzt keine Zeit. Schnurstracks fuhren sie zum Burgtor hinauf. Die Wachen waren allesamt schwer gerüstet, winkten sie aber als Abgesandte des fürstlichen Beraters einfach hindurch. Den Wagen stellten sie dann vor dem Bergfried ab.

In Begleitung einer Wache wurden sie hinein geführt und zu Syphaels Arbeitszimmer gebracht. Der Elf erwartete sie bereits und bat sie sich zu setzen. Um seinen Schützlingen den Aufenthalt etwas bequemer zu gestalten rief er seinen jungen Bediensteten Josef herbei, der jedem daraufhin einen Kelch Rotwein kredenzte. Dann begannen sie von der Dorfversammlung zu berichten. Wie einige Kleriker durch die Menge geschritten waren und alle mit Weihwasser benetzten, vom plötzlich auftretendem Gestank nach Verwesung (Samaria), dem Aufruhr und der Flucht der örtlichen Heilerin. Als sie anfingen über die Feuerpriesterin Lyra zu lästern, wiegelte der Elf ab, denn dieses Thema hatte er von den beiden bereits zur Genüge gehört. Aber Syphaels Bedenken schienen sich durch ihre Aussagen zu bestätigen, dass etwas Seltsames im Dorf vor sich ging. Während der Abwesenheit von Mason und Fafnir traf er völlig "zufällig" auf eine "alte Verbündete". Diese bat ihn um die Bereitstellung von "Freiwilligen", um das Rätsel dieses Dorfes zu lüften. Natürlich willigte er ihrer Bitte ein, denn er wollte seine "Verbündete" keineswegs erzürnen. Um die Motivation seiner zwei Handlanger zu erhöhen überreichte Syphael Mason und Fafnir je einen mit Goldmünzen gefüllten Lederbeutel, das er aus der Schatzkammer des Fürsten abgezweigt hatte. Danach wies er ihnen auf einer Karte der Umgebung den Standort einer alten albischen Kirche, die sich Mitten im Wald befand. Dort sollten sie nun hinkehren und seine "Verbündete" Remilia treffen. Falls sie dort in Schwierigkeiten geraten sollten, dann sollten sie seinen vollen Namen "Syphael vom Broceliande" nennen. Dies könnte ihr Leben retten. Doch Mason hatte noch Fragen das herbeigerufene Heer betreffend, das vor der Burg lagerte, die sein Gegenüber ihm bereitwillig beantwortete. Laird Regis zog sein Heer zusammen, um einen Feind von außerhalb Einhalt zu gebieten. Unter den Planen auf den Wagen würden sich dafür auch drei Karrenballisten befinden, deren Bolzen selbst die Schuppen eines Drachen durchschlagen könnten.

Ihren Wagen ließen sie auf dem Burghof zurück und schlugen sich zu Fuß durch den herbstlichen Wald. Zwei Stunden waren sie nun schon unterwegs, als sie durch die Äste hindurch die Mauern des alten Kirchengebäudes ersichteten. Doch die direkte Sicht darauf war durch Unmengen Gestrüpp und Unterholz versperrt, welches sich vor ihnen auftürmte. Dann fiel ihnen die hier herrschende Stille auf. Kein Tiergeräusch war zu vernehmen und etwas schien selbst den Schall zu schlucken.

Dann vernahm Mason eine Bewegung zwischen seinen Füßen. Als er nach unten blickte erkannte er dort ein scheinbar untotes Frettchen an seinen Hosenbeinen schnuppert. Angeekelt von dieser Perversion erhob er seinen rechten Fuß und stampfte einmal kräftig auf das Tierchen und zerquetschte es damit (20). Beide fanden aufgrund ihres kaputten Humors diese Begebenheit witzig und brachen in Gelächter aus, nur um später darüber sinnbefreit zu philosophieren, ob es sich bei diesem untoten Wesen um ein Tier oder lediglich um einen Gegenstand im Sinne des geltenden Rechts handelte. Ihre Gedanken schweiften schnell ab und meinten darin eine Parallele zu erkennen, weshalb sie einst aus Aran flüchten mussten. Dort nämlich landeten sie am Pranger, nachdem eine ihrer Taten öffentlich bekannt wurde.

Durch ihren teils lautstarken Dialog bemerkten sie dabei nicht einmal, dass sie umstellt wurden, bis sie vollkommen von Zombies und Skelettkriegern in Schlachtreihe mit Stoßspeeren, schweren Schilden und Langbögen eingekreist waren. Ihr Entsetzen war groß, als sich dann noch ein untoter Hirsch zeigte, dessen Kopf sich spaltete und zu beiden Seiten seines Schädeln mehrere Reihen messerscharfer Zähne zeigte, der langsam auf sie zuschritt. Doch dann wurde dieses Ungetüm von einem älteren und sehr gepflegten Herrn mit weißen Haaren in einem schwarzen Frack zurück gerufen. Dieser wandte sich an die beiden Eindringlinge, die sich ohne weiteres als Mason und Fafnir, die Abgesandten von Syphael aus dem Broceliande, zu erkennen gaben. Der Frackträger forderte sie daraufhin auf ihm zu folgen und die untote Kriegerschar schritten zeitgleich, wie durch ein unhörbares Zeichen, fort.

Unbeirrt der Mauer aus Gestrüpp schritt der Frackträger voraus und das dichte Unterholz bereitete ihm wie von Zauberhand einen Weg. Sie folgten ihm ohne Worte zu verlieren durch eine Seitentüre ins Innere der Kirche. Auf der einen Seite eines langen Arkadenganges waren zu ihrer Rechten mehrere Türen, die einen Spalt breit geöffnet waren. Doch trotz ihrer Neugierde wollten sie ihren Gastgeber keineswegs verärgern. Also unterdrückten sie ihren Erkundungsdrang. Der Mann erzählte ihnen, dass eine der hier regierenden Herrinnen, Minda, zurzeit abwesend war, da sie nach Norden reiste, um einen Stamm der Twyneddin zu treffen und um "Handelsbeziehungen" zu pflegen. Sie würde wohl erst im Laufe des Tages wieder zurückkehren. Daher würde er sie zu seiner Herrin Remilia bringen. Sein Name lautete übrigens Sebas. Am Ende des Ganges öffnete der Mann zur Rechten eine große Flügeltüre, die den Blick auf das Mittelschiff des Sakralgebäudes freigab.

Tatsächlich hatte dieser Saal bereits seine besten Tage weit hinter sich gelassen. Die vor langer Zeit hier stehenden Bankreihen waren zu Brennholz verarbeitet worden und zu ihrer Linken lag ein knapp sechs Meter großer Riese auf dem Boden, welcher sich nicht rührte und aus vielen Dutzenden von ineinander und zusammen gebundener menschlicher Leichen bestand. Vor dem Altar lagen hölzerne albische Götterstatuetten verstreut auf dem Boden, die mit Blut und Brandspuren befleckt und entweiht worden waren. Das teure Buntglas der Fenster war schon längst zersplittert. Rechts neben dem Altar stand ein schwarzer Thron, der so gar nicht in eine Kirche passte. Darauf saß eine junge, sehr bleiche Frau mit reiner Haut, die ein rosafarbenes Rüschenkleid trug. Ihr Haupt zierte ein ebenfalls rosanes Häubchen über ihren schulterlangen merkwürdig farbwechselndem Haar, das an einen Regenbogen erinnerte. Sie schwenkte den blutroten Inhalt ihres goldenen und mit feinen Edelsteinen geschmückten Altarkelchs und nahm noch genüsslich einen Schluck. Dann stellte sie ihn beiseite und richtete sich auf, um mit ihren leuchtend roten Augen ihre Besucher mustern zu können. Sebas stellte sie ihnen als Herrin Remilia vor, die daraufhin förmlich einen Knicks machte und mit ihren Fingern den Saumbund ihres Kleides anhob. Dann stellte er seiner Herrin ihre Begleiter als die "Freiwilligen" vor, die ihnen Syphael, der Schlächter des Broceliande, versprochen hatte. Die Bezeichnung "Schlächter" für ihren Auftraggeber hörten sie dabei zum ersten Mal.

Remilia schlich leichtfüßig um die zwei herum und fing an zu erzählen. Seit geraumer Zeit wurden Fremde, Menschen und auch andere Wesenheiten, wie der Engel, der den Knochendrachen ihrer "angeblichen Meisterin" vernichtete, von einem unhörbaren Rufen nach Goldmoor geleitet. Nun würde sie gerne wissen, warum. Sowohl Mason und auch Fafnir kannten die im Dorf kursierende Erzählung um den gefundenen Knochenhaufen im Wald, der jetzt für sie einen Sinn ergab. Mit der Erwähnung Mindas konnte sich Remilia ein Lachen nicht verkneifen - diese Hexe dachte immer noch wirklich daran über sie zu gebieten. Lachhaft! Dann sprach sie weiter. In einem Buch, sehr alte Aufzeichnungen ihres Vaters, fand sie kürzlich einen Eintrag, der von einem Ritual der Arracht hier berichtete. Dieses Ritual hätte damals zur Vorbereitung ebenfalls mächtige Krieger und Magier an diesen Ort gerufen, um ihnen die Macht über Geister zu geben. Daher schlussfolgerte sie, dass irgendwer dieses Ritual wieder vollzog. Doch sie kannte weder den Grund, noch was es tatsächlich damit auf sich hatte. Auch die Aufzeichnungen halfen ihr dabei nicht weiter, denn sie wurden nicht fortgeführt. Es schien, als ob schon damals in einem weit zurück liegenden Zeitalter das Ritual vorzeitig abgebrochen wurde. Von einer ihrer untoten Mäuse wurde ihr dann von einem Weltentor in einer unweit von hier befindlichen Goldmine berichtet, welches dann ihre Aufmerksamkeit erregte. Unsichtbar ging sie vor wenigen Tagen selbst dorthin, um sich davon mit ihren eigenen Augen zu überzeugen und ließ es sich nicht nehmen, es zu durchschreiten. So fand sie sich auf der anderen Seite in einer schäbigen und unbewachten Lagerhalle wieder. Es war eine völlig andere und ihr unbekannte Welt gewesen, in der das Valianische Imperium vor rund 800 Jahren den Krieg der Magier für sich entscheiden konnte und nun uneingeschränkt über weite Teile der Welt herrschte. Aus ihren bisherigen Kenntnissen kam sie zu dem Entschluss, dass es auf beiden Seiten dieses Tores Initiatoren gab, die für dieses Ritual essentiell wären. Ohne das Tor könnte das Ritual beendet werden und das Rufen verstummen. Daher tauchte das unhörbare Rufen auf der Weltenlinie auch zeitgleich mit der Aktivierung dieses Tores auf. Aber etwas machte sie stutzig, denn es war kein gewöhnliches Weltentor. Es schien trotz seiner scheinbar metallenen Oberfläche organisch zu sein, denn es resistierte gegen all ihre Zauber, wie es nur einem Lebewesen möglich wäre. Remilia ging zu einer kleinen Kiste herüber und öffnete sie. Darin enthaltene Glasscherben schnellten heraus und setzten sich hinter ihr zu einem riesigen Spiegel zusammen. Remilia schaute sie an "Als ich auf der anderen Seite war, wurde ich zudem Zeuge von dem folgenden Ereignis," sagte sie. Der Spiegel zeigte den Marktplatz einer fremden Stadt, auf dem urplötzlich aus dem Nichts Amadia auftauchte. Wie war das möglich? Amadia war doch scheinbar die ganzen vergangenen Tage in Goldmoor gewesen. Derweil stand Amadia im Spiegel auf und begann trotz ihrer Stummheit einige Worte zu sprechen. Auch sah sie verändert aus. Ihr Antlitz als auch ihre Kleidung waren ungepflegt und sie trug einige Narben und Blessuren. Lediglich ihr Schild war noch immer derselbe. An ihre Brust drückte sie ein schmutziges und teils zerrissenes blaues Kleid und Tränen stiegen in ihre Augen. Das konnte nicht die Amadia aus ihrer Welt sein! Remilia spekulierte, dass diese Amadia aus einer alternativen Zeitlinie stammte und höchstwahrscheinlich etwas mit dem hier erfolgenden Ritual zu tun hatte. Sehr wahrscheinlich hatte sie dieses blaue Kleid als eine Art Trophäe mitgenommen. Dem Schicksal sei Dank, dass sie eine Seherin kannte, die darauf spezialisiert war aus der Vergangenheit von Gegenständen zu lesen. Wenn sie Amadia das Kleid entreißen und der Seherin überreichten könnten, dann könnte diese ihnen damit einen Lichtblick auf die Geheimnisse des Ritual eröffnen. Bis vor kurzem lebte diese Seherin in ihrer Hütte wenige Kilometer nördlich von dem Herena hier auf Ljosgard an einer steilen Felskante über der Brandung der Bucht der Bäume am Tuarisc. Dann hielt Remilia kurz inne und setzte ein krankhaftes Lächeln auf, als sie auf ein Problem zu sprechen kam. Auf dieser Welt starb die Seherin allerdings vergangene Woche, als sie ihr einen Besuch abstattete. Die Seherin erzählte ihr nicht, was sie sich erhoffte und pulverisierte sie in einer Kurzschlussreaktion. So sehr, dass es nichts mehr gäbe, was man hätte wiederbeleben könnte. Aber in der anderen Welt könnte sie noch am leben sein und sogar am selben Ort wohnen. Immerhin gab es trotz zahlreicher Unterschiede dennoch viele Parallelen zwischen diesen Welten. Zufälligerweise führte jenes Weltentor sogar nach Herena in der anderen Welt, sodass sich sowohl das Kleid, als auch die dortige Seherin sich sehr dicht beieinander befänden. Aber Remilia hatte noch eine weitere Bitte und fragte ihre Besucher, ob sie nicht sogar als Doppelagenten für sie arbeiten wollten. Sie war nämlich sehr daran interessiert, was Syphaels wahre Pläne waren und was er ihr sonst noch verheimlichte. Remilia war es auch nicht entgangen, dass die zwei Haudegen immerzu auf den goldenen Altarkelch starrten. Falls sie sich dazu entschließen sollten zukünftig auch weiterhin für sie zu arbeiten, dann würden ihre Helfer in einer alten Klosteranlage im Norden noch weitere solche goldenen Schmuckstücke bergen, die sie ihnen dann feierlich überreichen würde. Sowohl in Mason, als auch in Fafnir siegte die Goldgier und so willigten kurzerhand in Remiliar Vorschlag ein, was diese sichtlich glücklich machte. Daraufhin überreichte sie jedem einen Ring der Unsichtbarkeit, der ihnen für ihre bevorstehende Aufgabe sicherlich von Nutzen sein könnte. Allerdings müssten sie sich beeilen, da ihre "angebliche Meisterin" wohl jeden Moment zurückkehren würde. Und Minda sollte nichts von ihren "privaten" Machenschaften erfahren.

Die Abenddämmerung brach herein, als sie sich auf den Weg durch den tiefen und unberührten Wald in Richtung Goldmoor machten. Beide waren verunsichert, wie es ihnen bloß gelingen sollte der kampferprobten und übermächtigen Amadia das Kleid zu entreißen, was für sie wohl eine wichtige Kampftrophäe darstellte. Doch Fafnir hatte es auf mehr abgesehen als nur das Kleid (1). Vollkommen verbissen nahm er sich außerdem vor Amadia ihr Schild zu stehlen. Dieser Schild war ein Unuikat, den es kein zweites Mal gab und für den er bei Händlern viel Geld verlangen konnte. Als Fafnir die Idee für dieses Vorhaben aussprach, wurde er von seinem Kumpanen Mason für völlig wahnsinnig erklärt.

Als sie aus dem Wald schritten ging bereits in den Bergen hinter Goldmoor die Sonne unter, sodass ihr Licht durch die Gipfel und dem schier endlosen Meer aus Bäumen lange Schatten warf. Doch seitdem sie am Mittag den Weiler verlassen hatten, hatte sich auch hier einiges geändert. Auf den Feldern lagerten bestimmt hunderte Menschen, die zahlreiche Lagerfeuer entzündet hatten. Ein reines Lichterschauspiel lag vor ihnen. Trotz der einsetzenden Dunkelheit wurden auch jetzt noch ununterbrochen Güter auf Fuhrwerken herangeschafft und Freiwillige flochten die biegsamen Äste von Weiden zu mobilen großen Schilden zusammen. Etwas nördlich von ihnen arbeitete sich ein Bautrupp in den Wald hinein und planierte den schon bestehenden Trampelpfad zur Mine hin.

Doch obwohl sie einen Auftrag hatten trieb sie zuallererst der Hunger. So gingen sie zielstrebig auf eines der nahen Lagerfeuer zu, um das herum sich eine Gruppe Halbstarker versammelt hatten. So kamen sie in das Gespräch mit zwei von ihnen, die Peter und Henrow hießen. Sie waren eigentlich Bauernjungen aus dem Nachbarort Urweiler, die sich bereits auf die kommende Schlacht freuten und keine Gedanken mit der Angst um ihr Leben vergeudeten. Das vom Fürsten versprochene Geld für den Militärdienst konnten ihre Familien nämlich sehr gut gebrauchen. Als sie ihre eingelegten Kartoffeln aus der Glut des Feuers nahmen ließen sich Mason und Fafnir es sich nehmen einige davon zu schnorren. Nach dem gemeinsamen Essen ließ Peter eine Tonflasche mit Kräutermet herumgehen, den sein Onkel einem vorbeiziehenden Waelinger abgekauft hatte. Als Fafnir die Flasche ansetzte identifizierte er den Inhalt jedoch nicht als Met, sondern als einen billigen Fuselbrand. Anscheinend hatten diese Jungs keine Ahnung, dass es sich bei Met eigentlich um Honigwein handelte. Fafnir konnte es nicht lassen und spie einen Mundvoll des Brandes ins Feuer, um eine Stichflamme zu erzeugen. Dies kam bei den Halbstarken jedoch nicht gut an.

Danach wandten sie sich wieder ihrer eigentlichen Aufgabe zu und betraten den neuen Weg zur Mine hin, der durch Fackeln hell erleuchtet war. Vor ihnen sahen sie dann den Arbeitstrupp, der von drei Wachen geschützt war und sich schon tief in den Wald hinein gearbeitet hatte. Sie verließen den Weg und schlugen sich in den Wald hinein, um den Arbeitstrupp zu umgehen.

Wenig später lugten sie aus einem Dickicht am Rande der Lichtung vor dem Mineneingang heraus. Das Tor war im Gegensatz zu dem, was ihnen Remilia erzählt hatte, nicht in der Mine, sondern war davor aufgerichtet worden. Zudem war es kreisförmig von zehn schwer gerüsteten Kriegern umstellt. Scheinbar hatten es die Männer des Fürsten ins Freie geschafft, um ein Passieren der Reiterei und Belagerungsgeräte besser organisieren zu können. Mason erkannte den dortigen Befehlshaber am Federschmuck auf seinem Helm. Er verließ sein Versteck und schritt auf direktem Weg auf den Befehlshaber zu. Prompt positionierten sich die Krieger keilförmig zu Mason hin und richteten ihre Piken auf ihn. Mason blieb stehen und redete auf den Hauptmann mittels des Zaubers "Beeinflussen" ein, damit er ihn und Fafnir das Tor passieren ließ. Immerhin hatte er die Erlaubnis des fürstlichen Beraters. Doch der Befehlshaber resistierte dem Zauber und klärte ihn darüber auf, dass sie den Befehl hatten niemanden hindurch zu lassen. Das Wort des Fürsten stünde in allen Fällen über dem seines Beraters. Etwas betrübt schlenderten Mason und Fafnir von dannen.

Verborgen von den Blicken der Bewacher verwendeten sie ihre magische Ringe, um sich unsichtbar zu machen. Leider brannte Masons Ring dabei aus. Damit sie durch ihre schweren Schritte nicht die Aufmerksamkeit der Krieger auch sich zogen, wollten sie zudem noch etwas für Chaos sorgen. Dafür knickten sie in der Nähe des Tores einen zuvor hergestellten Runenstab um. Sofort wurde die Lichtung in eine Rauchwolke gehüllt. Das dadurch ausgelöste Husten der Krieger übertönte das Geklapper von ihren Rüstungen, sodass sie unbekümmert durch das Weltentor auf die andere Seite schreiten konnten.

Myrkgard: Sie gelangten auf die andere Seite. Doch es war keine Lagerhalle, sondern der ordentliche und mit guten Hölzern getäfelte Innenraum irgendeines Hauses. Zudem erschraken die beiden hier positionierten Wachen, da sie meinten eine Bewegung am Tor gesehen zu haben. Doch aufgrund der Unsichtbarkeit konnten sie Mason und Fafnir nicht wahrnehmen. Die Sinne der Wachen waren jedoch geschärft und fingen nun an ihre Umgebung genauer zu betrachten. Fafnir konnte sich beim Anblicken der Wachen nur schwer ein Lachen verkneifen. Denn obwohl sie behelmt und mit einer Brustplatte gerüstet waren und Hellebarden trugen, empfand Fafnir ihre zweifarbigen weiten Puffärmel als lächerlich. Leider mussten sie nun auch wieder einen Weg finden ungehört an diesen Wachen vorbei zu kommen und standen zudem vor dem Problem, dass sie sich aufgrund ihrer Unsichtbarkeit nicht koordinieren oder sich absprechen konnten. Mason hatte den rettenden Einfall und versuchte eine um Hilfe rufende Frauenstimme nachzuahmen, deren Stimme er dann mittels des Spruchs "Stimmwerfen" von draußen erklingen ließ. Daraufhin rannten die beiden Wachen hinaus in der Hoffnung, dass keiner ihrer Engel in Gefahr war.

In einiger Entfernung folgten sie den Wachen nach draußen in den Innenhof eines großen Gutshofs. Als sie schließlich auf die Straße davor traten hoben sie ihren Unsichtbarkeitszauber auf.

Es war stockfinstere Nacht und nur wenige Sterne leuchteten schwach am Himmel. Scheinbar war es entweder sehr dicht bewölkt oder Neumond gewesen, denn vom Mond war keine Spur zu sehen. Lediglich die Flammen in den Straßenlaternen erleuchteten die mit Kopfsteinen gepflasterten Straßen und Gehwege. Die Häuser waren teils vier oder fünf Stockwerke hoch und in den untersten Etagen entweder mit Bruch- oder Ziegelsteinen säuberlich gemauert. Darüber liegende Etagen waren im Fachwerk errichtet. Doch obwohl dies scheinbar eine große Stadt war, war erstaunlich wenig Betrieb auf den Straßen unterwegs. Zudem waren die meisten Türen und Fenstern mit Brettern vernagelt und einige Dächer sowie Häuserfronten wiesen lochförmige Beschädigungen auf. Neugierig inspizierte der in Baukunde geschulte Fafnir eines der Löcher. Da das herausgebrochene Material größtenteils nur auf einer Seite der Beschädigung verstreut war, nahm er an, dass dies durch einen schnellen Beschuss eines schweren Projektils wie der eines Katapults oder Triboks erfolgte. Währenddessen schaute sich Mason eine der Straßenlaternen genauer an. Sie waren aus einem Guss gefertigt, was er in dieser Art und Größenordnung noch nie zuvor gesehen hatte. Und kurz spielte er mit dem Gedanken eine dieser Laternen aus ihrer Bodenverankerung zu lösen und sein Eigen zu nennen. Aber er verwarf diesen Gedanken schnell wieder.

So schlenderten sie durch die Gassen und wurden Zeuge, wie eine verängstigte Frau in ein Haus eilte und mit einem lauten Krachen die Türe hinter sich in die Angeln warf. Kurz darauf eilten ihnen drei leicht gerüstete Soldaten entgegen. Sie alle trugen diese seltsamen hölzernen und metallenen Stäbe, wie sie sie bereits einmal zuvor in Garoths Schmiede sahen. Laut Fafnirs Einschätzung nach waren diese Schlagwerkzeuge aufgrund ihrer Beschaffenheit und Form nur bedingt für den Nahkampf geeignet.

Dann erblickten ihre müden Augen endlich ein Wirtshaus. Das Haus mit dem wohlklingenden Namen "zur schwarzen Feder" hatte links und rechts der Türe Erker, welche zur Gänze mit großen Fenstern aus grünem Butzenglas verkleidet waren. Der Innenraum bestand aus einer langen Theke und einem guten Dutzend Rundtische. Im hinteren Bereich war eine kleine Empore, auf der ein Redner eine Menge von ungefähr dreißig Mann mit seinen Worten aufstachelte. Der Redner verkündete das nahe Ende der tyrannischen Herrschaft von König Berian. Das Volk muss endlich erwachen und aufbegehren, damit ihnen nicht noch mehr ihrer Kinder für Sklaven an Valian genommen werden. Die Unterdrückung durch das Imperium müsse endlich enden! Die Zuhörer grölten und jubelten.

Die zwei Reisenden nahmen Platz auf den Barhockern an der Theke und richteten sich an den Barkeeper. Als sie nach der Spezialität des Hauses fragten, bot er ihnen den Feuerbrenner an. Doch ihre Währung aus Alba wurde hier nicht angenommen. Etwas skeptisch fragte der Barkeeper sie nach ihrer Herkunft, weshalb sie sich als einfache Reisende aus dem Norden ausgaben. Um dennoch in den Genuss von etwas Alkoholischen zu gelangen boten sie an am heutigen Abend den Getränkeumsatz anzukurbeln. Falls ihnen dies gelänge, so würden sie im Gegenzug in den Genuss von Freigetränken kommen. Als ihnen der Barkeeper auf einem Tablett die Getränke für die Gäste zum Ausliefern gab, lenkte Mason etwaige Zeugen mit seinen Gauklertricks ab. Dies nutzte Fafnir, um die Getränke mit Durstsalz zu verfeinern. Tatsächlich ging ihr Plan auf und erhielten nach kurzer Zeit die versprochenen Spezialitäten. Der Feuerbrenner war eine Art warmer Cocktail in einem Glaskelch mit einem Zuckerrand, dessen Boden angefüllt war mit Kirsch-Chili-Likör und dann bis kurz unter dem Rand mit Glühbier aufgegossen wurde. Als sie anstießen fragten sie nach einer Amadia. Sie war angeblich der Grund weshalb sie überhaupt in diese Stadt kamen, da Fafnir ihr seine unsterbliche Liebe gestehen wollte. Natürlich kannte der Barkeeper, wie jeder andere auch, Amadia. Immerhin war sie ein Mitglied vom Platinrang der Jägergilde. Sie kam erst vor Kurzem in die Stadt und erhielt ihren Rang höchst wahrscheinlich in einer der Schwestergilden auf dem Festland. Er konnte ihnen sogar genauestens den Weg zur hiesigen Gilde beschreiben. Allerdings sollten sie auf dem Weg dorthin den großen Marktplatz unbedingt meiden. Denn dieser Platz samt der Stadthalle und der gegenüberliegenden Bibliothek wurde seit Neuesten von der abgedrehten Sekte um die Engelsfrauen beansprucht. Obwohl diese Sekte einige Tage zuvor das Bibliotheksmassaker anrichtete, bei der viele Zivilisten und die reisenden Priesterinnen aus dem Staat Larinia den Tod fanden, unternahm bisher noch niemand etwas gegen sie, da viele einflussreiche Bürger dort Mitglied waren und das Hauptaugenmerk der Aufständigen sich vorerst auf König Berian richtete. Doch spätestens nach dem Befreiungskampf auf dieser Insel würde dies sicherlich auch ein Nachspiel haben.

Ihr Weg zum Gildengebäude über die leergefegten Straßen erwies sich als länger als gedacht, da sie der Beschreibung des Barkeepern nicht richtig zugehört hatten. Nur einige weit entfernte Knallgeräusche schallten durch die Gassen. Letzten Endes kamen sie dennoch am unscheinbaren Gildengebäude der Jäger an.

Sie betraten das Etablissement und wurden von einem schick gekleideten Herrn im Eingangsbereich begrüßt. Als dem Portier bewusst wurde, dass seine Gäste über keine Registrierung verfügten, übte er sich ein wenig in Marketing. Denn obwohl man dieses Haus auch ohne Mitgliedschaft besuchen durfte, so hatte eine Registrierung zum offiziellen Jäger zahlreiche Vorteile. Für die Mitglieder gab es neben einem Kostennachlass für die hier angebotenen Speisen und Getränke noch günstige Übernachtungsplätze. Außerdem dürfte man dann auch die am schwarzen Brett ausgehängten Aufträge annehmen, die bei erfolgreicher Beendigung sogar noch zusätzlich bezahlt werden würden. Neue Mitglieder würden auf dem Kupferrang starten. Durch das Abschließen von Aufträgen würde man dann im Rang aufsteigen und selbst in der Bevölkerung dadurch mehr Ruhm, Ehre und Anerkennung erlangen. Die obersten Gildenmitglieder waren all jene, die den Platinrang erreicht hatten. Die Mitgliedschaft kostete nur zehn Goldstücke im Monat. Obwohl Mason und Fafnir zuerst aufgrund dieser Kosten erschraken überwog schließlich ihre Neugierde. Daraufhin händigte der Portier ihnen die Anmeldeformulare aus und wies ihnen im großen Saal einen Tisch zu.

Es war ein großer Saal mit doppelter Deckenhöhe. Der Boden bestand aus grobem Pflasterstein und die Wände waren edel getäfelt. Entlang der rechten Wand erstreckte sich eine lange Theke, die sogar noch größer war, als die der "schwarzen Feder". Die dahinter auf Regalen vor einer Spiegelwand aufgereihten Flaschen waren angefüllt mit Weinen, Likören und Bränden. Eine breite Treppe führte zu den Übernachtungszimmern für Gäste im Obergeschoss. Um eine massive Tafel unter einem gewaltigen Deckenleuchter, an der eine große Truppe von fünfzehn Personen saß, waren kleinere Tische aufgestellt. Darunter auch der Tisch der beiden Reisenden.

Fafnir stand von seinem Platz auf und konnte es sich nicht nehmen lassen die Anschlagtafel mit den ausgeschriebenen Aufträgen genauer unter die Lupe zu nehmen. Neben diversen Monsterjagden gab es auch Aufträge als Personenschützer, sowie Aufrufe zur Aufklärung wegen der Sichtung von Fisch- und Echsenmenschen und einen Spionageauftrag, bei dem die Auftragnehmer die Engelssekte unterwandern müssten. Auf jedem der Zettel war auch der entsprechende Lohn und der notwendige Rang zur Annahme des Auftrages notiert. Einer der Zettel erregte aber seine größte Aufmerksamkeit, den er sofort an sich nahm. Bei diesem suchte ein Alchimist mit Namen Regular Freiwillige, die seine noch nicht zugelassenen experimentellen Tinkturen und Elixiere probierten. Neben ihm stand ein anderer Interessent in Vollrüstung, der sich wortlos einen der Jagdaufträge nahm und damit an die Theke spazierte, um dort weitere Einzelheiten darüber in Erfahrung zu bringen.

Derweil schaute Mason über seine Schultern hinweg auf die Personen an der großen Tafel. Während die meisten dort wohl einfach nur einfache Abenteurer waren, schien es sich bei den fünf Personen am Kopfende um außergewöhnliche Persönlichkeiten zu handeln. Diese waren ein überaus muskulärer und hochgewachsener Kahlkopf mit einer doppelblättrigen Axt, ein sportlicher Bogenschütze in einer Lederkluft, eine elegante und gepflegt wirkende schlanke Vampirin in einem langen schwarzen Kleid, ein aranisch wirkender Magier mit einer wirklich finsteren Mine und Amadia! Und sie hatte das gesuchte Kleid vor sich auf dem Tisch ausgebreitet. Als sich dann die Blicke von Mason und Amadia kreuzten (Wahrnehmung Amadia:20), sprang sie erzürnt auf und fauchte ihn mit drohender Stimme an, was er hier zu suchen hätte.

Jetzt wurde die Stimmung im Gildenhaus „Jäger“ ungemütlich. Wutschnaubend packte Amadia die schwere hölzerne Tafel, warf sie mit Leichtigkeit zur Seite und begrub damit vier überraschte und unbeteiligte Gäste unter sich. Alles, was sich darauf befand, stürzte herunter und verteilte sich auf dem steinernen Boden. Als Amadia sich langsam Mason näherte, versuchte er ihre Aufmerksamkeit von sich abzulenken und offenbarte ihr, dass sich auch Fafnir hier befand. Zielsuchend richtete sie ihren Blick nun auf den Zwergen, der an der Theke stand. Fafnir schluckte und exte erschrocken seinen Humpen Bier. Danach sprang er mit einem Satz über die Theke und versuchte sich unter den Beinen der Schankmeid zu verstecken. Die Angestellte ermahnte ihn daraufhin, dass der Bereich hinter der Theke nicht für die Gäste bestimmt war und forderte ihn auf zu gehen. Dann griff sie ein Notizbuch und notierte in absoluter Gelassenheit die Schäden der angerichteten Verwüstung. Schäden, welche durch die Gildenmitglieder mit Platinrang angerichtet wurden, waren nämlich von der gildeneigenen Versicherung gänzlich gedeckt.

Nun preschte Amadia vor und schob den Rundtisch, an dem Mason saß zur Wand hin, um ihn dazwischen einzukeilen – oder um ihn gar zu zerquetschen? Er sprang hastig auf den Tisch, um diesem Schicksal zu entgehen. Doch zu früh gefreut. Die warf auch diesen Tisch um und Mason landete hart am Boden. Die anderen Gäste blickten auf dieses Schauspiel und ließen Jubelrufe erklingen. Hastig versuchte Mason auf dem Rücken liegend von Amadia in Richtung der Theke davon zu krabbeln, da hatte sie auch schon sein rechtes Bein mit ihrem eisernen Griff gepackt und schleifte ihn durch den Schankraum. Mason ergriff in seiner Panik das Bein einer an einem anderen Tisch sitzenden Person, welche gerade am Essen war. Diese Unterbrechung gefiel dem Gast natürlich nicht und versuchte Mason mit einigen Tritten gegen seinen Kopf zum Loslassen zu bewegen. Doch er dachte gar nicht daran loszulassen und riss den Gast von seinem Stuhl herunter. Jetzt hatte Amadia zwei Personen an einer Kette. Aber sie war des zusätzlichen Gepäcks überdrüssig und befreite Masons Opfer. Dann griff sie Masons Fußgelenke und hob ihn kopfüber hoch, um ihm daraufhin vorzuwerfen sie bestohlen zu haben. Mason wusste, dass sie dies in der anderen Zeitlinie, aus der diese Amadia kam, vielleicht getan hatten, denn hier und jetzt hatten sie immerhin auch vor sie zu bestehlen. Er beteuerte daraufhin unschuldig zu sein und wären nur durch ein Versehen durch ein Weltentor geschritten und nun ganz unverhofft auf sie getroffen. Sie blickte von oben hin auf ihn herab und fragte ihn, von wo sie denn nun kämen. Wahrheitsgemäß und mit zitternder Stimme antwortete er „aus Goldmoor“. Jetzt war sich Amadia sicher, dass sie die richtigen hatte und wollte ihnen eine enmdgültige Lektion verpassen. Mit einem breiten Grinsen drehte sie sich mehrfach im Kreis und wirbelte ihn herum. Als sie losließ flog Mason in hohem Bogen durch den Raum, riss im Flug den aranisch aussehenden Magier um und landete unsanft gegen einer Wand.

Dann fiel ihn Blick auf das blaue Kleid, welches sich langsam durch den Raum bewegte. Es landete zielsicher in Fafnirs Hand, der auf zwischenzeitlich hinter der Theke hervorgekrochen war und sich nun in Bodenhöhe versteckt hielt. Amadia packte einen gepolsterten Stuhl, warf diesen in seine Richtung, wo er an dessen Kopf zerschellte. Mason, der nun das gesuchte Kleid sein Eigen nannte, rappelte sich irgendwie auf. Bevor die muskelbepackte Frau ihn erreichen konnte, wirkte er schnell eine „Rauchwolke“. Die Sicht im Schankraum des Gildenhauses der Jäger wurde jedem genommen und inmitten der hustenden Gäste kam Panik auf.

Eiligst hörten sie die schweren Schritte Amadias zur Ausgangstüre stampfen, um ihnen den Fluchtweg abzuschneiden. Mason wollte auf Nummer sicher gehen und machte sich mit einem Zauber unsichtbar. Leider rief die Vampirin ihrer Kameradin Amadia zu, wo sich diese zwei Störenfriede genau befanden. Allem Anschein nach konnte sie sie trotz der Rauchwolke und Masons Unsichtbarkeit noch genau erkennen. Fafnir nahm diese Gelegenheit dennoch wahr und rannte mit dem erbeuteten Kleid die Treppe zum Obergeschoss empor. Leider nahm davon auch Amadia Kenntnis und stürmte ihm in einem dermaßen Tempo hinterher, dass sie einen Tunnel in der Rauchwolke hinterließ.

Derweil mischte sich Mason unter die anderen hustenden Anwesenden, um sich zu verstecken und gegebenenfalls die Situation auszusetzen. Dann packte ihn jemand an dem Saumbund seines Umhangs und zog ihn näher zu sich heran. Es war die Vampirin! Sie warf ihm vor, dass durch ihr Auftauchen ihr Getränk verschüttet wurde. Jetzt wäre er ihr ein neues Getränk schuldig. Aber er dürfte sich gerne die Stelle aussuchen, wo sie ihn beißen dürfte. Sie letzte sich in einer beinahe erotischen Geste über ihre Fangzähne.

Fafnir kam im Obergeschoss des Hauses an und blickte sich eiligst um. Als Amadia aus der Rauchwolke der Treppe zum Vorschein kam, griff er seinen Hammer und warf ein Fenster der zur Straße gerichteten Hausseite ein. Dann spurtete er darauf los und sprang durch das Fenster. Nahezu unbeschadet rollte er sich auf der gepflasterten Straße ab und richtete sich auf.

Im Schankraum leckte die Vampirin Mason einmal über das Gesicht, um durch den Geschmack seiner verschwitzten Haut schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf sein kostbaren rotes Getränk zu erhalten. Angeekelt warf Mason seinen ohnehin nur geklauten Umhang fort und löste sich somit von ihrem Griff. Er lief los, griff unterwegs einen Stuhl und machte es seinem Kameraden gleich. Der Stuhl durchbrach das teure dunkelgrüne Butzenglasfenster eines Erkers, ehe er selbst hinaus sprang.

Auf der Straße freuten sich beide diese Konfrontation überlebt und das gesuchte blaue Kleid erfolgreich in ihren Besitz gebracht zu haben. Doch es war noch zu früh, um diesen Sieg zu feiern, denn am zerborstenen Fenster im Obergeschoss erschien Amadia und versprach ihnen lauthals sie zu zermalmen. Als wenige Sekunden später Lucky an Mason empor huschte, beeilten sie sich vom Tatort zu verschwinden.

Es war tiefste Nacht, als sie sich in einer mit Trümmern übersäten kleinen Seitengasse niederließen und durchatmeten. Mason erkannte, dass er sein Frettchen gut trainiert hatte, denn es hatte einen kleinen Lederbeutel im Maul, den es im Tumult von irgendeinem Gast erbeutete. Darin befanden sich sogar einige goldene Münzen, die sie sich genauer anschauten. Es war die hiesige landestypische Währung. Auf der einen Seite stand der Wert, während auf der anderen verschiedene Seitenportraits von Persönlichkeiten zu erkennen waren. Den äußeren Rand der Münzen umgab eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz biss. Fafnir erinnerte dies an die valianischen Ouroboros. Solch fein gearbeitete Münzen kannten sie nicht von ihrer Welt, obwohl schon viele durch ihre diebischen Finger geglitten waren. Für dieses Geschenk bedankte sich Mason bei seinem tierischen Begleiter und belohnte ihn mit einem kleinen aber feinen Leckerlie. Allerdings trauerte er noch immer seinem schönen Umhang hinterher. Fafnir beteuerte sein Mitleid, doch sehr ehrlich war diese Heuchelei wohl nicht gemeint (1). Dann schauten sie sich das Kleid genauer an, was für Amadia anscheinend eine Trophäe darstellte. Es bestand aus einem weichen und seidigen Material mit einstmals wunderschön bestickten Motiven. Doch mittlerweile war es verschmutzt und an vielen Stellen zerrissen. Und einige dieser Beschädigungen mussten auch sie bei ihrer Flucht verursacht haben. Sie hofften dennoch, dass es für ihr Vorhaben ausreichte.

 

Ljosgard: Zwei Wochen zuvor. Die Seherin hielt angsterfüllt zitternd die kindlich erscheinende Hand ihres Gegenüber in ihren Händen. Es dauerte in dieser angespannten Situation ausgesprochen lange, bis sie genügend Konzentration fasste und eine Vision erhielt. Dann war das Bild klar. Der vor einer Generation erschienene Führer, der die gesamte Landesverwaltung Prussias binnen weniger Jahre auf den Kopf stellte und mit seinen Ideen zu einem nie dagewesenen wissenschaftlichen Durchbruch beitrug kam einst aus einer anderen Welt. Etwas hatte sich in dessen Heimatwelt geändert, denn eigentlich hätte er keine eigenen Kinder gehabt. Zumal dessen Heimat eigentlich über gar keine Magie verfügen sollte. Doch womöglich läge dies auch an der immer brüchiger werdenden Weltenbarriere. Ihr Gegenüber zog ihre Hand ruckartig fort und beschwerte sich lauthals darüber, dass dies keine Vision wäre, die ihr bei der Erreichung ihrer eigenen Ziele half. Remilia kniff verdutzt ihre Augen zusammen und fragte, wer oder was dieser Führer oder überhaupt Prussia sein sollte. Remilia stand auf. Ihr blutrotes und schwarzes viktorianisch wirkendes Kleid schimmerte im spärlichen Licht der Hütte. Sie beschimpfte die Seherin, dass sie keinen wert mehr hätte und daher ihr Schicksal nun besiegelt war. Die Seherin rückte panisch fort und stürzte mit dem Stuhl, auf dem sie saß, rücklings um. Wimmernd kroch sie nach hinten fort, bis ihre Schultern die Raumecke berührten. Sie versuchte der Dämonin noch zu erklären, dass ihre Visionen mit der Berührung persönlicher Gegenstände genauer werden würden, doch es war bereits zu spät, denn ihre Worte erreichten sie nicht mehr. Remilia leckte über ihre vampirischen Fangzähne und schritt gemächlich auf die Seherin zu. Sie war schon gespannt darauf zu erfahren, wie ihr Blut schmeckte und offenbarte ihr, dass nichts von ihr übrig bleiben würde.

 

Akt 15:

Der Seelenbaum:

 

Teilnehmende Abenteurer:

Mason Uluja (Ljosgard, Mensch, Küstenstaaten, Hexer/Spitzbube, Gaukler),

Fafnir Goldzahn jetzt Drachengold (Ljosgard, Zwerg, Zwergenreich Durheim, Söldner/Thaumaturg, Kaufmann)

 

Anmerkung: Akt 13 sowie 14, 15, 16 und 17 spielen parallel, sodass es sehr viele Überschneidungen gibt.

 

Myrkgard: Mason und Fafnir hatten sich erholt und brachen daher noch im Schutze der Nacht in Richtung des Hafens auf. Dort war die Stadt auch bedeutend weniger Beschädigt, als noch im Zentrum. Eiligst blickten sie sich um, doch kein Schiff lag am Pier. Wie sollten sie nun die Insel verlassen und zur Hütte der Seherin aufbrechen? Da erblickten sie in einem beinahe blinden Winkel ein kleines Boot, in dem sogar noch zwei Ruder lagen. Sie schauten sich einander an. Beide wussten, dass sie es stehlen würden. Doch da gab es noch ein klitzekleines Problem. Keiner von ihnen kannte sich im Rudern aus. Als sie noch da standen und sich überlegten, was sie nun tun sollten, bemerkten sie im seichten Licht der Straßenlaternen eine Gestalt näher kommen. Es war die Vampirin aus dem Gildenhaus! Sie hielt Masons Umhang in ihren Händen und roch tief daran. Mason wurde bleich und rief seinen Kumpanen zur Eile auf. Sie sprangen schleunigst ins Boot, ergriffen die Paddel und ruderten, was das Zeug hält.

Irgendwie gelang es ihnen einen Abstand zum Hafen zu gewinnen, ohne dass sie die Strömung hinaus aufs offene Meer bugsierte. Es war stockfinster, denn kein Mond erleuchtete den Nachthimmel. Weit vor sich konnten sie die fernen Lichter einer vor Anker liegenden Flotte ausmachen und hinter ihnen leuchteten die Laternen des Hafens. Ihre Angst, das Boot wäre leckgeschlagen und wäre darum von seinem ehemaligen Besitzer zurück gelassen worden, bewahrheitete sich nicht. Fafnir war diese Situation aber trotzdem nicht geheuer. Mehrfach betonte er, dass Zwerge nicht für das Wasser gemacht wären. Mason drohte ihm, um endlich etwas Ruhe zu bekommen, ihn als Anker zu verwenden, wenn er nicht bald die Klappe hielt.

Als der Morgen graute ruderten sie los. Schon auf dem kurzen Stück zu den Klippen nördlich der Bucht wurde Fafnir aufgrund leichter Wellenbewegungen seekrank. Während sie noch beim ersten Mal Glück hatten und sein erstes Brechen über Bord ging, besprenkelte sein zweiter Würgreiz das Innere des Bootes.

Sie gelangten am Fuße der hohen Klippen an und erkannten von ihrer derzeitigen Position aus die baufällig wirkende Holzhütte hoch über ihnen. Als sich Mason noch Gedanken um eine mögliche Kletterpartie machte, sprang Fafnir auf das lose Geröll des Ufers, warf sich auf den Boden und umarmte die Erde. Als seine Lippen dann den erst besten Stein küssten, war er zufriedener denn je. Sie zogen das Boot an Land und säuberten es. Doch wie sollten sie jetzt diese Klippen überwinden? Zum Erklettern waren sie auf jeden Fall zu steil und das Unterfangen viel zu gefährlich. Nachdem sie sich etwas umschauten entdeckten sie aber einen kleinen und schmalen Pfad, der sich an der Felskante nach oben wand.

Vollkommen erschöpft gelangten sie oben an. Hinter einer kleinen Baumreihe entdeckten sie dann auch die kleine Holzhütte der vermeintlichen Seherin an der Klippe, die sie schon von weit her in der Bucht wahrgenommen hatten.

Gemächlichen Schrittes näherten sie sich der einfachen Türe und klopften. Die Stimme einer älteren Dame bat sie herein. Also öffneten sie sie und betraten das Häuschen. Sie befanden sich im Eingangsbereich, von dem aus es in zwei angrenzende Räumlichkeiten weiter ging. Doch von der Dame war keine Spur zu sehen. Als ein „Schuhe aus!“, ertönte, kamen sie dieser Bitte nach folgen der Stimme in einen überquellenden Raum. Von Innen wirkte die Hütte anders, als von außen. Es war alles gepflegt und sauber, wenn auch teils sehr voll gestellt mit allerlei Dingen, deren Grund man unmöglich durch bloßes Betrachten offenbaren konnte. Die alte Frau erschien ihnen durch eine andere Türe und begrüßte sie mit ihren Namen. Sie hatte ihr Kommen bereits erspürt und bat ihre zwei Gäste am Tisch Platz zu nehmen. Dann ging sie zurück in ihre winzige Küche im Nebenraum, um Tee zu kochen. Mason und Fafnir waren ob ihres Alters ziemlich beeindruckt. Sie musste wohl zwischen sechtzig und achtzig Jahren als sein und war für dieses Alter noch sehr flink unterwegs. Selten hatten sie zuvor einen Menschen dieses Alters überhaupt gesehen. Sie spielten zwar kurz mit dem Gedanken an einen Diebstahl, verwarfen diese Idee jedoch schnell wieder. Einer Seherin würde dies bestimmt auffallen.

Die Seherin kam zu ihnen zurück, kredenzte ihnen den aufgebrühten Tee und setzte sich zu ihnen. Sie wusste, warum sie sie aufsuchten, doch bat sie sie der Form halber noch einmal alles zu erzählen. Es verstrich einige Zeit, bis Mason ihre Geschichte erzählte. Dann überreichte Fafnir der Seherin das blaue Kleid. Sie schaute es sich kurz an und forderte sie auf alle Fensterläden zu schließen. Sie selbst entzündete währenddessen sämtliche im Raum verteilten Kerzen. Als sie drei dann wieder am Tisch beisammen saßen, legte sie ihre Hände im Kerzenschein auf das Kleid und knetete es unaufhörlich durch. Schunkelnd und mit einem gemurmelten Singsang versetzte sie sich in Trance. Aus ihren Augen wich jegliche Farbe, bis nur noch das Weiß übrig blieb. Sie stammelte einige Worte flüsternd vor sich hin. „Alt...sehr alt...der Beginn aller Kriege...Menschen...Elfen... Tot.“ Verschwitzt und außer Puste kam sie Minuten später wieder zu sich. Das Kleid besaß eine außerordentlich starke Macht, wie sie sie zuvor noch niemals spürte, obwohl es selbst nicht magisch war. Dafür gab es nur eine einzige Erklärung: Die Macht der einstigen Trägerin hatte auf das Kleid abgefärbt. Das war etwas Gutes, denn somit konnte sie äußerst viel sehen. Zu viel, um es in Worte zu fassen. Allerdings kannte sie eine Möglichkeit, wie auch ihre Gäste das Gesehene selbst mitansehen und sogar erleben konnten. Eine ganz besondere Seelenreise. Schon mehrere Male zuvor hatte sie Reisende auf der Suche nach einer Offenbarung dorthin geschickt. Mason war eine Seelenreise etwas suspekt und fragte die Seherin, was aus diesen anderen Reisenden wurde und ob sie zu ihr zurückgekehrt waren. Sie lachte und verneinte dies. Warum sollten sie auch eine Seherin ein zweites Mal aufsuchen, wenn sie bereits ihre Zukunft in Erfahrung gebracht hatten?

Sie wechselten das Thema und fragten nach ihrer eigenen Zukunft und ob sie jemals reich und berühmt werden würden. Abermals lachte die Seherin. Sie wandte wich an Mason und fragte ihn, ob er noch immer das Schild Amadias sein Eigen nennen wollte. Denn dieser Versuch würde über sein weiteres Schicksal entscheiden. Zu Fafnir sagte sie nur, dass der Krieg kommen würde. Egal, was er versuchen würde, an diesem Schicksal würde nie etwas ändern und jeder seiner Fehler könnte seinen Untergang einläuten. Das war nicht das, was sie sich erhofften.

Sie kamen auf das Gespräch mit der Seelenreise zurück. Wie nur sollten sie diese Offenbarung erleben können? Und so begann sie zu erzählen. Etwas nördlich von hier lag hinter dem weiten Wald die Stadt Corgua, welche in ihrer Welt den Namen Corinnis trug. Tief in diesem vor der Stadt liegenden Fort befände sich ein gewaltiger Geisterbaum, der einzige Baum dort mit strahlend weißer Rinde und zugleich der größte und überragendste von allen. Von seinen Früchten müssten sie kosten und sich dann kurz vorm Schlafen auf einen besonderen Gegenstand konzentrieren, von dem man etwas mehr erfahren möchte. Je mächtiger ein solcher Gegenstand war, desto intensiver würde diese Seelenreise werden. Die Früchte waren aber nicht an seiner Krone, sondern wuchsen an seinen Wurzeln, die bis in die tiefsten Tiefen und sogar bis ins Empyrëum reichten und dort wie ein Netz alles und jeden miteinander verbanden. Daher konnte man durch den Verzehr der Früchte auch Bilder von Orten oder aus Zeiten empfangen, die man bisher gar nicht kannte.

Für ihre Dienste verlangte die Seherin von ihnen fünfzig Goldstücke. Fafnir kam dies übertrieben teuer vor und versuchte den Preis ein klein wenig herunter zu handeln. Allerdings biss er bei dem Versuch zu feilschen bei dieser Frau auf Granit. In den vergangenen Jahren suchten nämlich nicht mehr viele Menschen sie auf, um ihre Zukunft zu erhalten. Da ihre Fixkosten für ihre Arbeit und für ihren Lebensunterhalt jedoch gleich blieben, musste sie diesen Preis verlangen. Sie bezahlten sie und verabschiedeten sich.

Vor dem Haus unterhielten sich Mason und Fafnir. Sollten sie diese unter Umständen gefährliche Seelenreise tatsächlich antreten oder besser ohne Umwege zu ihrer Auftraggeberin Remilia zurück kehren und ihr ihre wenigen erhaltenen Informationen übergeben? Sicherlich würden sie damit nur Remilia enttäuschen und in Zukunft keine weiteren Aufträge mehr von ihr erhalten. Leer ausgehen wollten aber keineswegs, denn dafür hatten sie in den vergangenen beiden Tagen schon zu viel durchleben müssen.

Mit einem mulmigen Gefühl folgten sie einem schmalen Trampelpfad durch den Wald in Richtung Corgua. Es war Mittagszeit, als sie den Wald früher als gedacht verließen. Vor ihnen lag eine trostlose gerodete Ebene, aus der nur noch Baumstümpfe heraus ragten. Inmitten der Ebene erhob sich ein aus rotbraunen Ziegelsteinen errichteter Gebäudekomplex. Mehrere große, runde Schornsteine, aus denen unaufhörlich schwarze Rauchsäulen emporstiegen, verpesteten die Luft. Fafnir atmete tief ein und lobte den Geruch des Fortschritts. Mason teilte diese Meinung nicht. Etwas abseits entdeckten sie dann auf einem niedrigen Hügel einem Baumstumpf mit weißer Rinde. Dies war wohl einmal der Seelenbaum gewesen.

Aus Mangel an Alternativen liefen sie zielstrebig auf die Gebäude zu, die sich als eine Ziegelbrennerei entpuppte. Auf dem weitläufigen Platz davor herrschte hektisches Treiben. Unzählige Menschen entluden Fuhrwerke mit Holz und Kisten voller Ton. Andere Wagen wurden stattdessen mit fertig gebrannten und übereinander gestapelten Ziegelsteinen beladen. Durch die vielen Pferde, die die Wagen zogen, roch es streng nach Scheiße, was aber irgendwie niemanden interessierte. Die Menschen ließen die Hinterlassenschaften ihrer tierischen Mitarbeiter einfach auf dem Boden liegen, bis diese festgetreten und eins mit dem Untergrund wurde. Ein am Haupteingang auf einer Kiste erhöht stehender Mann brüllte lauthals Befehle. Sie gingen zu diesem Mann, der auch schnell das Wort an sie richtete. Wenn sie Arbeit wollten, dann könnten sie sofort losgehen. Doch Mason und Fafnir wiegelten ab und fragten ihn, was mit den Früchten des weißen Baumes geschehen war. Früchte gäbe es hier keine mehr, denn der Wald musste als Brennmaterial für die Öfen der Brennereien herhalten. Der Vorarbeiter war sich durchaus bewusst, dass einige wenige diesen Ort einst als heilig empfanden, doch der Götterglaube wäre eine Spinnerei vergangener Tage gewesen. Das jetzige Brachland würde der Rat von Corgua demnächst an Interessenten verkaufen. Entweder als neue Ackerflächen für die Lebensmittelproduktion oder als Baugrund für die florierende Industrie. So fragten sie ihn, ob dann irgendwer etwas dagegen einzuwenden hätte, wenn sie vorher noch einige Grabungen durchführten. Die war dem Vorarbeiter jedoch vollkommen egal, so lange man dem Verkehr der Kutschen auf der Straße nicht in die Quere käme.

Von einem Mitarbeiter der Ziegelei hatten sie eine Schaufel abgekauft. Sie gingen zurück zum weißen Baumstumpf und inspizierten ihn. Selbst das Kernholz war weiß, was sie so noch nie zuvor gesehen hatten. Fafnir forderte Mason auf mit dem Graben zu beginnen, während er es sich auf dem Boden gemütlich machte. Nach einigen Stunden hatte Mason schon ein schönes Loch ausgehoben, als plötzlich nach einem weiteren Stecher mit seiner Schaufel der Boden unter seinen Füßen nachgab. Mit einem Hilfeschrei stürzte er fünf Meter tief in einen erdigen Schacht. Zum Glück konnte die fluffige Erde seinen Sturz abbremsen, sodass er sich nur einige Schürfwunden zuzog. Fafnir beugte sich über das Loch, um nach dem Wohlbefinden seines Freundes zu schauen. Als er Mason auf dem Rücken liegend im Loch erblickte, lachte er ihn lauthals aus. Daraufhin streckte Mason seine rechte Hand aus und wirkte „Heranholen“ auf Fafnirs Gürtelschnalle. Fafnir verlor durch diesen magischen Ruck das Gleichgewicht und musste sich der Schwerkraft hingeben, indem auch er hinunter in die Tiefe stürzte.

Hier unten schien es einen wahren Irrgarten aus in die Erde gegrabenen Gängen zu geben, sodass sie zu Beginn gar nicht wussten, wo sie hingehen sollten. Masons Frettchen Lucky wollte nicht alleine am Eingang des Lochs warten und kletterte dann auch elegant an den Wänden hinab zu seinem Herrchen. Da sie nun wieder beisammen waren, entzündeten sie ihre Laterne, die den Sturz unbeschadet überstanden hatte und sahen sich im Untergrund um. Teils waren die Gänge so schmal und niedrig, dass ihre Motivation gegen null ging diesen zu folgen und stattdessen einen anderen Weg wählten. Sie folgten einem steil hinab führenden Gang, der sich immerzu der weißen Pfahlwurzel des Seelenbaums entlang wandte. Einer der Gänge war so niedrig, dass sie nur noch kriechend voran kamen. Dann blockierte eine mächtige Wurzel ihr weiteres Vorankommen. Doch hinter dieser erspähten sie goldgelbe Früchte, die sie an Bananen erinnerten, die sie bereits Jahre zuvor auf einem Markt in Aran kennen lernten. Sie schickten Lucky voraus, der sich mit seinen scharfen Beißerchen an den Stängeln der Früchte zu schaffen machte und dann tatsächlich mit einer zu ihnen zurück kam. Die anderen Früchte hingen leider für ihn zu fest. Fafnir schlägt vor an einer anderen und besser geeigneten Stelle nach weiteren Früchten zu suchen. Mason willigte ein. Nach Minuten der Suche wollte Mason sein Glück auf ein Neues versuchen und kroch in einen noch schmaleren Erdgang hinein. Bei diesem Unterfangen blieb er in einer Engstelle im Erdreich stecken. Nur mit viel Geschick und Anstrengung schaffte er es sich wieder heraus zu winden.

Daraufhin folgten sie vorsichtshalber dem breit gegrabenen zentralen und steil hinab führenden Gang tiefer in den Boden, bis dieser an einem Felsvorsprung an einer riesigen Kaverne jäh endete. Zwei Meter vor ihnen hing die massige weiße Pfahlwurzel frei hinab in unbekannte Tiefen. An dieser hing in ihrer Höhe eine zweite gelbe Frucht, in dessen Besitz sie umgehend kommen wollten. Doch um sicher zu gehen blickten sie noch zuvor vom Felsvorsprung hinab in das Loch vor ihnen. Es war scheinbar unendlich tief und weit unten konnten sie in einer Art Nebelschein noch ein Licht ausmachen. Es hatte eine beruhigende Wirkung auf sie. Dennoch wollten sie kein Risiko eingehen. Also pinselte sich Fafnir ohne Umschweife ein thaumagrafisches Symbol auf seine rechte Hand, streckte sie in Richtung der Frucht aus und wirkte „Heranholen“. Die Frucht löste sich von ihrer Befestigung an der Wurzel und schwebte sanft auf ihn zu.

Glücklich begannen sie ihren Rückweg zu den weit verzweigten Nebenhöhlen, um dort noch einmal die Engstelle mit den anderen Früchten zu suchen. Trotz ihrer langwierigen und beschwerlichen Suche konnten sie nicht mehr diesen Ort ausfindig machen und gelangten wenig später wieder zu dem Ort mit dem Schacht zurück, an dem sie dieses unterirdische Reich betreten hatten.

Mason kletterte heraus und ließ von oben ein Seil für seinen Kumpanen herunter. Als sich Mason nochmals umwandte fragte er sich, wer dieses Tunnellabyrinth überhaupt gegraben hatte. Es schien nicht auf natürliche Weise entstanden zu sein. Er hätte sich diese Frage wohl niemals stellen dürfen, denn in der Dunkelheit erschien ein funkelndes Augenpaar. Halbwegs panisch trieb er Mason zur Eile an. Das Wesen trat aus dem Schatten, sodass er es in seiner Gesamtheit wahrnehmen konnte. Es schien vom Äußeren her wie eine Mischung aus Bieber und Ratte zu sein. Und es war groß und ragte ihm bis zur seiner Brust. Eine Bieberratte? Dann bekam er das Seil in seine Hände und versuchte hektisch daran hoch zu klettern. Leider zog er zu fest, sodass Mason dieses plötzliche Gewicht am Seil nicht halten konnte (Stärke 100) und er abermals in das Loch stürzte. Während Mason noch versuchte sich aufzurappeln, verbiss sich die Bieberratte bereits in dem Zwerg. Sie zogen ihre Waffen, um sich gegen diesen Feind zur Wehr zu setzen, doch für ausholende Hiebe war es hier viel zu eng. Fafnir war es letzten Endes, der die Bieberratte erlegte, in dem er seinen Hammer, dessen Kopf mit einem spitz zulaufenden Dorn besetzt war, stechend durch die Nagetierzähne der Bestie in ihrem Maul versenkte. Mason verschnaufte und warf Fafnir vor, warum er denn auch unbedingt fragen musste, wer diese Gänge gegraben hätte. Fafnir antwortete ihm nicht und zückte stattdessen sein Messer, um ein paar Scheiben Blut triefendes Fleisch aus dem leblosen Kadaver der Bieberratte zu schneiden.

Als der Abend herein brach entzündeten sie ein Lagerfeuer auf dem Brachland. Darauf räucherten sie das zähe Bauchfleisch der Bieberratte mit Holzspähnen und Rinde des weißen Seelenbaums und ließen es sich daraufhin munden. Es schmeckte nicht, doch sie aßen ihre Teller dennoch leer. Als dann die rote Sonne hinter dem Horizont untertauchte und die Dunkelheit sie umgab, verspeisten sie als Nachtisch noch ein paar Stücke der Erdgeisterbanane, wie sie die Frucht nannten und ließen sogar Lucky davon kosten. Sie machten es sich an den abgesägten Baumstümpfen um ihr Feuer gemütlich und tranken noch einen letzten Absacker, um den Tag zu beenden. Sie wurden müde und konzentrierten sich auf das schmutzige und zerrissene blaue Kleid, welches zwischen ihnen auf dem Boden lag. Ihnen wurde zeitgleich schwummrig. Vielleicht lag dies an ihrem Schnaps, an ihren Erlebnissen der vergangenen Stunden, am Fleisch der Bieberratte oder daran, dass sie das Holz des Seelenbaumes zum Räuchern verwendet hatten. Vielleicht war es auch eine Kombination aus alledem? Ihre Augen wurden schwerer und sie schlummerten weg.

 

Ljosgard: Der Junge Wallace saß auf einem umgestürzten Baumstamm am Waldesrand von Goldmoor und schaute auf das Heerlager, welches sich über die gesamten Felder und Wiesen, die den Weiler umgaben, ausbreitete. Sein Blick war getrübt, doch gleichzeitig von Hoffnung durchdrungen. Seine Gefühle spielten Achterbahn, denn wenn er auf die Einflüsterungen in seinem Kopf hörte, dann hätte er wieder seine eigene Familie. Eine in einem schwarzen Cape gewandete Frau näherte sich ihm von hinten aus Richtung des Waldes aus. Ihre Kapuze hatte sie tief ins Gesicht gezogen, sodass man lediglich ihren Mund sehen konnte. Unaufgefordert setzte sie sich dicht neben ihn und fragte ihn, was ihn betrübe. Wallace kannte sie bereits gut und wusste, dass er ihr Geheimnisse anvertrauen konnte. Er holte aus der Innentasche seiner Weste eine goldene Schriftrolle hervor und entrollte sie. Obwohl sie für die meisten Menschen gar nicht sichtbar war, konnte Lilly sie sehen. Darauf stand nur ein einziger Name, Fürst Marlin MacKeith, Wallace Vater, der bei einem Angriff auf ihre Heimatburg vor einiger Zeit starb. Wenn er diese Schriftrolle nutzte, dann könnte sein Vater, der sein größter Held war, an seiner Seite wiederauferstehen, obwohl er befürchtete damit gegen den Willen der albischen Götter zu verstoßen und seine unsterbliche Seele zu verlieren. Lilly umarmte Wallace und flüsterte ihm zu, dass er nur auf sein Herz hören müsste und dann würde er schon das Richtige tun. Er wusste, dass sie Recht hatte und ließ die Schriftrolle fallen. Noch ehe sie den Boden berührte verbrannte sie in kalten, eisblauen Flammen und verschwand. Lilly versprach ihm, er müsste von nun an niemanden mehr fürchten, denn sie und ihre Gefährtinnen würden es nicht zulassen, dass ihm je wieder etwas Böses geschehen würde. Sie sprang überraschend auf und wandte sich mit ausgestrecktem Arm zu ihm. „Jetzt komm! Ich zeige dir, wie man sich verteidigt.“ Wallace wischte sich die mittlerweile angetrockneten Tränen aus dem Gesicht und kam ihrer Aufforderung glückerfüllt nach.

 

Akt 16+17:

Die Alfar + In der Fremde:

 

Teilnehmende Abenteurer:

Mason Uluja (Ljosgard, Mensch, Küstenstaaten, Hexer/Spitzbube, Gaukler),

Fafnir Goldzahn jetzt Drachengold (Ljosgard, Zwerg, Zwergenreich Durheim, Söldner/Thaumaturg, Kaufmann)

 

Anmerkung: Akt 13 sowie 14, 15, 16 und 17 spielen parallel, sodass es sehr viele Überschneidungen gibt.

 

Realtaíleann: Mason und Fafnir wachten urplötzlich auf und fanden sich in einem prachtvollen und weiträumigen Gewölbekeller wieder. Erstaund schauten sie sich um. Die weißen Marmorsäulen, die die hoch aufragende Decke stützten waren hervorragend gearbeitet und mit feinen Elementen reich verziert. Selbst die Wände waren nicht weiß gekalkt oder verputzt, sondern bestanden ebenfalls aus reinem, weißen Marmor. Selbst der Boden auf dem sie standen bestand aus diesem wertvollen Material mit grünen Einschlüssel. Soweit ihre Augen sehen konnten lagerten überall um sie herum fein übereinander gestapelte und gut gearbeitete Holztruhen, Kisten und Schatullen. Allesamt waren unverschlossen. In gläsernen Lampen hoch über ihnen, deren Kristallglasscheiben mit Golddrähten verbunden waren, flogen glühende Insekten, die das Gewölbe in ein angenehmes Licht hüllten. Wo waren sie hier nur gelandet?

Ohne viel Zeit zu verlieren, wandten sie sich den unzähligen Truhen zu, um ihre Goldgier zu befriedigen. Es waren einfach zu viele, um sie alle untersuchen zu können. Da sie nicht wussten, wieviel Zeit sie bei dieser Seelenreise hatten, beschlossen sie schweren Herzens nur drei zu öffnen, um danach weiter die Umgebung zu erforschen.

In der ersten Truhe befanden sich hauchdünn gearbeitete strahlend weiße Teller, Bestecke und Kelche. Sie waren zweifelsfrei metallisch, obwohl sie das Metall nicht bestimmen konnten. Vielen davon verschwand achtlos in den Taschen ihrer Kleidung.

Dann öffnete Mason eine zweite Truhe. Darin lag nur, dem Augenschein nach, ein zusammengefaltetes, großes Tuch. Als er es entfaltete entpuppte es sich als ein beinahe segelgroßer Wandbehang aus einer Art hauchdünner Seide. Der feine und dünne Faden, aus dem dieser gewoben worden war erinnerte ihn im ersten Moment an die Fäden einer Spinne und musste ein Menschenleben gedauert haben, dieses Kunstwerk zu erschaffen. Das Bild darauf zeigte eine weiß-goldene Stadt mit hohen, filigranen Türmen auf einem Hügel über einem Wald gelegen. Zwischen den riesigen Bäumen am Waldboden lief eine Prozession Humanoider entlang. Es waren Elffen mit ihren spitz zulaufenden Ohren und ihren langen goldenen Haaren. Über der Stadt schwebte in den Wolken ein elegantes Schiff mit zur Seite gerichteten Masten zwischen denen durchsichtig grün-bläuliche Segel gehisst waren. Sie sahen beinahe aus, wie Flügeln. Er rollte das wertvolle Tuch wieder zusammen und band es an seine Weste.

Auch Fafnir schaute sich etwas genauer um. Abseits von Mason öffnete er dann die letzte Kiste. Darin lagen mehrere Bücher, die exzellente Malereien im Inneren aufwiesen. Da er weder diese verschnörkelte Schrift lesen noch überhaupt etwas mit schriftlichen Aufzeichnungen anfangen konnte, warf es sie rücklings hinter sich zu Boden.

Jetzt erst bemerkte Mason, dass sein tierischer Begleiter Lucky fehlte und machte sich große Sorgen um ihn. Fafnir beruhigte ihn. Diese Vision funktionierte laut der Seherin nur, wenn man sich nach der Verkostung der Frucht auf einen besonderen Gegenstand konzentrierte. Warum hätte sich sein Frettchen auch auf das Kleid konzentrieren sollen? Womöglich war Lucky zeitgleich in einer großen und überquellenden Vorratskammer gelandet und fräße sich nun durch die Leckereien mehrerer Welten hindurch. Mason blieb trotz Fafnirs Aufmunterungsversuche auch weiterhin betrübt. Was wäre, wenn sie dies alles nur träumten? Um sicherzugehen, dass sie wach waren, ohrfeigten sie sich kurzerhand gegenseitig. Mit rot glühenden Backen waren sie sich ihres Wachzustandes schließlich bewusst. Doch wie konnte es bloß möglich sein, dass sie sich gegenseitig, als auch all die hier stehenden Dinge berühren und sogar mit der Welt interagieren konnten, wenn dies lediglich eine Seelenreise war? Dann kam ihnen ein Geistesblitz. Die Seherin hatte sie nämlich darauf hingewisen, dass je mächtiger ein Geghenstand wäre, auf den man sich konzentrierte, desto realer würden sich ihnen diese Offenbarungen zeige. Jetzt ergab das alles einen Sinn für sie. Da sie nicht noch mehr Zeit vergeuden wollten, schritten sie zu der breit ausgebauten Wendeltreppe herüber und traten nach oben.

Über die Treppenstufen gelangten sie in einen Arkadengang. Zur einen Seite war eine offene Fensterfront, welche mit einer weißen Brüstung gesichert war. Die Bogenstreben bestanden ebenso aus weißem Marmor und wandten sich geschlungen wie Pflanzenranken empor zu den eigentlichen Fensterbögen. In einigen Abständen waren daran Blüten aus Goldfiligranarbeit festgemacht, die dem ganzen noch eine wunderlichere Ausstrahlung verlieh. Zwerg Fafnir bestaunte diese Meisterleistung der Steinbearbeitung. So etwas Erstaunliches hatte er bis zum heutigen Tage noch nie zuvor zu Gesicht bekommen. Allerdings fragte er sich dennoch, wie eine solch filigrane Arbeit das Gewicht der darüber liegenden Gemäuer überhaupt tragen konnte. Die Statik schien allen Gesetzen zu trotzen. Noch unbegreiflicher war es für ihn, da er nirgendwo Ritze oder Fugen entdecken konnte. War dieser gesamte Komplex etwa aus einem einzigen riesigen Marmorberg herausgearbeitet worden? Dann lehnten sie sich an die Brüstung und schauten auf die Landschaft, die sich vor ihnen erstreckte. Es war ein unberührter Wald inmitten einer hügeligen und schönen Landschaft. Auf der anderen Seite der Fensterfront fanden sich im gleichen Abstand zueinander mehrere Türen, die jeweils von zwei Statuen flankiert wurden. Allesamt zeigten sie Elfen. Waren sie etwa hier in dem Palast von irgendwelchen Elfenherrschern gelandet?

Sie beschlossen, bevor sie sich den Türen zuwandten, erst einmal dem Arkadengang bis zur Ecke des Bauwerks zu folgen. Dort knickte der Gang im rechten Winkel nach rechts ab. Still und leise lugten sie um die Ecke herum und konnten in einiger Entfernung vier Wachen ausmachen. Es handelte sich um vier hoch gerüstete Elfen in Paraderüstungen, die in die entgegengesetzte Richtung blickten und ihnen den Rücken zugewendet hatten. Ihre Rüstungen waren golden und ihre Stangenwaffen erinnerten entfernt an Glefen. Dazu trugen sie goldene Helme mit reichlichen Verzierungen, bis zum Fußboden reichende große Schilde und seidig blaue Umhänge, die in mehreren Falten geworfen waren. Ohne Aufsehen zu erregen gingen sie leise zurück. Wenn sie nun doch körperlich hier wären, dann bestünde auf jeden Fall auch die Gefahr, dass sie entdeckt werden könnten. Diese Tatsache war in mehrerlei Dingen schlecht, vor allem da sie unbewaffnet diese Welt betraten und nur Kleidung und Rüstung am Körper trugen.

Sie öffneten die erste Türe des langen Arkafdenganges und konnten ihr Glück kaum begreifen. Es war eine reich gefüllte Waffenkammer. Die Wände waren mit großflächigen Malereien versehen worden, auch wenn man sie durch die davor aufgestellten Regale kaum betrachten konnte. Die Regalreihen waren schier überfüllt mit Waffen, Schilden und Rüstungsteilen. Die Ausrüstungen waren außerordentlich stabil, gut gearbeitet und noch dazu so federleicht, dass sie einen Träger kaum behinderten. Die Waffen waren entweder aus einem goldenen Material oder aus dem ihnen unbekannten weißen Metall geschmiedet und messerscharf. Einige Klingen besaßen sogar einen eisblau leuchtenden Schimmer. Aufgrund dieser Schmiedearbeiten nahm Mason an, dass es sich bei den hiesigen Bewohnern um ein Hochelfenvolk handeln musste. Sie nahmen die Gelegenheit beim Schopf und deckten sich mit Waffen ein. Allerdings ärgerte sich der Zwerg darüber, dass er in keinem der zahlreichen Ständer und Regale Äxte oder Hämmer finden konnte.

Hinter der zweiten Türe erstreckte sich ein weiträumiger Speisesaal mit einer langen Tafel aus Ebenholz. Die aufgestellte Bestuhlung wies sorgfältige Schnitzereien auf und waren mit samtweichen Bezügen versehen. Als sie näher heran traten fingen die kleinen Kristalle in den Leuchter aus bläulichem Metallglas durch ihre Anwesenheit an Licht zu spenden (die elfische Version von Energiesparlampen^^). Auch hier waren die Wände mit farbprächtigen Gemälden voll bemalt. Sie zeigten einen urtümlichen Wald mit ihnen unbekannten Tieren und Wesenheiten. Die Tafel war mit Geschirr und Bestecken gedeckt, so als ob jeden Moment eine hochrangige Gesandtschaft empfangen werden könnte. Fafnir schnappte sich einen der Kelche. Er war aus hauchzartem Glas gefertigt, in dem goldene Fäden eingeschmolzen worden waren. Selbst der Glasfuß und auch die Ränder waren mit Gold eingefasst. Er stellte sich unweigerlich die Frage, wie ein Glasbläser oder einem Schmied so etwas erschaffen konnte. Den Herstellungsprozess konnte er nicht nachvollziehen. Mit leicht zitternden Händen stellte er den Kelch zurück, da er Angst hatte, er würde ihn alleine durch seine Grobmotorik beim weiteren Anfassen zerstören. Dann entdeckten seine Augen mehrere auf der Tafel stehende Glaskaraffen mit einer rötlichen Flüssigkeit. Interessiert exte er die erste Karaffe. Es war Rotwein! Zwar war er milder und hatte womöglich weniger Alkohol, als er es gewohnt war, doch er war gut und konnte seinen Durst stillen. Jäh war seine Angst verschwunden, er könnte irgendetwas kaputt machen und ging offener mit der Situation hier um. Der Alkohol entfaltete seine Wirkung und das Unglück nahm seinen Lauf... Mason wollte es seinem Zwergenfreund nachmachen und versuchte nun ebenfalls eine der Karaffen zu exen. Schnell wurde ihm schwindelig und so ließ er es bleiben und stellte die Karaffe auf den Tisch zurück. Nicht ohne die weiße Tischdecke mit Rotweintropfen zu verunstalten. Farfnir putzte sich seinen rötlich gefärbten Bart noch schnell an der Tischdecke ab und nach sich als Wegzehrung noch eine weitere Karaffe mit. Dann verließen sie den Speisesaal.

Sie öffneten die nächste Türe. Dahinter offenbarte sich ihnen ein kreisrunder Raum, dessen bemalte Wände unterschiedliche aber wunderschöne Landschaften zeigten. Die Decke glich dem Nachthimmel und kleine, leuchtende, kristalline Einschlüsse stellten die Sterne dar. Keines der gezeigten Sternbilder kannten sie. Zentral in der Mitte des Raumes stand ein riesiges und ebenso kreisrundes Himmelbett, dessen Bettpfosten mit behangenen Tüchern bespannt waren. Es war erstaunlich weich und die vielen Kissen luden schon beinahe zum Verweilen ein. Der Bettbezug bestand aus derselben Seide, wie der zuvor von Mason gefundene Wandbehang. Eine wichtige Frage stellten sie sich. War es möglich in einem Traum oder während einer Seelenreise überhaupt einzuschlafen? Mason wollte es herausfinden und warf sich auf das Bett. Beinahe versank er in diesem weichen, kühlenden und zugleich kuscheligen Stoff. Leider war er viel zu wach und aufgeregt, um überhaupt seine Augen schließen zu können. Er stand auf und ging mit Fafnir zu einem der Schränke herüber. Als sie die Türflügel öffneten entpuppte es sich aber nicht als Schrank, sondern als ein als Schrank getarnter Zugang zu einer größeren Kleiderkammer. Alles waren wertvolle und reich bestickte, lange Elfenkleider. Fafnir trank noch einen Schluck Rotwein aus seiner Karaffe und putzte sich seinen Mund und seine verschmierten Hände an einem strahlend weißen Kleid ab. Dann wandten sie sich einem anderen Schrank in diesem Schlafgemach zu. Diesmal war es auch tatsächlich ein Schrank gewesen. In seinem Inneren hingen an Haken mehrere Dutzend kostbare Stücke Elfenschmucks. Auf Ljosgard würde manch ein König oder Herrscher wohl sein gesamtes Reich hergeben müssen, um an solche Kostbarkeiten zu gelangen. Vom Goldrausch übermannt wuselten ihre Hände ausgiebig im Schrank herum, rissen sich die Schmuckstücke unter ihre Nägel und füllten ihre Taschen. Dieser Raub hatte Fafnirs Blutdruck in die Höhe schnellen lassen, sodass er sich erst einmal etwas ausruhen musste. Der Zwerg nahm etwas Anlauf und warf sich mitsamt seiner Plattenrüstung und der in seiner Hand haltenden Karaffe mitten auf das Himmelbett. In kürzester Zeit versank er so tief in dem Stoff, dass sein Arsch gar den Boden berührte und sich der Rotwein über ihn und das Bett ergoss. Alleine war es ihm nicht mehr möglich sich aus der selbst geschaffenen Bettkuhle heraus zu kämpfen und strampelte wild mit seinen Armen, wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte. Die Bettstatt war kaputt, die Karaffe zerbarst und besprenkelte die noch nicht befleckten Tücher und die Kanten seiner stählernen Rüstung zerrissen die teuren Kissen und Bezüge. Mason lachte aber half dem Zwerg wieder auf die Beine. Schleunigst verließen sie den verwüsteten Raum. Die hiesigen Elfen rechneten wohl nicht mit Eindringlingen hier, denn sonst wären sie bereits bemerkt worden.

Sie verschnauften kurz und konzentrierten sich auf etwaige Geräusche. Scheinbar hatte sie niemand gehört, also öffneten sie die nächste Türe auf dem Arkadengang. Dahinter lag ein ebenso runder Raum, dessen Wände rund herum ein einziger Spiegel waren. Nur spärliches Licht erhellte die Szenerie ein klein wenig, aber noch genügend, um eine im Raum alleine stehende Elfe mit langem blonden Haar und in einem blauen Kleid gewandet auszumachen. Sie stand mit dem Rücken zum Eingang und sprach durch den Spiegel mit einer anderen Person. Zwar standen Mason und Fafnir nur unweit von ihr entfernt in ihrem Rücken, doch die Frau nahm sie selbst durch den Spiegel nicht wahr, da entweder ihr eigenes Spiegelbild das ihre genau überlagerte oder sie sich zu sehr auf das Gespräch mit ihrem Gegenüber konzentrierte. Dann wurde ihnen schlagartig bewusst, dass diese Elfe dasselbe blaue Kleid trug, welches sie von Amadia zuvor erbeutet hatten. Darum waren sie also hier! Leider konnten die zwei Haudegen auch nicht erkennen, mit wem die Elfe eine Unterhaltung führte. Daher belauschten sie sie.

Die Elfe sagte, dass sie sich bereits im Klaren darüber wäre, dass ihre Kinder in Myrkgard noch immer von den Menschen unterdrückt wurden. Aber nun hätte sie eine Möglichkeit gefunden diesen verfolgten Elfenvölkern zu helfen. Sie wusste von einer Waffe, die eine ihrer ehemaligen besten Freundinnen, die heutzutage nur die Norne, die Einsame, genannt wurde, einst mit der Unterstützung der Arracht erschuf, um dem Lichtbringer, dem Anarchen, den Sieg zu bringen. Diese Waffe, einmal aktiviert, würde dann selbstständig mächtige Magier und Krieger durch ein unhörbares Rufen anlocken und diesen dann die Macht über die Geister legendärer Helden geben. Das Ritual, um DIESEN Krieg der Magier auszulösen, wurde beim letzten und bisher einzigen Mal unterbrochen und könnte darum jederzeit wieder gestartet werden. Jeder in diesem Krieg der Magier gestorbene Auserwählte oder Heldengeist würde mit seiner gesammelten Lebensenergie die Waffe, den heiligen Gral, weiter aufladen. Diese gesammelte Energie würde dann der letzte Überlebende in Form eines Wunsches erhalten, der auf jeden Fall in Erfüllung ginge. Wenn sie gewänne, dann würde sie sich den Untergang der gesamten Menschheit auf allen Welten, Sphären und Ebenen wünschen. Dann wären die Elfenvölker von dieser Unterdrückung endlich befreit. Leider gab es dabei nur ein kleines Problem. Nach dem dritten Kataklysmus teilte sich die Welt Midgard, auf der sich der Gral befand, auf in zwei unterschiedliche Welten. In Ljosgard und in Myrkgard. Zudem waren sich die dortigen Götter der Gefahr durch diese Waffe bewusst geworden und spalteten auch sie in zwei gleichgroße Teile auf. Ein Teil lag nun auf Ljosgard, während der andere auf Myrkgard lag. Den Göttern war es aber weiterhin unmöglich den Gral gänzlich zu zerstören. Darum sicherten sie ihn zusätzlich mit sieben mächtigen Siegeln im Nichts, die seine Macht im Zaum halten und seine Wiedervereinigung verhindern sollten. Sie müssten zuallererst beide Teile wieder miteinander verbinden und dann noch die Siegel lösen. Jedoch bräuchten sie nicht jedes Siegel auf beiden Welten zerstören, denn es reichte wenn sie einen Teil auf Ljosgard und den anderen auf Myrkgard vernichteten. Dann fiele es den dortigen Göttern vielleicht auch erst zu spät auf, was sie planten. Durch ein Weltentor wäre es dann auch so, als ob für diesen Zauber bereits alle Siegel gebrochen wären. Danach würden sich von ganz alleine beide Teile des Grals annähern, bis er in der einstigen heiligen Stätte wieder feste Form annehme. Dann erst könnte sie mit dem eigentlichen Ritual beginnen. Aber womöglich würde durch die Schwächung der Siegel der Gral schon ganz alleine vor ihr damit anfangen Auserwählte zu erwählen, denen er die Macht der Heldengeister übergab. Dann kam sie auf ein weiteres Problem zu sprechen. Zwischen diesen beiden Welten konnte man kein Weltentor erschaffen, zumindest kein gewöhnliches. Es war zwar schon 800 Jahre her, seit sich beide Welten voneinander trennten, doch für die Magie des Empyrëums war dies nur ein kurzer Wimpernschlag gewesen. Beide Welten lagen noch zu nah beieinander, um mit normalen Weltentorzaubern miteinander verbunden werden zu können, waren aber bereits zu weit voneinander entfernt, um ohne Magie von der einen zur anderen zu gelangen. Vielleicht würde diese Verbindung auf herkömmlichen Wege schon in zweihundert Jahren funktionieren, doch bis dahin wären ihre Kinder auf Myrkgard bestimmt schon ausgerottet. Aber sie kannte noch eine andere Möglichkeit. Sie könnte den empyrischen Tunnelwurm wiedererwecken, der mit seinen Armen dann alle Welten miteinander verbinden würde. Diesem wurde vor Äonen im Kampf der Urmächte des Chaos sein Herz entrissen, sodass dieser seitdem untätig zwischen den Welten schlief. Ein Zeugnis seiner Taten gab es nämlich sogar heute noch, den Karst, das Netz der tausend Tore, irgendwo zwischen den Sphären. Das Herz hatte die Form und Farbe eines großen runden Edelsteins. Wenn man ihm sein Herz wieder einpflanzte, dann würde er von Neuem damit beginnen das Netz der Tore zu erwecken. Dann wäre es auch nur noch eine Frage von Monaten, ehe er Ljosgard und Myrkgard dauerhaft verband. Sie hätte sogar bereits einen mächtigen Aufspürungszauber gewirkt und kannte daher seinen Aufenthaltsort bis auf wenige Kilometer genau. Er lag irgendwo auf einer magielosen Menschenwelt. Gestern hatte sie auch bereits alle Vorkehrungen für die Bergung des Edelsteins getroffen und ein Weltentor zu dieser Welt geöffnet. Heute noch würde sie ihn bergen.

Das Gespräch zwischen der Elfe und der fremden Person endete und die Spiegel wurden schwarz. Als die Frau daraufhin Anstalten machte sich umzudrehen, verschwanden Mason und Fafnir auf der Stelle und eilten aus dem Raum heraus. Leise legten sie die Türe in die Angeln und atmeten vor der Türe auf dem lichten Arkadengang tief durch. Diese Elfe hatte tatsächlich vor die gesamte Menschheit auszulöschen! Dann näherten sich ihnen Schritte. Ihnen wurde klar, dass die Elfe sich der Türe näherte, vor der sie rasteten! Schleunigst flüchteten sie durch die letzte Türe auf diesem Gang.

Abermals betraten sie einen runden Raum, nur dieses Mal mussten sie sich beeilen, da ihnen jemand auf den Fersen war. Das Zentrum des Raumes lag ein wenig tiefer, als der darum herum führende Säulengang. In der Mitte war der Boden, der über fünf Stufen zu erreichen war mit einer seichten Wasserfläche bedeckt. Über dem Wasser leuchtete ein blauer schwebender Durchgang, durch den hindurch man in eine parkähnliche Landschaft blicken konnte. Sie versuchten ihre Gedanken irgendwie zu ordnen. Waren sie hier also nicht nur auf einer Seelenreise in einer anderen Sphäre, sondern sogar in der Vergangenheit? Denn in ihrer Gegenwart waren nämlich bereits die beiden Welten Ljosgard und Myrkgard miteinander verbunden. Sie kamen sich fehl am Platz vor und wollten sich gerade der Türe nähern, um den Raum zu verlassen, als diese jemand von außen öffnete. Schnell versteckten sie sich hinter einer der vielen weißen Marmorsäulen des Säulengangs. Die Elfe im blauen Kleid trat herein und verschloss die Eingangstüre magisch hinter sich. Bei ihrem Unterfangen wollte sie nämlich keineswegs gestört werden. Dann zog sie ihre Sandalen aus, betrat die Wasserfläche und schritt durch das Weltentor. Masons und Fafnirs Neugierde war nun gänzlich geweckt worden, vor allem wegen dieses abscheulichen Plans der Elfe die Menschheit auszulöschen. Sie mussten dies auf alle Fälle verhindern! Doch wenn sie sich zurzeit tatsächlich in der Vergangenheit befanden und die Auswirkungen bereits in ihrer Gegenwart bemerkbar waren, konnten sie dann jetzt überhaupt etwas tun, um die Zukunft zu verändern? Sie mussten unbedingt mehr Informationen über ihre Feindin sammeln. Sie blickten sich einander an und folgten ihr zu allem entschlossen durch das Weltentor.

???: Sie fanden sich in einer blühenden und gepflegten Parkanlage wieder. Ein blauer und wolkenloser, sommerlicher Himmel lag über ihnen. In einiger Entfernung konnten sie die Elfe noch ausmachen und folgten ihr in sicherem Abstand. Der Weg, auf dem sie schritten, bog seitlich in einen größeren Schotterweg ein. Viele Menschen in ungewöhnlicher Kleidung gingen hier spazieren, führten Hunde an der Leine aus und Kinder tollten auf den Wiesen, während andere Picknick machten. Keiner schien auf sie oder die Elfe irgendwie zu reagieren. Demnach kannten diese Menschen hier wohl auch andere Völker. Dann zeigte ein Kind auf Fafnir und rief „Mami, guck mal, was für ein dicker Mann!“ Fafnir platzte der Kragen, ging lauthals auf den frechen Bengel zu, beleidigte ihn und goss den letzten Rest seines Rotweins aus der Karaffe über dem Kopf des Kindes aus. Schnell kam seine Mutter angerannt. Sie stauchte lauthals schreiend den Zwerg zusammen und verpasste ihm eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte. Dann drohte sie ihm in einem merkwürdigen valianischen Dialekt mit rechtlichen Konsequenzen und ihn bei der Polizei zu melden. Als dann auch noch andere Augenzeugen dieser Tat heran eilten und sich über ihr Verhalten aufregten, machten sie sich umgehend vom Acker. Hinter der nächsten Biegung belustigten sie sich über das Aussehen der Mutter. Eine solch merkwürdige Kombination aus einer farbigen Bluse und einem Faltenrock war in ihren Augen lächerlich. Und was sollte bitte diese „Polizei“ sein? Dann hielten sie inne, denn ihnen wurde eines schlagartig bewusst. Sie hatten die Elfe aus den Augen verloren!

Zu ihrem Glück kam ein Mann mittleren Alters in hautengen Klamotten vorbei gelaufen, den Mason umgehend anhielt. Er fragte ihn, ob er eine Elfe in einem blauen Kleid gesehen hätte. Der Mann lachte. Er hatte zwar nicht diese besagte Elfe gesehen, doch er sollte einfach ins Kongresszentrum gehen. Dort würden sich die Elfen versammeln. Das Kongresszentrum würden sie ganz einfach finden, indem sie der Straße, die aus dem Park heraus führte, immerzu folgten. Dann würden sie genau darauf zulaufen. Man könnte es gar nicht verfehlen.

Mit dieser Wegbeschreibung verließen sie die Parkanlage. Von dort aus folgten sie der glatten Straße ohne Pflastersteine in Richtung des Kongresszentrums. Viele der umgebenen Häuser erschienen ihnen fremdartig. Einige glichen beinahe schon den Adelshäusern aus ihrer Heimat, während andere aufgrund der gläsernen Oberflächen kaum als solche zu erkennen waren, wenn es darin keine Türen gegeben hätte. Laute, grässliche Musik ertönte an manchen Orten und ungewöhnliche, teils stickige Gerüche drangen in ihre Nasen. Dazu noch diese metallisch glänzenden Kutschen ohne Pferde, die überall herum fuhren. Fremdartiger hätte eine Welt wohl kaum sein können.

Dann erkannten sie auf dem gegenüber liegenden Gehweg eine andere Gruppe von jungen und noch unerfahrenen Abenteurern, die sich genau wie sie durch die entgegen kommenden Menschenmassen „kämpften“. Sie bestand aus einer in einem grünen Kleid gewandete Elfe mit Bogen, einem Heiler in einer Kutte, einem Magier mit einer hellblauen Robe mit einem Magierstecken und einer Frau in einem rosafarbenen Rüschenkleid, die sie irgendwie an ihre Auftraggeberin Remilia erinnerte. Sie überquerten die Straße und gingen zu ihnen herüber und fragten sie, was hier los wäre und in welcher Welt sie gelandet waren. Der Magier lachte und lobte sie für ihr Aussehen und ihre gespielte Rolle. Dann stellten sie sich gegenseitig vor. Die Elfe hieß Jeanette, der Magier Nikki, der Heiler Manuel und die Frau im rosa Kleid Vanessa. Alles ungewöhnliche Namen. Vor allem hörten sie niemals zuvor von einer Elfe namens Jeanette. Doch die Gruppe war ihnen gegenüber offen und kam mit ihnen ins Gespräch. So konnten sie in Erfahrung bringen, dass sie sich in einer Stadt namens Kassel befanden. Sie hatten sogar das gleiche Ziel, nämlich das Kongresszentrum. In diesem Jahr fand die Con aufgrund von Bauarbeiten im eigentlichen Austragungsort woanders statt, doch mithilfe ihrer App war es kein Problem zum Ziel zu gelangen. Mason stellte die Frage aller Fragen „Was ist eine App?“ Der Magier brach lachend beinahe in Tränen aus und lobte ihn ein weiteres Mal für seine Darstellung. Dann nahm er ein schwarzes kleines Brett hervor und winkte damit (Handy). Beide mutmaßten, ob dieses schwarze Brett die hiesige Version einer Kombination aus einem Zauberbuch mit einem Magierstab darstellte. Denn immerhin konnte es ihnen Wünsche erfüllen und ihnen sogar den Weg weisen. Dann knurrte Fafnirs Magen, denn es war schon lange her, seit er zuletzt feste Nahrung zu sich genommen hatte. Und nur Rotwein alleine machte schließlich nicht satt. Die vier erkannten jedoch ihre Lage und boten ihnen eine Packung American Cookies an. Mason und Fafnir waren zuerst etwas skeptisch, denn solche Plätzchen waren ihnen fremd. Doch nach einer Kostprobe empfanden sie diese als lecker und nahmen sich vor diese Leckerei nach zu backen, sobald sie zurück in Alba wären. Dann baten die Abenteurer ihre zwei neuen Freund mit ihnen zusammen zu rücken, um ein Foto zu schießen. Sie hatten zwar keine Ahnung, was das sein sollte, doch kamen dieser Bitte nach. Ein Passant nahm das Brett des Magiers und richtete es auf sie. Dann ertönte ein leises Klicken. Durch den darauf folgenden Blitz waren sie sich bewusst, dass sie damit unweigerlich ihre Seele verloren hatten. Da sich daran keiner der anderen vier Abenteurer zu stören schien, machten sie einfach gute Mine zum bösen Spiel und folgten ihnen.

Unterwegs kehrte Mason in sich und dachte an Lucky. Er machte sich bestimmt große Sorgen, denn so lange war er noch nie von seinem Herrchen getrennt. Er erwachte aus seinen Gedanken und sah sich um. Diese Welt machte einfach keinen Sinn. Dann unterbrach jäh ein lautes Donnergrollen die annähernde Stille. Irgendetwas Fliegendes hoch über ihnen in den Wolken zauberte einen weißen und sich immer weiter ausdehnenden Dunstreifen über den Himmel. Schnell suchten die zwei Haudegen Schutz unter Fafnirs Schild. Dann bemerkten sie die Blicke der umstehenden Passanten. Alle sahen auf sie. Niemanden interessierte das grollende Ungetüm hoch über der Stadt.

Nach einer gefühlten Ewigkeit gelangten sie, als die Sonne am höchsten stand, am Kongresszentrum an. Im Vordergrund des Gebäudes waren Zelte und Stände errichtet worden und Angehörige aller Rassen versammelten sich dort. Der Kleidung nach wanderten sogar die Adligen durch die Reihen des einfachen Volkes. Hier waren sie richtig. Etwas verwirrt wanderte ihr Blick dann auf eine gemischte Gruppe aus Elfen und Orks, die sich allem Anschein nach prächtig miteinander vertrugen. War diese Con etwa eine Art Heerlager und wenn ja, für welchen Zweck kamen alle hier zusammen? Scheinbar behinderten sogar schwere Rüstungen und Waffen ihre Träger kaum. Die Bewohner dieser Welt mussten über erstaunliche Kräfte verfügen. Im Getümmel hatten sie die anderen Abenteurer aus den Augen verloren. Daher nutzten sie die Chance sich ein klein wenig umzusehen. An den Ständen, an denen viele unterschiedliche Waren feilgeboten wurden, bezahlten die anderen Abenteurer und Glücksritter mit Papier. Papier!? War das geschriebene Wort in dieser Welt also doch mächtiger als angenommen? Dann fiel ihnen auf, dass nirgends Bettler zu sehen waren, sondern alle irgendwie farbenprächtige, kostbare oder teuer wirkende Kleider trugen. Hatten die hiesigen Herrscher etwa ein Staaten- und Gesellschaftssystem erschaffen, in denen es gar keine arme Bevölkerung mehr gab? Alles ergab immer weniger Sinn. Dann meinte Mason die gesuchte Elfe durch die große Eingangspforte des Kongresszentrums gehen gesehen zu haben. Er ließ Fafnir zurück und eilte ihr hinterher.

Im Inneren sah er sie, wie sie ungehindert an einer Menschenschlange vorbei ging und eine Wache passierte. Mason huschte ihr hinterher und wurde von allen Seiten als Drängler beschimpft, bis ihn die Wache mit vorgehaltener Hand zum Stoppen zwang. Da ihn der Wachgardist nicht passieren ließ und darauf beharrte, er solle sich wie alle anderen auch hinten anstellen, wirkte Mason eiligst „Beeinflussen“. Er gab ihm zu verstehen, dass er nur seiner befreundeten Elfenfreundin möchte, um ihr etwas zu überreichen, was sie zuvor vergessen hatte. Magisch beeinflusst hatte der Wachsoldat für sein Anliegen Verständnis und ließ auch ihn ohne Umschweife passieren.

Mason wandte sich elegant durch die teils dicht gedrängten Personengruppen hindurch (20). Unterwegs gelang es ihm sogar einem vorbeiziehenden Krieger eines dieser ominösen schwarzen Zauberbretter aus einer Hosentasche zu entwenden. Dann stieß er zu der Elfe auf und stellte sie zur Rede. Er gab sich zu Erkennen und stellte sich vor. Er blieb bei der Wahrheit und erzählte ihr, dass er und sein Kamerad aus Goldmoor in Ljosgard stammten und sie durch einen Zufall in den Keller eines Palastes gelangten und ihr seitdem folgten. Die Sache mit den Sachbeschädigungen und Diebstählen verheimlichte er ihr jedoch. Ihr stechender Blick verriet ihm aber, dass sie ihn längst durchschaute – was vielleicht auch an seinen vollgestopften Taschen lag. Dann lächelte sie mit einem leicht schief angewinkelten Kopf und stellte sich als Valamarin, die höchste Sternenprinzessin von Realtaíleann vor. Sie machte auf ihn einen erstaunlich freundlichen Eindruck und nicht wie eine Völkermörderin. Dann unterbreitete er ihr den Vorschlag ihr auch seinen zwergischen Freund Fafnir vorzustellen, der draußen vor dem Gebäude bereits auf sie wartete. Beide hätten mitbekommen, dass sie hier für irgendetwas Wichtiges einen geheimnisumwobenen Kristall suchte. Sie wollten ihr gerne dabei helfen, wenn sie ihnen dabei behilflich sein würde in ihre eigene Welt zurück zu gelangen. Freudestrahlend nahm sie dieses Angebot an. Unterwegs erklärte sie ihm, dass dieser Kristall Milchglas ähnelte, ungefähr zwanzig Zentimeter Durchmesser hätte und kreisrund wäre. Mason hatte noch eine Frage an sie und zwar warum die Menschen sie am Kontrollposten einfach hätten passieren lassen. War sie hier bekannt und angesehen? Sie entgegnete dem „Dummchen“, wie sie ihn scherzhaft nannte, dass es dafür doch Magie gäbe. Immerhin wäre er doch bestimmt auf dieselbe Art und Weise hier hinein gelangt. Doch im Gegensatz zu ihm bräuchte sie weder Gesten noch Worte einzusetzen. Zuletzt wäre sie hier vor ungefähr achtzig Jahren gewesen, doch seitdem hätte sich diese Welt unglaublich schnell verändert. Wozu doch diese Menschen zu allem imstande waren. Auf ihrer Welt wären seitdem lediglich drei Tage vergangen. So offenherzig hatte sich Mason diese Elfe nicht vorgestellt. Dies verwunderte ihn umso mehr. Diese Welt hatte im Übrigen mehrere Namen wie Terra, Gaia oder Erde. Und was wollte sie in diesem Gebäude, fragte Mason. Als sie durch das Weltentor in diese Welt schritt hatte sie einen Magier gesehen und war ihm gefolgt. Sie hatte die Hoffnung, dass er gebildet war und ihr etwas über den Kristall erzählen konnte. Doch leider war er in jeder Hinsicht ein unwissendes Menschenkind gewesen. Dann verließen sie das Kongresszentrum.

Derweil hatte sich Fafnir draußen etwas von dem dichten Gedränge des Heerlagers entfernt und war zu einem nahen Platz mit den im Sonnenlicht schimmernden pferdelosen Kutschen gegangen. Da ihn niemand hier beobachtete, wollte er unbedingt ihr Geheimnis der Fortbewegung lüften und auch wo welche Thaumagramme angebracht waren. Er packte eine Kutsche und versuchte sie mit all seiner Kraft anzuheben, um darunter zu schauen. Doch vergebens. Sie waren einfach viel schwerer als sie zunächst aussahen. Dann legte sich der schwer gerüstete Zwerg auf den Boden und blickte unter die Kutsche. Doch genauer konnte er sie nicht mehr in Augenschein nehmen, da Mason mit Valamarin auftauchte. Sie machten sich einander bekannt und wiederholten ihr Versprechen sie bei ihrer Suche zu unterstützen. Gerade als sie von dort fort gehen wollten, um das weitere Vorgehen an einem ruhigeren Ort zu besprechen, kam ein Waldläufer auf sie zu. Er erklärte ihnen, dass sie im Vordergrund bei den Ständen ein großes Gruppenfoto machen wollten und sie sie unbedingt dabei haben möchten. Ihre Verkleidungen wären nämlich erstaunlich. Valamarin stimmte für sich und ihre zwei neuen Helfer zu, ohne sie vorher gefragt zu haben. Es gab ein großes Gruppenfoto mit beinahe einhundert Kriegern und Magierin und im Vordergrund waren die drei Gefährten zu sehen. Mason und Fafnir juckte dieser Blitz diesmal ganz und gar nicht. Immerhin hatten sie ja bereits ihre Seelen verloren.

Eine Straße weiter herrschte bedeutend weniger Trubel, sodass sie ungestört eine Unterhaltung führen konnten. Um ihre Suche nach dem runden Kristall zu beschleunigen, wollten sie getrennte Wege gehen. Damit Valamarin ihre Bewegungen orten und sich mit ihnen verständigen konnte, streifte sie zwei Ringe an ihrer linken Hand ab und überreichte jedem einen. Dann trennten sie sich vorerst.

Mason und Fafnir gingen durch die Straßen der Stadt. Mason hatte sich unterwegs so seine Gedanken über den Namen Kassel gemacht. Vielleicht war dies eine Festungsstadt, denn dem Namen nach könnte Kassel von dem Wort Castle abstammen, welches auf albisch Burg bedeutete. Die Stadt könnte so weiträumig und großflächig sein, dass sie nur noch nicht die Festungsmauern ausmachen konnten. Für Fafnir klang dies logisch. Doch dann würde ihr Gespräch ernst, als sie ihre Lage überdachten. Was wäre, wenn sie in den Besitz des Kristalls kämen? Wenn sie ihn der Elfe übergaben, dann könnten sie letzten Endes sogar noch Schuld sein, wenn die Menschheit ausgelöscht würde.

Mason wechselte das Thema. Er kramte in einer seiner Taschen herum und zeigte Fafnir sein „gefundenes“ Zauberbrett. Es gab nur einen Knopf, den er umgebend betätigte. Das Brett fing an zu leuchten und offenbarte ihnen eine weiße Schrift im Vordergrund eines bunten Etwas. Gespannt entzifferten sie die valianischen Schriftzeichen. Anscheinend fragte sie das Brett nach einem Passwort. Handelte es sich dabei etwa um einen persönlichen oder sogar um einen geprägten magischen Gegenstand, den nur der wahre Träger verwenden konnte? Doch dafür hatten sie jetzt und hier keine Zeit, denn für eine umfangreiche Analyse benötigten sie bestimmt eine thaumaturgische Werkstatt. So landete das schwarze Zauberbrett wieder in Masons Tasche.

Nach einer gefühlten Stunde der erfolglosen Suche machten sie Halt vor einem altertümlichen Gebäude, welches sie aufgrund der dorischen Säulen, die die steinerne Überdachung des Eingangsbereich mit seinen Treppen trug, an die Architektur Valians oder der Küstenstaaten erinnerte. Dort waren Schilder aufgestellt auf denen bemerkenswerte Schätze abgebildet waren. Laut einem Schriftzug war dies „das Museum für deutsche Zeitgeschichte“. Diese Schätze erregten ihre Aufmerksamkeit und lockten sie umgehend ins Innere.

 

Weiter in Akt 17:

In der Fremde:

 

Teilnehmende Abenteurer:

Mason Uluja (Ljosgard, Mensch, Küstenstaaten, Hexer/Spitzbube, Gaukler),

Fafnir Goldzahn jetzt Drachengold (Ljosgard, Zwerg, Zwergenreich Durheim, Söldner/Thaumaturg, Kaufmann)

 

(Notiz an mich: noch in Fliestext schreiben)

 

beide gingen ins Museum, Frau an Art Tresen verlangt von jedem 8,00 Euro Eintritt, haben kein Geld und gehen wieder raus, um Geld dieser Welt zu erbeuten planen sie einen Unfall, Fafnir stürzt "versehentlich" die steinernen Treppenstufen am Eingang hinab, sein schauspielerisches Können verlässt ihn und er schlägt mit dem Kopf auf, Menschentraube um den auf dem Boden liegenden Fafnir, "typisch betrunkene (20) - Passant riecht den Alkoholgeruch von Fafnir, Mason nutzt Gelegenheit und klaut einen Geldbeutel, Fafnir rappelt sich auf und Menschen gehen wieder ihres Weges, auf der anderen Straßenseite ermahnt ein Paar ihren Sohn nicht so zu werden wie diese Fantasyfanatiker die sich in eine Parallelwelt flüchten, schauen sich den Geldbeutel an - über hundert in der komischen Papierwährung und Münzgeld - auch eine kolorierte Münze ist dabei (20), komische biegsame Karten darin mit dem Bild des Bestohlenen

gehen zurück ins Müseum, Mason bezahlt mit dem messingfarbenen kleineren Münzen - nimmt Frau am Tresen nicht an, werden schließlich herein gelassen nachdem sie mit den zweifarbigen Münzen bezahlen, verzweifeln fast am Drehkreuz - Frau erklärt es ihnen, innen großer mit Säulen gestützter Saal, viele Vitrinen und Gemälde vor denen rote samtene Schnüre gespannt sind, leise Orchestermusik dringt von irgendwo von der Decke herab - über ihnen in einem anderen Stockwerk müssen viele Musikanten spielen, entdecken viele Schätze - "hier muss man bezahlen um die Reichtümer vonb irgend so einem reichen Typen zu sehen?" - Fafnir wittert eine Geschäftsidee für sich wenn sie wieder zurück sind, durch einen Durchgang in eines der unzähligen Nebenzimmer, rot gehaltener Raum mit ebenfalls roten Vorhängen an den Wänden, vor einer Vitrine drückt ein Besucher auf einen Knopf - eine Stimme ertönt und erzählt etwas zu den Ausstellungsstücken, denken dort wäre eine Seele eingesperrt

finden Augenblicke später einige ausgestellte kleine Gemälde - so fein gemalt dass man die Pinselstriche weder sehen nocvh erahnen kann, ein Bild zeigt die Hand einer großen bronzenen Statue in der sich eine Kugel befindet, sind neugierig und drücken auf den Knopf, eine Stimme erklärt ihnen etwas dazu:

angeblich fand ein Diener von Landgraf Karl in den neunziger Jahren des 17. Jh. eine große Edelsteinkugel, die laut einigen Forschern einer früheren Kultur zugeordnet werden konnte. Leider gibt es keine Gemälde sondern lediglich schriftliche Überlieferungen dieses Fundstücks. Es wird gemunkelt, dass Germanen oder Normannen diese Kugel auf einer ihrer Beutereisen in Besitz brachten und sie durch sie nach Nordhessen gelangten. Die Erwähnungen dieser Kugel endeten 1701, etwa gleichzeitig mit dem Bau des Herkulesdenkmals und der vorgelagerten Kaskaden auf dem Bergpark Wilhelmshöhe, die nach Entwürfen des Italieners Giovanni Francesco Guerniero errichtet wurden

denken die Kegel in der Hand hinter dem Rücken der Statue hätte die exakte Größe ihrer gesuchten Kristallkugel, vielleicht hatte der Landgraf sie dort vor den Augen neugieriger Blicke versteckt und sie nur mit Kupfer überzogen

BILD HAND

betreten einen anderen Seitenraum, eine Vitrine wird von zwei Wachen flankiert, in der Vitrine ist die Reichskrone, wem gehört das Haus und die Schätze - Stadt Kassel und dem Bundesstaat, Stadt wird durch einen Stadtrat geführt und den Vorsitz hat der Oberbürgermeister - sitzen im Rathaus, wo geht es zum Herkules-Denkmal, bekommen den Weg erläutert - im Bergpark Wilhelmshöhe hinter dem Residenzschloss, spielen mit dem Gedanken die Krone zu stehlen aber lassen es

BILD KRONE

verlassen das Museum und folgen der Hauptstraße, sehen in weiter Ferne das Denkmal auf einem Berg über der Stadt thronen und die unzähligen Stufen, zu weit für sie, fragen Mann wie sie schneller dorthin kämnen - Bus, warten an der Bushaltestelle, bittet sie aber sich künftig wie normale Menschen zu benehmen, kurz danach erscheint ein metallenes Monster in dem Menschen sitzen, haben mittlerweile Erfahrung im hiesigen Geldverkehr und besteigen den Bus

steigen zitternd an der Haltestelle oben am Bergpark aus, andere Menschen und selbst Kinder scheinen keine Angst gehabt zu haben

Denkmal ist nur noch rund 200m von ihnen entfernt, folgen dem breit ausgebauten gepflasterten Pfad dorthin, ist großer als sie zunächst angenommen hatten, besteigen die Stufen zur Aussichtsplattform

BILD DENKMAL

entdecken die scheinbare Kugel in der Hand der Statue hinter ihrem Rücken - ist hoch über ihnen an der Spitze des Denkmals, scheint auch aus patiniertem Kupfer zu bestehen - die Kugel verschwand zeitgleich mit dem Bau des Denkmals - sie muss sich wohl unter dem Kupferblech befinden, Mason nimmt Wurfhaken mit Seil und versucht es zur Statue hinauf zu werfen damit sie so hinauf klettern können - verfehlt und landet auf der anderen Seite der Plattform, mehrere Besucher bemerkten dies (2x20), hochgewachsener und muskelbepackter Glatzkopf kommt auf sie zu, Mason entfernt sich während Fafnir den Wurfhaken einholt, der Mann packt Fafnir an seinem Kragen und hebt ihn mit Leichtigkeit trotz seiner massiven Statur und seines Körpergewichts hoch, Fafnir versucht ihn in die Weichteile zu treten, er wirft ihn zu Boden und tritt den Zwerg, Fafnir landet Treffer - dicke Lippe riskiert, er zückt ein Messer und Fafnir sein Alfar-Langschwert "Das nennst du Messer? Das ist ein Messer!", er lässt das Messer fallen und alle Besucher fliehen, Fafnir wirft den Wurfhaken hoch und Mason klettert zur Statue hinauf - ist über acht Meter groß, er zückt eines der Alfar-Messer und schneidet problemlos damit die Kupferhülle auf - findet darunter tatsächlich die gesuchte Kristallkugel und klettert runter zu seinem Kameraden

BILD HERKULES

wollen ihren Triumph in irgendeinem Wirtshaus feiern, an den Stufen kommt ihnen Valamarin entgegen, fordert die gefundene Kristallkugel, wollen sie ihr nicht aushändigen, Valamarin geht unbeeindruckt an ihnen vorbei, erinnert sie daran wie ihr Handel aussah: sie suchen für sie die Kugel und sie schickt sie zurück in ihre Heimatwelt, sie hasst globige Waffen wie Äxte und Hämmer - eine beeindruckte sie jedoch - kürzlich entriss sie einem aufbrausenden Abenteurer eine magische Waffe aus seinen kalten toten Händen - die Axt der Übertreibung wie sie von dessen Kameraden genannt wurde, die Axt erscheint neben ihr und schwebt - agiert scheinbar ohne jemanden der sie führt, beide werden bleich, Valamarin zückt ihre Trumpfkarte, sie greift nach zwei Silberfäden in der Luft - wäre doch schade wenn diese Fäden reißen dann könnten eure materiell manifestierten Seelen nicht mehr in eure Körper zurück, sie weiß bereits mehr über sie als sie ahnen, sie erzählten ihr schließlich dass sie im Keller eines Schlosses erschienen und ihr über ein Weltentor hierher gefolgt waren, darüberhinaus trugen sie Waffen und Ausrüstungsgegenstände aus ihrer Waffenkammer am Leib, beide sind als Diebe enttarnt, Fafnir greift die Kegel aus Masons Händen und versucht sie schnell zum Geländer zu rollen - in der Hoffnung sie fällt von der Aussichtsplattform und zerbricht am Boden, Valamarin wirkt "Heranholen" und hat die Kugel, sie wirkt glücklich und lässt die Silberfäden los, Masons und Fafnirs Teil der Abmachung wurde damit eingelöst - und sie steht zu ihrem Wort, der einfachste Weg sie zurück in ihre Körper zu schicken wäre ihre Projektionen zu töten, Valamarin breitet ihre Arme aus und die 8m große Bronzestatue wird lebendig - sie löst sich von ihrem Sockel und springt auf die zwei Diebe, noch ehe sie zerquetscht wurden rief Fafnir "Viel Spaß mit eurem Speisezimmer und Gemach!"

eine Polizeistreife nähert sich dem Denkmal, wurden von der Leitzentrale alarmiert dass hier ein mit einem Schwert bewaffneter Kleinwüchsiger unschuldige Passanten bedroht, machen Vollbremsuch als sie sehen wie der anscheinend lebendig gewordene Herkules von der Spitze des Denkmals auf die Aussichtsplattform springt, Teile des Gebäudes stürzen ein und krachen seitlich des Berghanges ´polternd in die Tiefe

Myrkgard: beide erwachen frühs am ausgebrannten Lagerfeuer auf dem gerodeten Feld, nehmen letzte geräucherte Maulwurfsrattenfleischstücke, denken dass sie nun alle von Remilia geforderten Informationen haben, gehen zurück zu ihrem Ruderboot

rudern Richtung Insel Herena, ein großes hölzernes Kriegsschiff kreuzt ihren Weg - ist viel zu schnell trotz eingeholter Segel - können nicht mehr ausweichen, Seemänner lassen Strickleiter herab, beide klettern hoch - Masopn bemerkt dass die Außenseite gar nicht aus Holz ist - wurde nur in Holzoptik angemalt, werden von Flottenadmiral Strewitz begrüßt, sie geben sich als Syphael Frühlingswind und Fafnir Tolkien Drachengold aus, Strewitz Mannschaft könnte sie zur Insel bringen - hatten eh einen Landgang vor, kennen sie die Insel - waren nur einmal als Händler dort, Strewitz will sie daher dabei haben - hofft von ihnen dass sie ihm die dortigen Kommandanten vorstellen könnten, erspähen den großen mit einem weißen Segeltuch verdeckten Deckaufbau

 

Myrkgard: König Berian schob den schweren Vorhang zur Seite und ging zielgerichtet auf den Balkon seines Bergfrieds. Mit seinen beiden Händen stemmte er sich auf die Brüstung und ließ seinen Blick über die Landschaft schweifen. Weit unten am Meeresufer sichtete er seine nun abtrünnige Hafenstadt Herena-Stadt. Schwere schwarze Rauchwolken hüllten diese ein und das laute Donnergrollen seiner Schiffskanonen, die er oben am Berghang positioniert hatte, hallten über die Insel. Lange könnten sich die Besatzer dem Dauerbeschuss wohl nicht mehr widersetzen und mürbe werden. Es war nur noch eine Frage von wenigen Tagen, bis ihr Wille gebrochen war oder ihnen die Vorräte ausgingen. In Südwind hatte er alles mobilisiert, was in seiner Kraft stand, seine Söldner waren von ihrem Auftrag mit angeheuerten Verstärkungseinheiten zurück gekehrt und auch seine Verbündeten standen ihm zur Seite. Er freute sich bereits darauf an den aufständigen Rebellen ein Exempel zu statuieren. Er schritt zurück in seine Gemächer und öffnete die Türe zu seiner Lieblingsgefangenen. In einem großen gläsernen Behälter, der mit Meerwasser gefüllt war, schwamm eine bildbübsche Meerjungfrau mit langem, goldenen Haar. Doch es war nicht irgendeine Meerjungfrau, sondern Arianna, die erstgeborene Prinzessin und Licht des Meeres. Ihre Gefangenschaft war der Grund, weshalb die mit ihm verbündeten Fisch- und Echsenmenschen weite Teile des Meeres kontrollieren konnten, ohne dass ihnen das Meervolk in die Quere kam. Solange er sie in Gewahrsam hatte, konnte er sich der Hilfe der anderen Völker gewiss sein.

 

Akt 18:

Feuer:

 

Teilnehmende Abenteurer:

Lyra, die rote Priesterin (Ljosgard, Alba, Priesterin, Rechtsgelehrte)

 

Anmerkung: Akt 13 sowie 14, 15, 16 und 17 spielen parallel, sodass es sehr viele Überschneidungen gibt.

 

Ljosgard: Als Lyra aus ihrem Zuhause entführt wurde, meinte sie in der Dunkelheit der Nacht in der Nähe des Eingangs noch eine andere Person zu sehen (Amadia). Leider war es viel zu dunkel, sodass sie sie nicht erkennen konnte. Der chryseische Feuerdämon schleifte die Feuerpriesterin Lyra an ihren Haaren unsanft hinter sich her. Er würde sie zwar nur ungern verletzen wollen, doch musste er sie auf jeden Fall am Zaubern hindern. Er marschierte zielstrebig über die offene Fläche in Richtung des angrenzenden Forsts. Zu seinem Glück bemerkten ihn die Wachen an den unzähligen Feuern des nicht all zu weit entfernten Heerlagers nicht, da sie mit diversen Vorbereitungen beschäftigt waren.

Im Wald an einer kleinen Lichtung angelangt hatte Lyra all die Gedanken abgeschüttelt, die sie plagten, seit ihr Gott ihr die Visionen sandte. Mit einem nun kühlen Kopf konnte sie genügend Konzentration sammeln, um einen Fluchtversuch zu unternehmen. Sie packte sich mit ihren Händen an ihre bis zum Bersten gespannten Haare und wirkte „Feuerfinger“ (1). Ihre Haare entflammten. Ein widerlicher Gestank lag in der Luft, doch sie war frei. Schnell sprang sie auf und hechtete einige Schritte von ihrem Peiniger fort. Doch sie lief nicht fort, sondern wandte sich zu ihm um. Sie musste nämlich wissen, warum er sie zu entführen versuchte. Der Feuerdämon blieb gelassen, denn in seinen Augen war er immer noch Herr der Lage und ihr in nahezu jeder Fähigkeit überlegen. Er erläuterte ihr die Hintergründe. Daimon, der Herr der chryseischen Hölle persönlich, hatte die Elitedämonen der Goldenen Schar entsandt, um die Übeltäter Shaw und Lyra zu fassen und sie in die Unterwelt zu bringen. Dort erwartete sie ein faires Gerichtsverfahren, was über ihre Strafen entscheidet, welche ihnen zustünden, da sie der alleinigen Schuld an der Zerstörung der Büchse des Schicksals beschuldigt wurden. Ihnen würde eine gerechte Strafe zuteil werden, da durch ihre Tat nun große Teile der Hölle durch manifestierte Flüche überflutet wurden. In dem Versuch wieder Ordnung in das Chaos zu bringen kam es unweigerlich zu großen Zerstörungen und zahlreichen verlustreichen Kämpfen unter seinen Brüdern, den Feuerdämonen. Lyra wirkte verwirrt, denn von einer Büchse des Schicksals wusste sie nichts. Sie mutmaßte, dass womöglich Shaw oder Semiramis etwas mit deren Zerstörung zu tun hatte, als sie bereits durch das Tor der Wiedergeburt geschritten war. Bei der Erwähnung von Semiramis Namen erklärte ihr der Dämon, sie würde eine Immunität genießen und könnte daher nicht belangt werden.

Dann erklang eine Stimme in Lyras Kopf. Es war die einer hämisch lachenden Frau. Sie spottete über Lyra, dass sie von einer selbsternannten Feuerpriesterin mehr erwartet hätte. Jetzt kam Lyras Erinnerung allmählich zurück. Als sie vorhin in dem religiösen Schreibwahn verfallen war, war ihr eine goldene Schriftrolle mit dem Namen Azula erschienen, die sie unbewusst aktiviert hatte. Azulas Lachen ebbte ab. Mit ernster Stimme, gleich einem Befehl, drängte sie Lyra dazu den Dämon zu einem Agnikai heraus zu fordern.

Die Feuerpriesterin war es ohnehin Leid mit Argumenten gegen ihren Gegenüber vorzugehen, da er ihr eh nicht gehorchte. So nahm sie den Vorschlag der Stimme in ihrem Kopf an und machte sich bereit für einen Kampf. In diesem Augenblick nahm sie zwei Wesenheiten wahr (20), die still hinter ihr landeten und ihr den Fluchtweg abschnitten. Es waren Harpyien. Sie wandte sich blitzartig um, beschwor eine Feuerlanze und warf sie auf eine der Harpyien. Ihr Ziel wich jedoch gekonnt aus (20) und die Lanze explodierte weiter hinten und entflammte ein dichtes Gestrüpp. Da der Überraschungsmoment nicht mehr auf ihrer Seite war, ergab sie sich ihrem Schicksal und ließ sich ohne Gegenwehr von dem Dämon packen. Als die zwei Harpyien ihre ledrigen Flügel ausbreiteten und sich in den dunklen Nachthimmel erhoben, amüsierte sich Azula auf Kosten Lyras über dieses Schauspiel.

Der Dämon trug sie unter dem Arm gepackt tiefer in den Wald hinein. Als die Morgendämmerung hereinbrach verweilten sie an einem alten Lagerplatz. Lyra hatte scheinbar alle Hoffnung aufgegeben und dachte gar nicht mehr an eine Flucht. Vielmehr bereitete sie sich schon geistig auf die bevorstehende Gerichtsverhandlung vor und sammelte Argumente, die sie vorbringen konnte. Als die Sonne unterging, packte sie der Dämon erneut und stampfte weiter.

Unterwegs erinnerte sich Lyra an eine der ihr von ihrem Gott geschenkten Visionen. Sie war eine Beschwörung von Semiramis gewesen und daher hatte sie noch immer Kontrolle über sie. Sie konzentrierte sich erneut und spürte dann die geistige Verbindung zu ihrer Beschwörerin. In Gedanken rief sie Semiramis um Hilfe an und diese antwortete ihr prompt. Leider war es ihr aber nicht möglich ihr persönlich zu Hilfe zu kommen, um sie zu befreien, da sie selbst zurzeit mit ihren Gefährten in Gefangenschaft saß. Allerdings würde sie ihr ihre Vertraute Entoma zukommen lassen. Sie wüsste aber nicht wiew lange dies dauern würde und sollte daher versuchen Zeit zu schinden.

Unterwegs richtete der Dämon das Wort an sein menschliches Gepäck. Er gab Lyra und Shaw sogar die Schuld am Tode seiner Freundin. Diese dritte Harpyie starb vor gar nicht all zu langer Zeit im Kampf mit einem Knochendrachen. Es würde ihm nicht einmal wundern, wenn sie nicht auch dahinter steckte. Selbst wenn sie den Knochendrachen nicht selbst beschworen hätten, so wären sie nicht hier gewesen, wenn sie die Büchse nicht zerstört hätten. Die Harpyie war seine engste Freundin in den vergangenen hundert Jahren gewesen und starb solch einen sinnlosen Tod. Lyra empfand schon etwas Mitleid mit ihrem Entführer.

Dann hörte sie Azulas Stimme erneut. „Was soll dieses sentimentale Getue? Ich an deiner Stelle würde seine geistige Verletzlichkeit jetzt ausnutzen, um ihn mit einer Lüge zu überlisten.“ Der Vorschlag gefiel Lyra. Da sie ohnehin noch ein Hühnchen mit der Nekromantin in der verlassenen Kirche im Wald zu rupfen hatte, erklärte sie dem Feuerdämon, dass sie wüsste, wo sich der wahre Beschwörer des Knochendrachens befand, der seine Freundin umbrachte. Der Dämon wurde hellhörig und forderte sie auf ihr den Weg zu weisen. Seinen eigentlichen Auftrag schien der Dämon in seiner Prioritätenliste nach unten verschoben zu haben, also kam Lyra seiner Aufforderung nur all zu gerne nach. Azula verpasste Lyra einen geistigen Seitenhieb, da sie im Versuch den Dämon anzulügen, ihm stattdessen unbewusst die Wahrheit erzählt hatte. Von ihrem Gott hatte sie nämlich bereits erfahren, dass die Bewohner der alten Kirchenruine hinter dem Knochendrachen steckten.

Der Dämon beschleunigte seinen Gang zur Kirche hin bis zum Rennen. Etwaige Hindernisse wie Sträucher oder umgefallene Bäume ignorierte er getrost. Zu groß war sein Zorn. Als sie schon ganz in der Nähe waren erspähte Lyra zwei Schemen, die sich von ihnen entfernten, erkannte sie aber nicht (Mason und Fafnir). Die zwei Unbekannten schenkten ihr jedoch keine Beachtung, Vielleicht nahmen sie auch nur an, dass ihre Geräusche von einem aufgeschreckten Tier stammten.

Der Dämon preschte durch das dichte Gestrüpp, welches die Lichtung umgab und stoppte abrupt. Rechts und links von ihm schnellten seine beiden Harpyien in vollkommener Stille herunter und klappten ihre schwarzen Schwingen ein. Mit wutverzerrtem Gesicht schaute sich der Feuerdämon das vor ihm liegende alte Gemäuer einer einstigen heiligen Stätte an. Tief im Inneren spürte er bereits die von dort ausgehende finstere Aura. Seine Gefangene hatte die Wahrheit gesagt. Mit einer flotten Bewegung drückte er die Feuerpriesterin den beiden Harpyien entgegen. Dann schnaubte er einmal tief und rannte wie ein Berserker auf die Ruine zu. Der ganze Boden bebte unter seinen schweren Schritten. Seine Anwesenheit blieb aber nicht unbemerkt, denn vor ihm schälten sich Dutzende Skelettkrieger aus dem Boden, bereit, dem Eindringling ein jähes Ende zu bereiten. Doch sie waren chancenlos. Der Dämon mähte einfach durch sie hindurch, hielt geradewegs auf die steinerne Mauer zu und durchrannte sie. Gesteinsbrocken stürzten hinab, gefolgt von Kampfgeräuschen, welche nach außen drangen. Die bunt verzierten Fenster barsten und ein wilder Feuerschwall durchpflügte das Gemäuer.

Währenddessen hatten die Harpyien jede einen Arm von Lyra gepackt. Trotz ihrer beiden Feinde war dies der beste Zeitpunkt für einen Fluchtversuch. In Gedanken wirkte sie einen Zauber, woraufhin zu Lyras Rechten eine Feuerwand erschien. Die dort positionierte Harpyie ließ umgehend von ihrem Opfer ab und erhob sich in den Nachthimmel. Die andere Harpyie krallte sich nun fester an den Arm der Feuerpriesterin, um die Oberhand zu gewinnen. Mit ihrer anderen Klaue holte sie weit aus und versuchte ihrem gepackten Opfer mehrere Treffer zuzufügen.

Derweil brach das in tosenden Flammen gehüllte Dach der Kirche hinab. Eine schwere schwarze Wolke aus Qualm und Rus verdunkelte den ohnehin schon finsteren Ort und erschwerte das Atmen. Kurz darauf hielten die Gemäuer nicht mehr dem steigenden Innendruck des Kirchenschiffs stand und brachen nach außen hin. Auf einmal wurden brennende Schutttrümmer aus dem Inneren des Infernos fort geschleudert und der Feuerdämon stieg daraus empor. Mit einer Hand hatte er die Nekromantin Minda gepackt und in der anderen hielt er ein von Flammenzungen umwirbeltes Schwert. Er ließ in einem weiten Schweif seine Klinge sinken und trennte der Frau den linken Arm ab. Sie schrie furchterregend, als ihre Kleidung daraufhin lichterloh entflammte und ihre Haut versengte. Dann holte er mit dem Körper weit aus. Ein ätzendes Knacken war zu hören, als ihr Ellbogengelenk brach, und warf sie in die Tiefen des Waldes. Die letzten Mauerreste brachen in die rot glühende Flut. Gleich darauf erhob sich eine weitere Gestalt aus dem Feuermeer, die sogar den Feuerdämon überragte. Es war ein Leichengolem. Obwohl auch dieser bereits durch das Feuer gezeichnet war, stürzte er sich Hals über Kopf auf den Dämon, der seiner Herrin diese Niederlage beibrachte. Sie lieferten sich ein monströses Duell. Als es gerade so schien, als ob sie ebenbürtig wären, schnellten mutierte Tentakeln auf den Feuerdämon zu. Sie umschlungen ihn und zwangen ihn auf die Knie. Es war Samaria, Mindas Heldengeist. Der Leichengolem griff sich mit all seiner Kraft die umgefallene, brennende, aber noch weitgehend intakte Kirchturmspitze und prügelte damit auf seinen Kontrahenten ein.

Lyra hatte kaum Gelegenheit den titanischen Kampf zu beobachten, der ganz in ihrer Nähe stattfand, da sie anderweitig beschäftigt war. Und sie wurde auch allmählich erschöpft aufgrund der anhaltenden Krallenangriffe der Harpyie, die sie noch immer mit einer ihrer Klauen festhielt und hatte kaum noch Möglichkeiten sich gegen diese zur Wehr zu setzen. In diesem Moment richtete Azula wieder das Wort an sie. Sie könne es sich nicht leisten ihre unnütze Meisterin zu verlieren, denn mit ihrem Tod würde auch sie dasselbe Schicksal widerfahren. Sie konnte sich zwar erst in zwei Tagen manifestieren, könnte ihr aber schon jetzt einen Teil ihrer Kraft zukommen lassen. Obwohl Lyra wusste, dass sie anschließend wieder böse Kommentare von diesem Geist zu erwarten hatte, nahm sie das temporäre Geschenk ihrer Kraft bereitwillig an. Mit neuer Kraft beschwor sie eine Feuerlanze im Handgemenge und pulverisierte ihrem Gegenüber den Bauch. Leblose Fleischreste bröckelten auf den Boden vor ihr hernieder. Nun war sie dem Zorn der letzten Harpyie ausgeliefert. Aus dem Dunkel der Nacht schnellte sie im Sturzflug auf Lyra herab, bohrte ihre spitzen Krallen ihrer vogelähnlichen Füße in ihre Schultern und hob mit ihr ab. Auf ungefähr fünf Metern Höhe wurde der Feuerpriesterin bewusst, was ihre Gegnerin vorhatte. Sie wollte sie allem Anschein nach aus großer Höhe fallen und umkommen lassen. Verzweifelt versuchte sich Lyra an den Spitzen der umgebenen Äste der Bäume festzuhalten, doch entweder brachen sie oder glitten durch ihre Finger. Eine andere Idee musste her. Schnell! Sie ergriff mit beiden Händen die Klauen, die ihre Schultern gepackt hatten und wirkte „Feuerfinger“. Sie verbrannte damit die Beine ihrer Angreiferin, die daraufhin verzweifelt versuchte Lyra loszulassen. Doch Lyra blieb hartnäckig und hielt sich weiterhin fest an die Vogelbeine geklammert. Schmerzgeplagt sauste die Harpyie in das dunkle Grün der Baumwipfel und versuchte ihr Gepäck durch das Durchziehen an Ästen abzuschütteln. Lyra kam dies gerade recht. Über einer Astgabel ließ sie los und landete mit sicheren Füßen auf ihr (20). Dann richtete sie ihr Augenmerk wieder auf die Harpyie, die in weitem Bogen über ihr ihre Runde drehte und donnerte ihr eine Salve Feuerlanzen hinterher. Wie ein brennender Komet stürzte diese daraufhin mit einem Kreischen ab. Ein dumpfer Aufprall irgendwo zeugte von ihrem Ende.

Als sich die Feuerpriesterin danach umwand, um sich auf dem Baum zurecht zu finden, da blickte sie auf einmal neben in das Gesicht eines Mädchens. Bei genauerer Betrachtung hatte dieses Wesen lediglich eine Maske, die ein Mädchengesicht zeigte, aufgesetzt. Mit mehreren Klickgeräuschen zuckte ihr Kopf auf eine merkwürdige Art und Weise hin und her. Ihre Haarsträhnen, wenn es überhaupt welche waren, waren fingerdick und erinnerten mit ihren kleinen gelenkartigen Mustern eher an den Leib großer insektenartiger Krabbeltiere, wie Tausendfüßler. Mit leisen, blechern hallenden Worten gab sich das Wesen als Entoma Vasilissa Zeta aus, eine Getreue ihrer Herrin Semiramis. Sie entschuldigte sich dafür ihr nicht eher geholfen zu haben, denn die Unterstützung und Befreiung ihrer Herrin wäre weitaus wichtiger gewesen. Sie packte Lyras Handgelenk und half ihr vom Baum herunter. Sie führte sie auf sicheren Wegen durch den Wald hindurch, während von weiter hinten noch immer der Kampflärm tobte. Nach einiger Zeit und bei Morgengrauen erreichten sie dann den Waldrand. Vor ihnen lag das Örtchen Goldmoor mit einem davor errichteten Heerlager. Hier verabschiedete sich Entoma ohne viel Trara von ihr und rannte davon.

Erschöpft trabte sie langsamen Schrittes auf die Zeltstadt zu. Einer der leitenden Generäle kam ihr entgegen und musterte sie. Bevor er auf ihre Verletzungen kam, bat er die Priesterin darum das Heer bei ihrer Mission in wenigen Stunden zu begleiten. Etwas kirchliche Unterstützung würde der Moral und Motivation der Truppe zugute kommen. Lyra sträubte sich zu Beginn, doch ließ sich letzten Endes von dem General überzeugen. Dies freute ihn und befahl einigen arbeitenden Frauen, die Feldkost an mehreren Kesseln zubereiteten, die Priesterin umgehend zum Zelt mit den Heilern zu bringen. Dort sollte man sich ihrer Verletzungen annehmen.

 

Myrkgard: Angmar übermannte der Zorn über den Massenmord auf seiner Heimatinsel. Niemand dort hatte überlebt. Es musste die Marine von Prussia gewesen sein, wer würde denn auch sonst zu einer solchen Gräueltat imstande sein? Doch alleine könnte er es unmöglich mit den Schiffen Prussias aufnehmen. Er brauchte mehr Schiffe und zusätzliche Besatzungsmitgliueder. Und er wusste auch schon genau, wo er aufgebrachte Bürger, die sich seiner Sache gegen Unmenschlichkeit anschließen würden, finden konnte. Auf Herena! Zum Glück hatten die Segel starken Rückenwind. Doch dies reichte ihm nicht. Er beschwor all seine magischen Künste und ließ sowohl den Wind heftiger blasen, als auch den Wellengang sein Schiff antreiben. Mit etwas über 40 Knoten pflügte sein Schiff auf die Insel in der Bucht der Bäume zu. Dann erspähte er die Insel und auch die schwarzen Wolken über deren einer Hafenstadt, die auf heftige Kämpfe hindeuteten. Etwas abseits seiner Position angerte eine prussische Armada. Atalanta stand neben ihm. Ihr tiefgrünes Kleid flatterte im magisch aufgepeitschten Wind. Sie legte ihre langen Ohren an und wandte sich ihm zu. Sie ermahnte ihn nichts Dummes zu tun und einen klaren Kopf zu bewahren. Er wusste, dass sie Recht hatte, denn einen richtigen Beweis für die Schuld Prussias hatte er gar nicht. Er hörte auf ihre Worte und richtete sein Hauptaugenmerk erst einmal auf die Truppen König Berians, deren Waffen gegen seine eigene Bevölkerung gerichtet waren. Sie würde er sich zuerst annehmen und danach die Sache mit dem prussischen Admiral klären. Er drehte sich zu seiner neuen aber noch unerfahrenen Crew, die er aus den erbosten Bewohnern Herenas rekrutiert hatte. „Wie wärs? Wollen wir nun der Schlange, der elenden Marionette des Imperiums, den Kopf abschlagen und eurer Heimat die Freiheit schenken?“ Lautes Gegröle und Jubelrufe hallten über das Deck, als die Besatzung ihre Waffen in die Höhe hoben.

 

Myrkgard: Kirito half Anna-Marie aus dem Schacht, der zur Kanalisation führte, hinaus auf die Straße. Ihre Augen waren von Ekel erfüllt, als sie an sich hinab sah. Dringend brauchte sie frische Kleider. Schleunigst eilte Kirito zu einer gespannten Wäscheleine, die er hinter einer morschen Holzwand zwischen zwei Häusern erspähte und schnappte sich ein langes Kleid. Als sich Anna-Marie umgezogen hatte fühlte sie sich grad viel wohler. Auch wenn sie sich wie ein Dieb vorkam, einfach die Kleidung einer Fremden gestohlen und übergezogen zu haben. Doch niemand hatte sie gesehen. Die Straßen waren wie leergefegt. Wo waren sie jetzt wieder gelandet? Plötzlich ertönten Kampfgeräusche von weiter her. Da sie unbedingt herausfinden mussten, wo sie waren und was hier geschehen war, eilten sie den Geräuschen entgegen.

Sie entdeckten vor sich eine improvisierte Barrikade hinter der einige Dutzend Zivilisten Schutz suchten. Sie waren mit Nahkampfwaffen und Gewehren ausgerüstet und richteten ihre Läufe auf das Stadttor. Das Tor splitterte durch eine Explosion und Holzreste schnellten wie Schrapnelle auf die Verteidiger zu. Dann ging alles ganz schnell. Eine Schar aus gerüsteten und schwer bewaffneten Angreifern, Menschen, sowie Echsenwesen kämpfte sich zu den Belagerten vor, die wiederum Salve um Salbe auf die Angreifer abschossen. Die Luft war erfüllt von Schreien, Hilferufen und Ruswolken, die in den Augen brannten. „Sie sind durchgebrochen!“, ertönte die Stimme eines Kommandanten. Anna-Marie blickte ihren Begleiter an. Wenn sie herausfinden wollten, was hier vor sich ging, dann müssten sie das Vertrauen der Einheimischen Bevölkerung gewinnen. Kirito zog seine beiden Schwerter und flitzte vor. Im Lauf stieß er sich vom Boden ab, sprang über die Barrikade der Verteidiger hinweg und verwickelte die Feinde in einen todbringenden Klingensturm. Weiter hinten erinnerte sich Anna-Marie an die Formeln, die ihr Elaina, Evelyn, Enu, Na´a´ne und Vallendar in der prähistorischen Mittelwelt beigebracht hatten. Sie klammerte sich an den Asasazu-Stab und beschwor die Hilfe ihrer kürzlich kennengelernten Freunde. Aus einem hellen Licht erschien dann ein Trupp Elfen in Begleitung zweier weißer Geisterwölfe. Nachdem ihnen Anna die Situation erklärte, gingen auch sie zum Angriff über. Die Stadtbewohner waren nicht weniger Überrascht, als ihre Feinde, als ein ihnen fremder Trupp ihnen von hinten zur Hilfe eilte. Die hochgewachsenen Elfen ließen zielgenau ihre Pfeile niedergehen, ohne auch nur einen der Zivilisten zu gefährden und die Wölfe verbissen sich in die Gliedmaßen und warfen mit übermenschlicher Kraft ihre Opfer zu Boden. Während sich Kirito alle paar Augenblicke neue Kontrahenten aussuchten, verschoss Anna-Marie mit ihrem Stab Lichtblitze in Richtung des Tores. Alleinstehende Angreifer wurden zwischenzeitlich Ziele der Musketen. Mit dieser Gegenwehr hatten die Angreifer nicht gerechnet und befahlen den sofortigen Rückzug. Sofort sprangen die Verteidiger auf und errichteten im nun offenen Torbogen eine neue Barrikade. Der Kommandant wandte sich an die neu eingetroffenen Verbündeten und bedankte sich. Auf seine Frage, wer von diesem Trupp die Befehlsgewalt hätte, traten alle einen Schritt zurück, sodass nur noch Anna-Marie vor ihm stand. Sie war wegen dieser Geste mehr als nur peinlich gerührt und ihr war nicht mehr wohl in ihrer Haut. Daher ließ sie sich auch nicht nehmen nach dem Grund für diese Auseinandersetzung zu fragen und wo sie den hiesigen Führungsstab finden konnte. Der Kommandant erklärte es ihr.

 

Realtaíleann: Vor einiger Zeit kehrte Valamarin durch das Weltentor zurück in ihren Palast. Sie strahlte vor Freude, denn sie hatte das gefunden, was sie für ihr Ritual um die Aktivierung der Gralswaffe benötigte. Der runde Kristall, das Herz des empyrischen Tunnelwurms, war in ihrem Besitz. Sie öffnete die versiegelte Türe zum Arkadengang hin und wurde von ihrer königlichen Garde begrüßt. Allerdings entschuldigten sich ihre Wachen umgehend bei ihr, denn sie waren untröstlich. Sie hatten in ihrer Aufgabe kläglichst versagt den Palast vor Eindringlingen zu schützen. Freundlich winkte die Sternenprinzessin ab, denn Mason hatte ihr bereits berichtet, dass sie in ihrem Palast erschienen waren. Die Wachen kreuzten merkwürdige und zugleich erstaunte Blicke. Als ihre Gebieterin an ihnen vorbei huschte und gerade dabei war die Türflügel zu ihren Gemächern zu öffnen, da drängten sich eiligst die Wachen zwischen sie und der Tür. Wiederholt baten sie sie davon abzusehen in ihr Gemach zu gehen, doch Valemarin hörte nicht. Sie war erschöpft von ihrer langen Reise und bestand harsch und etwas verärgert darauf zu passieren. Die Wachen senkten ihre Häupter und traten ihr aus dem Weg. Valamarin setzte wieder ihr frohgemutes Lächeln auf und öffnete die Türen. Sie erstarrte und knirschte mit ihren Zähnen, als sie ihre verunzierte Bettstatt sah. Das Bett war gebrochen, die Stoffe mit Rotwein besudelt und die Kissen und Decken zerrissen. Ihr linkes Augenlid fing an unkontrolliert zu zucken, als sie Zorn in sich hochkochen spürte. Doch besann sie sich schnell auf ihre gelassene Ader zurück. Sie wandte sich zu ihrer Garde um und sprach mit zugekniffenen Augen und einem zärtlichen Lächeln auf ihren Lippen „Das werde ich Mason und Fafnir heimzahlen.“

 

Akt 19:

Heerschau:

 

Teilnehmende Abenteurer:

Mason Uluja (Ljosgard, Mensch, Küstenstaaten, Hexer/Spitzbube, Gaukler),

Fafnir Goldzahn jetzt Drachengold (Ljosgard, Zwerg, Zwergenreich Durheim, Söldner/Thaumaturg, Kaufmann),

Lucius Verus Duber geb. Doran MacConuilh (Myrkgard, Nordlande-Herena, Mensch, Krieger, Büchsenbauer) mit immateriellem Heldengeist Alucard,

Sledge MacHammer (Ljosgard, Alba, Mensch, Söldner, Grubschmied),

Wilhelm Schlachtner, genannt "der Knaller" (Myrkgard, Nordlande, Mensch, ???, ???),

Armadia (Ljosgard, Mensch, Alba, Wildläuferin, Jägerin),

Garoth MacThorne (Midgard, Mensch, Alba, Hexenjäger, Grobschmied) mit immateriellem Heldengeist Fair Cousat,

Salina Ameris aus dem Drachenthal (Ljosgard, Mensch, Küstenstaaten, Ordenskriegerin der Priorei des Goldenen Drachen von Monteverdine, Untersuchungsbeamtin, NPC),

Jocelynn MacKenzie, Schmiedin vom Kupferberg (Ljosgard, Mensch, Alba, Schmiedemeisterin, Waffenschmiedin, NPC),

Belimone Tinnúviel (Ljosgard, Elfe, Broceliande/Alba, Heilerin, Musikantin, NPC),

Kizuna (Ljosgard/Grüne Hügel, Fuchsgeist, TsaiChen-Tal, Musikmeisterin und LüMuSchih, Tänzerin, NPC) mit immateriellem Heldengeist Serenaya,

Semiramis (Ljosgard, Aran, ???, ???, NPC) mit Heldengeist Entoma,

Wallace von Ruan Ore (Ljosgard, Mensch, Alba, Fürstensohn, NPC)

 

(Notiz an mich: noch in Fliestext schreiben)

 

Ljosgard: morgens in Goldmoor, Amadia und Garoth wollen das Dorf evakuieren, falls die Schlacht auf der anderen Seite des Weltentores schlecht lief könnte König Berian zum Gegenschlag ausholen - die ersten Leidtragenden wären dann die Bewohner von Goldmoor, die Dorfbewohner weigern sich aber vehement ihre Heimat zu verlassen, stattdessen suchen sie die Truppen auf und überreichen ihnen Geschenke wie Speisen Weine oder Glücksbringer

im Heerlager gibt es Zelte, davor gibt es Schreiber die die Namen der Krieger und Freiwilligen und ihren Wohnort aufschreiben - falls sie fallen sollten dann würden ihre Hinterbliebenen das versprochene Geld erhalten

Amadia geht auf einen von Fürst Regis Hauptmännern zu, warnt ihn vor den Waffen auf der anderen Seite des Tores, er ist zuversichtlich dass sie obsiegen werden, König Berian wird auf seinem eigenen Territorium verlieren und in seine Schranken verwiesen werden, wird ihm eine Lehre sein hier Rohstoffe gestohlen und Bewohner entführt zu haben, Amadia hält ihn für starrsinnig - weiß nicht worauf er sich einlässt

Lucius versucht durch das Tor auf die andere Seite zu gelangen um die Mitglieder des Widerstandes über die Verstärkungstruppen zu informieren, die Wachen am Tor lassen ihn nicht passieren

annähernd 500 Mann starkes Heer bricht auf, Regis reitet mit seinen Hauptleuten voraus, Lucius zu Fürst Regis, er will voraus gehen da mit den Wachen auf der anderen Seite des Weltentores ein Codewort vereinbart wurde, Regis lässt ihn gewähren

Myrkgard: Lucius geht durch das Tor und wird von zwei Hellebardieren gestellt, nennt das Codewort "Wir sind von den Dheis Albi", informiert sie und gibt dann Regis das Zeichen zum Passieren, Hellebardiere sind baff als im Foyer der Domäne ein endloser Trupp mittelalterlicher Krieger mit Reiterei und Dutzenden von Planwagen erscheinen, marschieren über den Vorhof und durch das große Tor auf die breiten Straßen von Herena-Stadt, fragen eine der Wachen wo das Kommando der hiesigen Verteidiger ist, Wache geht voraus und will ihnen den Weg zeigen, Straßen sind gesäumt von Trümmern, kaum ein Haus ist mehr unbeschädigt

Lucius geht mit Fürst Regis und seinen beiden Hauptmännern Lance und Redwulf sowie dem Ansprechpartner der vom Fürsten angeheuerten Abenteurergilde Adeptus Rhegaru Severus Radamanthur Candranorum (siehe: Buch 0.5 "Chroniken eines Magiers") zum derzeitigen Hauptquartier des Widerstands, befindet sich im ehemaligem Stadtschloss des Beraters von König Berian, klopfen an der Türe, Barok öffnet und drückt Lucius fest

betreten das Stadtschloss, alle Anwesenden machen sich bekannt, im Raum befinden sich noch Baroks Kameradin Christine vom Widerstand, noch Merowinger der Anführer der Klingen, Gardistin Ina und Gardist Christian, Flottenadmiral Strewitz von Prussia, Hexerkönig Angmar mit seinen Begleiterinnen Marilyn und der grüngewandeten Bogenschützin Atalanta, sowie Mason und Fafnir und die junge und schüchterne neue Stadtheldin Anna-Marie mit ihrem schwarz gekleideten Beschützer - hat jünst den Verteidigern mit den ihr treu ergebenen Elfen geholfen das Stadttor zu verteidigen als Berians Truppen durchbrachen

Lucius zu Mason und Fafnir: was habt ihr hier zu suchen? - sind hier um König Berian um seine Schatzkammer zu erleichtern, laut Gerüchten wäre sie reich gefüllt mit 200.000 bis 400.000 GS

Lagebesprechung: Berian hat knapp 800 Soldaten, kam kürzlich in den Besitz riesiger Goldvorkommen und heuerte scharenweise Söldner an, hat vier Schiffskanonen auf den Berg vor seiner Festung positioniert und lässt wahllos die Stadt beschießen, hat starkes Truppenaufgebot um seine Festung zusammengezogen, der östliche Wachturm an der Küste ist besetzt und von einem Heerlager der Söldner gesichert, im Süden gibt es ein zweites Heerlager, Berians Truppen werden von drei Kommandierenden befohlen (der kürzliche Emporkömmling aus der Stadtwache Hauptmann Bernard, Berians Gardekommandant Solinger und der neue Leiter der sich wieder im Aufbau befindlichen SAklavenjägergilde Rothenburg), ihnen - dem Widerstand - bleibt nur noch diese Stadt, haben ungefähr noch 350 kampffähige Soldaten hier, in der Stadt gibt es noch einen Trupp von Priesterinnen aus Larinia und der Stadtstaat Julista hätte ihnen ebenfalls einen kleinen Trupp Krieger geschickt

Strewitz bekräftigt dass er sich auf einer Friedensmission befindet, er würde keine Leute schicken um einzugreifen, eine einzige Salve seines Turmschiffes könnte er aber notfalls irgendwie erklären, Lucius: was wäre wenn Berians Schiffe seine Flotte angreifen würden? - dann hätte er keine Probleme sich mit aller ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen, Lucius kommt Strewitz Friedensmission merkwürdig vor - fünf große Kriegsschiffe? - was bezweckt der Staat Prussia damit? - wollen sie etwa ihren Einflussbereich vergrößern?

kommen alle zu dem Entschluss dass ein direkter Angriff auf die Festung im Inselinneren reiner Selbstmord wäre, wollen die Heerlager der Söldner im Osten und im Süden aufmischen, das große Waldstück im S/W bietet ihren Truppen Schutz vorm Entdecktwerden, um zum östlichen Ufer der Insel vorzudringen müssen sie nicht die offiziellen Gebirgswege benutzen sondern könnten auch die Pfade der Hirten verwenden - dann könnten sie aber nicht ihre Belagerungswaffen mitnehmen, ein Trupp der Klingen könnte ungesehen in den östlichen Wachturm gelangen und die Verteidiger ausschalten, dann zur militärischen Handelsstadt Südwind vordringen um Berians Festung einzukesseln, vielleicht kann man die Menschen die in der Kanalisation von Südwind Schutz suchen dann sogar noch rekrutieren?, wollen ihre Truppen dahingehend informieren und sie bereit zum Angriff machen, benötigen aber noch ein Zeichen um gleichzeitig loszuschlagen, wollen dann während der Kämpfe mittels Licht- und Rauchsignalen von der Stadt aus mit ihren Truppen kommunizieren, Regis ist für Flaggensignale - damit kennen sich seine Männer bereits bestens aus - und Berians Kommandanten kennt bestimmt die hiesige Kommunikation mit Licht und Rauch - man würde ihm damit bloß die Strategie zukommen lassen - alle stimmen Regis zu, Regis wird aber nicht tatenlos zurückbleiben und Befehle geben - er will entweder mit seiner Garde oder seinen Rittern an vorderster Front kämpfen - das stärke die Moral, abropos Moral, Lucius wirft ein dass angeheuerte Söldner bestimmt nicht so eine große Moral hätten - man könnte sie vielleicht umdrehen oder leichter zur Flucht bewegen - sie kämpfen nicht für ein höheres Ziel sondern nur für Geld und würden daher nicht bis zum Tod kämpfen, Mason fällt ein Problem auf: ihre Truppenbewegungen selbst wenn sie mitten in der Nacht stattfinden sollte könnte auffallen, bräuchten ein Ablenkungsmanöver, könnten auf einigen Plätzen in der Stadt Atrappen aufstellen - aufrecht stehende menschengroße Holtstämme die Kleidung tragen - mit Feuer im Hintergrund könnten diese mit durch Wind bewegte Kleidung sich bewegende Schatten werfen - selbst mit einem Fernrohr wären diese wohl nicht direkt als falsche Soldaten zu erkennen - eine Abordnung soll diesen Plan zur Herstellung der Puppen umgehend umsetzen

Ljosgard: Garoth und Sledge kamen in die Jagdhütte zu Amadia, sie beratschlagten gedade das weitere Vorgehen im Dorf als sie von außerhalb ein mysteriöses Geräusch vernahmen, alle blieben still, Amadias Woldshund kam aufgeregt mit seinem Schwanz wedelnd durch die offene Eingangstüre herein gerannt, schien aber nicht ängstlich zu sein, Amadia bat alle hier zu warten und verließ ihre Hütte

schlich durch das zwischenzeitlich herbstfarbene Unterholz des Waldes, in einiger Entfernung durchbrach ein großer Wolfskopf das Dickicht, er erspähte Amadia und brach durch das Geäst, das mit etwa zwei Meter Schulterhöhe große Wesen schnellte auf sie zu und drosselte dann vor ihr seine Geschwindigkeit, Amadia erkannte in ihm ihr Totem wieder, es war der Leuchtwolf, sie ging auf die Knie und das Wesen umrundete sie mehrmals, der Leuchtwolf sagte ihr dass bereits sechs der sieben Siegel gebrochen waren an die sich nur noch die Ältesten der Alten erinnerten, nur das Siegel der schwarzen Sonne war noch unangetastet, doch wenn die schwarze Sonne auftauchen würde dann würde sich das Leben so wie sie es kannten für immer verändern, Amadia versprach ihm alles in ihrer Macht stehende zu tun um dies zu verhindern, der Leuchtwolf knurrte zufrieden und rannte fort in den Wald, Amadia stand auf und eilte zu ihren beiden Kameraden zurück

Myrkgard: im Planungsraum des Stadtschlosses positionierten alle Beteiligten ihre Truppen auf einer großen auf einem Tisch ausgebreiteten Karte der Insel, nur Anna-Marie und ihr schwarzer Beschützer standen etwas teilnahmlos zurückgezogen in einer Ecke des Raumes, Lucius ging zu dem Mädchen herüber da sie irgendwie fehl am Platz schien, er fragte sie wie sie in diese Sache verwickelt wurde und was sie hier sollte

Anna-Marie (siehe: Buch VI.5 "die Wanderin zwischen den Welten & 1000 Tode): sie stammte von einer anderen Welt und bis vor ein paar Tagen führte sie ein ganz normales Leben, dann wurde ihr offenbart dass sie ein Fluchmal eines Dämons oder so etwas in der Art trug welches schon seit Generationen in ihrer Familie vererbt wurde, bis dahin glaubte sie nicht an die Existenz von Magie - vor allem da dies in jederlei Hinsicht den wissenschaftlichen Erkenntnissen wiedersprach, der Dämon fing an jeden der ihr wichtig war umzubringen, als sie dann ihren Beschützer traf und einen Weg fand von ihrer Welt zu fliehen nahm sie diese Gelegenheit wahr, der Dämon war nämlich an ihr Mal gebunden und musste ihr somit folgen - so wären ihre Freunde und ihre Familie in Sicherheit, durch irgendein Tor gelangte sie in eine unterirdische Dschungelwelt in der es sogar Dinosaurier gab, durch eine glückliche Wendung wurde sie von einem Elfenstamm unter der Führung von Hanako aufgenommen, sie erzählte ihr dass in dieser Welt niemand sterben konnte und die dortigen Elfen daher einen aussichtslosen Kampf mit Orks führten den niemand gewinnen konnte, Hanako offenbarte ihr dass sie womöglich die Auserwählte aus den Legenden wäre und sie die Aufgabe hätte die Elfen in eine neue Welt zu führen, Hanako übergab ihr darum ein heiliges Relikt, den Asasazu-Stab, er hatte die Kraft all ihre Wünsche und Träume zu manifestieren und Wirklichkeit werden zu lassen, sie betrat ein anderes Weltentor und kam dann in dieser Stadt heraus, sie erhoffte sich Antworten von den Bewohnern in welcher Welt sie nun gelandet wäre - darum ergriff sie auch sofort mit ihrem Begleiter Kirito die Partei für die Verteidiger als das Torhaus der Stadtmauern von Belagerern angegriffen wurde, um sie zu beschützen beschwor sie daher einen Trupp Elfen aus der Höhlenwelt sowie zwei ihrer Geisterwölfe,

Lucius war beeindruckt dass jemand Elfen beschwören konnte, vielleicht war sie ja doch zu etwas zu Nutzen, doch warum sollten die Bewohner einer Welt in der jeder unsterblich wäre ihr in einen Krieg folgen?, andererseits herrschte auf ihrer eigentlichen Höhlenwelt auch Krieg und die Bewohner wären vielleicht aufgrund der dauernden Angriffe durch Orks ihrer Unsterblichkeit überdrüssig, Hanako hätte sie im übrigen mittlerweile auch hierher gebracht - sie treibt sich irgendwo in der Stadt herum, Lucius verabschiedet sich da er noch etwas Wichtiges zu erledigen hatte

er ging zu seiner Büchsenmacherei, ist noch unbeschädigt, wundert sich dass die Eingangstüre offen steht - nachdem er dem Wiederstand damals fast alle seine Waffen bereitwillig übergab hatte er sie doch abgeschlossen, im Verkaufsraum stehen zwei Personen hinter seinem Tresen, wer seid ihr?, stellt sich als Milligan vor - ist bekannter Einbrecher, sein Begleiter ist ein Pirat, Milligan macht sich an der Kasse zu schaffen, Lucius greift seine Pistole und zielt auf Milligan, der Pirat zielt wiederum auf ihn, senken beide die Waffen, insgeheim spricht Lucius in seinen Gedanken zu seinem Geist Alucard - will die beiden erschrecken - Alucard erklärt ihm dass dies nicht funktionieren würde - der Pirat an der Seite von Milligan wäre auch ein Heldengeist, Milligan nimmt das Geld aus der Kasse "Jack, komm wir gehen" und verabschieden sich von Lucius, Lucius ist sauer und spielt mit dem Gedanken Milligan in den Rücken zu schießen - er lässt es bleiben, aus einer Schublade seines Verkaufstresens nimmt er drei Pistolen heraus - die Diebe hatten es tatsächlich nur auf das Geld abgesehen - zwei der Pistolen tragen eine Gravur "Xan" und "Irindar", nach der Exekution seiner Eltern hatte ihn der Besitzer der Büchsenmacherei aufgenommen und adoptiert, doch er war noch immer dem albischen Glauben seiner Eltern treu ergeben, um seinen Ziehvater brauchte er sich auch keine Gedanken zu machen da er schon seit einiger Zeit den Widerstand unterstützte, er schaute auf seine Pistolen "Zeit den Glauben um die Dheis Albi hier bekannt zu machen", er nimmt ein Blatt Papier und setzt ein Kopfgeld auf die Ergreifung Milligans aus

er kommt wieder in das Stadtschloss, alle Anwesenden sind noch mitten in den Planungsvorbereitungen, das Hauptaugenmerk richtet sich an die Gardisten Ina und Christian - sind die Befehlshaber einer kleinen Schar Deserteure der Stadtwachen und waren selbst lange Zeit im Dienst von König Berian, fragen nach Insiderinformationen über die Festung, die Festung ist zu weiträumig um eine genaue Karte davon schnell zu erstellen, wenn sie sie erstürmten dann könnten sie ihnen aber den Weg in den Thronsaal und in die privaten Gemächer weisen, König Berian ließ die Festung im übrigen vor kurzem um einen gewaltigen runden Wohnturm erweitern - hatte vor demnächst die Oberhäubter der verschienenen Länder Vesternesses zu einem Staatstreffen einzuladen - vermutlich um sein Image aufzubessern und um seinen Einflussbereich zu vergrößern

wie steht es noch gleich mit den zusätzlichen Truppen?, Magier Severus von der angeheuerten Abenteurergilde kommt auf seine herausragenden Talente zu sprechen die er mitbrachte, sind seine Azubine/Novizin Anastasia, die Magierin Inari (siehe: Buch 0 "Verflucht & Dämonenkerker"), Barbar Ansgar Wyrrdson vom Stamme der Freden und der Krieger Herakles von Keranos

die Priesterinnen Larinias stellen jedoch eine Forderung für ihre Teilnahme an den folgenden nKampfhandlungen - fordern die Anerkennung ihres Glaubens hier auf der Insel als Teil einer annähernden Wiedergutmachung für das Bibliotheksmassaker von neulich bei dem viele ihrer Schwestern den Tod gefunden hatten, niemand äußert ein Problem dagegen obwohl einige hinter vorgehaltener Hand ihre Bedenken äußern - der Staat Larinia ist weit bekannt für seine aggressive Missionierung - doch sie brauchen nun jede Unterstützung die sie kriegen können, Lucius hat auch nichts dagegen wenn die hiesige Bevölkerung wieder gläubig wird - er möchte hier immerhin auch seinen eigenen Glauben an die albischen Götter verkünden

Lucius Freund der Harpunist Balder sowie sein größter Konkurrent der Büchsenmacher Farengar stoßen hinzu, werden die Truppen bei der Schlacht unterstützen

Ljosgard: Sledge macht sich Sorgen um den Ausgang der Schlacht, vielleicht hätten sie nicht all ihre zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausgenutzt und sollten ihnen zur Hilfe kommen, Amadia und Garoth wiedersprechen ihm - sie wollen nicht noch mehr der Bewohner ihres kleinen Dörfchens in Gefahr bringen, Amadia erzählt ihnen von dem Gespräch mit dem Geisterwolf, ihr Hauptaugenmerk sollten sie viel lieber auf die Sicherung des letzten Siegels richten als auf die Schlacht um Herena, Sledge kann nicht anders und verlässt die Jagdhütte

er macht sich auf dem Weg zu dem kleinen Häuschen in das die Gruppe Frauen gestern einzog, nachdem ihre bisherige Bleibe, ihr kleines Zeltlager am Waldrand von der Grauen Garde angegriffen worden war, er fragt sie danach, würden ihren Schützling Wallace ungern alleine zzurück lassen - er könnte mitkommen - soll dann aber im Stadtschloss in Sicherheit bleiben, ihnen wäre es zwar lieber hier in Goldmoor zu bleiben aber König Berian muss das Handwerk gelegt werden bevor er noch mehr Kinder entführt

Myrkgard: Sledge geht als erstes durch das Tor, beide dort positionierten Wachen hatten ihre Hellebarden nieder gelegt - sitzen auf dem Boden spielen Karten und trinken Wein - ihnen ist alles egal seit vor einigen Stunden ein Heer einfach so hindurch marschierte, Salina Ameris, Belimone Tinnúviel, Jocelynn MacKenzie, Kizuna, Semiramis, Entoma und Wallace folgen, Kizuna hält ihren Geist Serenaya vorerst zurück um ihn erst im Notfall zu rufen, Sledge schlägt ihnen vor das Kommando aufzusuchen damit jeder seine Aufgabe erhält, Semiramis geht mit ihren Geist Entoma an ihm vorbei - nimmt bestimmt keine Befehle von irgendwem entgegen - ist nur hier um sich abzureagieren und um Spaß zu haben, die zwei Wachen erschrecken als sie Entomas insektenartiges jedoch menschliches Äußeres erblicken

das Kommando im Stadtschloss stellt gegen Abend seine Truppen auf und hält die eiligst angefertigten Puppen noch in angrenzenden Wohnhäusern zu den Plätzen der Stadt versteckt - sollen erst kurz vor dem Entzünden der Feuer aufgestellt werden, wollen nun erst einmal bis zum Einbruch der Nacht warten, Anna-Marie wird mit ihrem Beschützer und den beiden Geisterwölfen (leuchten nicht - werden also in der Nacht nicht bemerkt und können feindliche Einheiten mit Bestimmtheit in Furcht versetzen) dem Trupp der Klingen zugeteilt, die Gruppe soll der Stoßtrupp sein die über die Bergkette zum östlichen Wachturm am Strand vorrückt und ihn einnimmt, bei Gefahr kann Anna-Marie mit ihrem Stab Unterstützung rufen bzw. beschwören

brauchen noch ein Signal für beide Truppenkontingente um gleichzeitig nach Osten und nach Süden loszuschlagen, die Wahl fällt auf den Einheimischen Wilhelm Schlachtner, er ist ein Sprengstoffspezialist, soll kurz vor Sonnenuntergang mit einem mit Wein beladenen Wagen zum Heerlager der Söldner in den Süden fahren, soll ihnen den Wein von Valian aus für ihren treuen Dienst überreichen, mit auf dem Wagen ist ein 5kg Fässchen Schwarzpulver welches Mason und Fafnir mit Zündersalz versehen haben, statt Wein ist auf dem Wagen aber hochprozentiger Schnapps, haben auch schon einen schönen Namen für den angeblichen Wein "Valianischer Fürstentropf", nach der Übergabe des Wagens muss Wilhelm flüchten - daraufhin lösen Mason und Fafnir das Zündersalz aus maximal 500m Entfernung gedanklich aus, das explodierende Schwarzpulver verteilt dann den brennenden Schnapps über die Söldner und ihr Heerlager, diese  Explosion wäre dann das Zeichen zum Losschlagen, beide Truppenkontingente haben daraufhin aber nur sehr wenig Zeit um ihre Aufgabe zu erfüllen denn Nachts gibt es hier kaum Sterne und keinen Mond, nach Sonnenuntergang kann dann kaum ohne Licht gekämpft werden

 

Myrkgard: (...)

 

Myrkgard: (...)

 

Myrkgard: (...)

 

Akt 20:

Die Schlacht von Herena:

 

Teilnehmende Abenteurer:

Mason Uluja (Ljosgard, Mensch, Küstenstaaten, Hexer/Spitzbube, Gaukler),

Fafnir Goldzahn jetzt Drachengold (Ljosgard, Zwerg, Zwergenreich Durheim, Söldner/Thaumaturg, Kaufmann),

Lucius Verus Duber geb. Doran MacConuilh (Myrkgard, Nordlande-Herena, Mensch, Krieger, Büchsenbauer) mit immateriellem Heldengeist Alucard,

Sledge MacHammer (Ljosgard, Alba, Mensch, Söldner, Grubschmied),

Wilhelm Schlachtner, genannt "der Knaller" (Myrkgard, Nordlande, Mensch, ???, ???),

 

Notiz: noch in Fließtext schreiben

 

Myrkgard: Sonnenuntergang, Ablenkung in der Stadt startet

BILD AUFSTELLUNG

1: Lucius Fafnir und Wilhelm mit 2 Wahen zum Söldnerlager, Straßensperre 5 Söldner, Schnapsprobe, lassen durch, 2 Musketenschützen, in Lager, Fafnir schlägt vor mit Schnaps zu verschwinden – würde dann aber kein Geld aus der Schatzkammer erhalten, sollen Schnaps direkt zu den Zelten bringen – Hauptmann soll davon nichts erfahren – ist ein Arschloch, müssen los, fahren mit Zweitwagen Richtung Südwind, unterwegs Idee für Fadenkreuz mit „Sehen in Dunkelheit“, Zünderrune aktivieren, Explosion von mehr als 2000 l Schnaps, Schutz im Wäldchen vor Schrappnellen, Glocken aus Südwind und der Festung, entgehen dem Blick eines Trupps – der von der Straßensperre

2: Streitmacht im Norden nähert sich im Restlicht des Tages über die Hügel dem östlichen Ufer, Sledge und Mason gehen mit den Deserteuren der Stadtwachen auf das Söldnerlager zu, Klingen gehen mit Anna-Marie verdeckt vor – Mason (20) sieht Schiff mit größeren Wesen (Echsenmenschen) – werden von den Söldnern gestellt, wollen sie zum Überlaufen überreden, Erwähnung der Goldmine (Beeinflussen und Beredsamkeit), er verlangte entweder Land oder Abschlagszahlung – gehen zweites ein beratschlagen sich (2GS/Tag+14 Tage+5GS für Schlacht+15GS Abschlagszahlung), untersagen aber eine anschließende Plünderung, Explosion und Glockengeläut

3: Hauptstreitmacht unter Regis bricht los, verschanzen sich im Wald südlich von Herena-Stadt, errichten Lazarett, werden von Aussicht bei Festung entdeckt – ein Kanonenschuss auf ihr Heer, arrettieren die Karrenballisten im Wald auf die Kanonen – zu dichtes Dickicht für Beschuss

Nacht bricht herein, stockfinster

4: im Söldnerlager im Osten: fragen Kommandanten der übergelaufenen Söldnern nach den Echsenmensachen – sind treu zu König Berian – schulden ihm etwas – man kann nicht mit ihnen reden, Mason schickt sein Frettchen vor in den Wald, ein Echsenmensch hört etwas (20), Frettchen flüchtet auf einen Baum, Echsenmensch wittert etwas zu fressen – seine niedersten Instinkte erwachen – wirft seine Axt weg und erklettert den Baum – Frettchen fällt vom Baum beim Versuch auf einen anderen zu springen – verletzt sich beim Aufschlagen auf den Boden – Echsenmensch verfolgt ihn – verliert das Frettchen aber in der Dunkelheit aus seinen Augen – kehrt zu Mason zurück, Mason hat Erkenntnisse über die Feinde eingeholt: Echsenmenschen sind von dicken Schuppen gepanzert – bis auf Lendenschurz unbekleidet, tragen schwere Nahkampfwaffen mit scharfen schwarzen Steinklingen – Obsidian – sind sehr primitiv

Lucius wendet sich an Anna-Marie – die Beschwörerin soll mit Regenzauber die großen Feuer bei den Echsenmenschen löschen – sind wohl Warmblüter – ohne Feuer in der Nacht könnten sie in Starre verfallen, Anna-Marie kann keinen solchen Zauber wirken – hat sie zumindest noch nie versucht so etwas zu materialisieren – sie bittet vielmehr darum sich ausruhen oder zurück in die Stadt kehren zu dürfen, Lucius wiegelt ab

nächster Tag bricht an, der Trupp beim Söldnerlager nähert sich durch das nun verbündete Lager und durch ein nahes Wäldchen den Echsenmenschen beim Aussichtsturm weiter an – erblicken zwei riesige Wesen – Fische mit großen Mäulern auf Beinen – geben die Front aufgrund zu geringer Erfolgsaussichten gegen diese Wesen auf und ziehen sich tiefer in den Wald zurück

5: Streitmacht im Osten wartet bis die Galeone von Hexerkönig Angmar die Insel umrundet hatte – ist schneller und besser bewaffnet und besitzt wegen seiner Kanonen eine größere Reichweite als das Schiff der Echsenmenschen mit seiner Schiffsballiste, Schiffskampf, zwei volle Breitseiten zerstören alle Deckaufbauten – Echsenmenschen an Bord springen ins Wasser und geben das Schiff auf

Echsenmenschen an Land sehen den Angriff auf ihr Schiff, geben ihre Stellung auf und laufen den Berg zur Festung empor, restliche Söldner dort ziehen sich in den Aussichtsturm zurück, eigene Schützen schießen auf eines der fliehenden größeren Fischwesen – gerät in Berserkergang auch weil Angmars Schiff auf es schießt, Wesen prescht in Lucius Linie und trampelt viele Nahkämpfer nieder, einem Krieger gelingt es sein Schwert im Kniegelenk zu versenken, Wesen stürzt zu Boden und wird niedergestreckt

Beriantreue Söldner im Aussichtsturm sind nun abgeschnitten von ihren anderen Einheiten und Versorgungswegen, richten Muusketenschützen auf den Turm, Sledge fordert die Verteidiger zur Aufgabe auf, weigern sich, innen heiloses Durcheinander – laute Rufe und Schüsse, weigern sich dennoch, Sledge schlägt von der Seite mit zweihändigem Hammer auf die Türe ein, von oben werden Steine geworfen – Verteidiger haben wohl keine Schusswaffen, ziehen sich zurück, Sledge spricht kurz mit Kommandant der übergelaufenen Söldner – ihm ist es egal was mit dem Trupp geschieht – sind andere Söldner, Sledge gibt Angmars Schiff den Befehl das Feuer auf den Turm zu eröffnen – aus diesem Turm soll niemand lebend heraus kommen – wird getroffen und bricht wenig später in sich zusammen, Sledge geht zu den Trümmern und spuckt darauf

Schüsse wurden bemerkt, wegen der Zerstörung des Turmes werden zwei Kanonen auf dem Berg auf sie gerichtet und eine der zwei verbleibenden Galeonen des Königs legt vom Hafen Südwind ab und nähert sich ihrer Position – Schiff ist moderner als jenes von Angmar – zieht sich zurück

BILD TRUPPENBEWEGUNG

6:Lucius Fafnir und Wilhelm schleichen sich durch die Felder nach Südwind, gelangen unbemerkt in die Stadt, Lucius weiß von den versteckten Siedlungen der Flüchtlinge in der Kanalisation irgendwo unter ihren Füßen, sehen den Wiederaufbau des Gildengebäudes der Sklavenjäger, Fafnir soll in der Stadt erst einmal den Sklaven von Lucius spielen – hier werden andere Rassen nämlich ungerne gesehen – Fafnir fügt sich grollend und meckernd

Lucius will dass Fafnir seine „Zwergenfurz“-Granaten mit Zündersalz versieht – Art ferngezündeter Sprengsatz – Fafnir verlangt anfangs dafür 5SS, sieht es aber dann doch ein dies kostenfrei zu erledigen

schauen sich die Wachtürme am Hafen an, 100 m davor ist nur offenes Gelände – Todeszone

bauen mit gekauften Nägeln und Eimern ihre Granaten zu Nagelbomben um, verhüllen diese dann an den Zugangswegen zum linken Turm mit von einer Leine gestohlener Wäsche

7: Nacht bricht herein, hören von Fernen wieder den Beschuss von Herena-Satdt, Idee: über die Kanalisation in den Turm eindringen oder später dadurch flüchten, finden auf die Schnelle keinen Zugang in den Untergrund, Fafnir trägt Lucius Thaumagramm „Stille“ auf – damit seine Pistolenschüsse nicht sofort zu hören sind – Idee für den ersten Schalldämpfer, Alucard kann sich ab sofort materialisieren – er soll den Turm ausspähen – darin halbes Dutzend Soldaten – mit Musketen und drei Kanonen – eine Wache schaut durchgehend auf den Vorplatz vor ihnen

Alucard soll nun in Geisterform in den Turm eindringen und den Ausguck erschrecken damit sie diese Ablenkung ausnutzen können um ungesehen einzubrechen

Alucard materialisiert sich hinter dem Ausguck und stößt ihn stattdessen aus dem Fenster – als er auf dem Vorplatz aufschlägt gehen sie zur Türe um diese aufzubrechen, Alucard öffnet sie aber von innen

Lucius sucht im EG nach Klo – Eingang zur Kanalisation – überrascht eine kackende Wache, Lucius schießt und trifft diese zwei mal doch sie rappelt sich auf und stürzt schreiend mitvseinem Rapier (noch in der Scheide) auf ihn zu, Lucius versucht ihn mit den Pistolenknauf niederzuknüppeln (1, 20), Wache nutzt offene Blöße für Gegenangriff (1), Wache wird getötet, guck ins Klo – nur ein Holzbrett mit Loch verdeckt einen ungefähr acht Meter tiefen Schacht nach unten

1.OG: finden Waffenkammer mit einer Drehbasse, 1 Steinschlosspistole, 1 Arkebuse, 5 Musketen, Brustpanzer, Helme, 1 Radschlosspistole, 1 schwere Hakenbüchse auf ausklappbaren Ständer, 1 Axtpistole, decken sich ein, Lucius erklärt Fafnir die Funktionsweise von Feuerwaffen

2.OG: Aufenthaltsraum, laben sich am Essen, Fafnir trinkt schnell Karaffe Wein und angetrunkene Becher aus – nimmt sich noch eine Schinkenkeule mit

3.OG: Geräusch hinter der Tür, stürmen das Zimmer, werden von einer durch ihre Füße huschende Ratte kurz überrascht, Fafnir plündert Truhe vor den Schlafstätten (Lederbeutel mit Gold, Glasflakon mit einer durchsichtigen gut duftenden Flüssigkeit, schöne Gürtelschnalle, handliches leichtes Metallkästchen mit kleiner aufschnellenden Klappe, aufklappbarer Silberanhänger mit einem schwarz weißem Portrait einer jungen Frau – er entfernt das Bildnis)

4.OG: oben müssen sich letzte vier Gegner befinden, gehen hoch, Gefahreninstinkt lässt Lucius plötzlich am oberen Treppenabsatz ducken – Wachen hatten eine Kanone umgedreht und schossen in den Turm – durchschlägt die Wand, Kampf 4 vs 4, direkt angesetzter Musketenschuss macht Alucard zur Überraschung aller Anwesenden nichts aus, Fafnir wirkt durch Brechen eines Runenstabs „Todeshauch“ - wirft dann die Schweinekeule auf eine Wache und weicht zurück, Alucard packt eine Wache und stürzt sich mit ihr aus einem Fenster, alle werden durch „Todeshauch“ getroffen der sich nun im gesamten Raum ausgebreitet hatte, Lucius (20/100) wechselt schnell auf Nahkampfwaffen und enthauptet eine Wache, letzte Wache ist verzweifelt – lässt von seiner Verteidigung ab und startet einen konzentrierten Angriff auf Wilhelm - Wilhelm wird schwer verwundet – Wache fällt durch das Gift des „Todeshauchs“ auf die Knie und verstirbt

Fafnir geht zum Fenster und schaut auf den Vorplatz, durch den Kanonenschuss im Turm sind Wachen alarmiert worden – mehrere Truppen nähern sich dem Turm, Fafnir aktiviert die Zünderrune – die zuvor platzierten Nagelbomben explodieren – sorgen für Verletzte und Verwirrung unter den Angreifern

Lucius richtet zwei der Kanonen auf die mittlerweile vor die Stadt gefahrene prussische Flosse und eröffnet das Feuer auf diese – schießt natürlich knapp daneben, Berians letzte Galeone im Hafen erkennt das drohende Problem (20) und eröffnet das Feuer auf den Kanonenturm, der Kommandant des rechten Hafenturms schätzt die Lage falsch ein (1) – weil der andere Turm auch kurz zuvor von einer Kanone getroffen wurde – eröffnet nun selbst das Feuer auf die prussische Flutte, Flottenadmiral Strewitz an Bord seines Flaggschiffs giibt Signal zur Selbstverteidigung – seine Flotte schießt mit allen Geschützen auf die Hafenstadt

Chars rennen die Treppen hinab, überall wird der Turm durchlöchert und Teile regnen auf sie hinab, gelangen ins EG, sieben Krieger Berians stürmen den Eingangsbereich – weil die Türe nicht verschlossen war, lautes Grollen von oberhalb zeugt vom gerade einstürzenden Turm, Boden bebt, im Gegensatz zu den angreifenden Kriegern können sich die 4 Chars auf den Beinen halten und springen in das geöffnete Klo in die Kanalisation – mit Unterstützung Alucards um Verletzungen zu vermeiden – Fafnir stürzt jedoch unkontrolliert hinab und schlägt unsanft auf, über ihnen stürzt der Turm gänzlich ein

in der Kanalisation, alle haben Verletzungen erlitten, Wilhelm ist gar schwer verletzt, haben kein Licht

Die beiden Kanonentürme links und rechts der Hafeneinfahrt zu Südwind sind eingestürzt, ein Wachturm im Westen der Stadt stürzt ein, die Galeone im Hafen sowie die zweite zurück gekehrte Galeone sinken, eine große Explosion am Hafen erschüttert die gesamte Stadt – vielleicht das Pulverlager, alle Gebäude im Hafen brennen und die Werften liegen in Trümmern, überall liegen nur Schreie in der Luft

noch in dieser Nacht erzittern die Krieger Fürst Regis durch die Donnerschläge und Explosionen der Kanonen – bleiben aber durch das Zutun von Regis standhaft und halten ihre Stellung im Wald westlich der Festung, im Norden sind die Mauern von Herena-Stadt noch intakt und besetzt, im Osten fliehen die Schergen Berians vor angreifenden Geisterwölfen und der still auf sie zuschnellenden Pfeile der Elfen und Attentate der Klingen – geben ihre letzten Stellungen auf und laufen zur Festung, im Süden in Stadt Südwind sind die Verteidiger Berians nach dem Angriff der prussischen Flotte mit Löscharbeiten beschäftigt – nachdem die Bevölkerung und die ihre Chance nutzenden Bewohner der Kanalisation aufbegehrten und Plünderungen starteten ergaben sich die Stadtwachen Milizen und Soldaten und gaben die Stadt dem Widerstand preis – nur in der neu errichteten Sklavenjägergilde haben sich die letzten Verteidiger verbarrikadiert, der Kreis hat sich um König Berians Festung geschlossen

 

Erde: (...)

 

Myrkgard: (...)